VII, Verschiedenes 13, 1933–1934, Seite 60

EVE
zeilen
.
perheim
AN.
war, unsere Juden geradezu so, als
Oesterreichs Unterdrückung ins Werk ge¬
für sie geschehen! Keinem anständigen
Ein Mahnwort
nahme verübel an einer vaterländische
sie, die rechtmäßig bei uns Zuständigen
Von Richard von Schaukal
Liebe zu unserem gastlichen Lande ber
Ich habe als erster Oesterreicher mit dem vollen Einsatz der von den nationalen Kreisen Frankreichs verfehmtesten
allzu leicht schäumender Begeisterung,
meines Ranges als deutscher Dichter und Schriftsteller die parlamentarischen Gelegenheitspolitiker der dritten Republik
wie bitterer Spott feststellen zu dürfen
Unabhängigkeit meines Vaterlandes gegen den „Anschluß
schlossen im Mitteltreffen der Heimwe
der vor kurzem verstorbene Herr Painlevé — man lese sein
vertreten, und zwar schon zu einer Zeit (1919), als der unübertreffliche Darstellung in René Benjamins prächtigen
wieder die Leute erblicken, deren Drei
fühl der Sicherheit sogleich ins Unve¬
Bundesstaat in Verkennung seiner freien Verfassung sich selbst Buche „Valentine!" — hat bei einem seiner von einer gewissen
zum „Bestandteil der deutschen Republik ernannt hatte. Mein
Haben uns doch knapp bis zum Ausbru¬
wiederholtes freimütiges Bekenntnis zum Oesterreichertum
lution" die marxistischen Juden Belehr¬
Das bevorzugte Spezialhaus
(wieder abgedruckt u. a. im Salzburger „Vaterland“, 9. Heft
unabweisliche Notwendigkeit eines auch
Jänner, des 7. Jahrganges, 1933/34), hat mir denn auch als
lichsozialen unentwegt empfohlenen
für Qualitätsstoffe und gute Seiden
erstem und nicht geringstem österreichischen Staatsbürger von
schlusses mit „Oesterreichern", vor denen
die altrenommierte Firma
einzelnen bis dahin mir nahestehenden Stellen des reichsdeutschen
Haut schaudern kann
Schrifttums „Bann und Acht" eingetragen. (Siehe darüber, aus¬
Auch die in Oesterreich ansässigen, zun
ALBERT SPITZMUTIL
nicht nur um das eigene Verdienen ver¬
zugsweise, näheres in den Nummern 13, 14, 15 und 16 der „Mit¬
damit mag sich Gewohnheit in Langm
teilungen der Schankal=Gesellschaft“, Wien, Nationalbibliothek.)
Wien, 1. Bez., Neuer Markt 16
Mitbürger und sollen trotz geringer Lie
Ich glaube, sonach durch Opfer - auch nicht unbeträchtliche an
gefochten bleiben. Aber, bei Gott, nicht
Erprobte Herrenstoffe in großer Auswahl
unentbehrlichen Einkünften — das Recht erworben zu haben
gar als unsere Vormacht, unsere euro¬
als treuer Mahner gehört zu werden.
So sehr jeder österreichisch empfindende Angehörige unseres Uebrigen „Kultur unde gefeierten Besuche im hochrot ge
Unsere Angelegenheiten wollen wir
durch Unkenntnis und Unvernunft schwer verletzten, verstüm¬
Freiheit nach unseren, nicht nach zu
färbten Wien diesen vom Stephansturm überragten Mittel
melten und erniedrigten, aber in großer Vergangenheit
Anschauungen befestigen.
punkt einer glorreichen Geschichte „die Stadt Arthur Schnitz
Glaubensmut zur Auferstehung schöpfenden Staatswesens die lers“ genannt. Unwidersprochen (außer von mir in reichs¬
Und erst wenn dieser Wille, das in unse
von ganz Europa mit Teilnahme und Anerkennung verfolgten deutschen Blättern. Und ein Mitglied des Redaktionsstabe
Wurzeln gediehene Volkstum durch nütz
Bemühungen als Um- und Aufschwung begrüßt, die eine der „führenden österreichischen Tageszeitung" hat im „Goethe bestätigen, sich auf das deutlichste mir
ihrer Verantwortung bewußte Leitung unserer Geschicke ver
Schnitzler"-Jahr (!) — das einzuweihen von der österreichischen deutlich auch in der Judenfrage —, w
werflichen Umtrieben innerhalb der eigenen Bevölkerung ent¬
„Ravag“ Herr Richard Beer=Hofmann berufen ward! — eine heute verblendet nach ausländischen Re¬
gegensetzt, so aufrichtig die unumwundene Abwehr einer unser
mit dem Vertrauen auch wieder die An¬
der zahllosen feuilletonistischen Kultusfeiern des „Inbegriffs
Selbständigkeit bedrohenden Vergewaltigung ihm zu Herzen
von Oesterreich kühnlich mit der Behauptung beschlossen
geht; in einem wesentlichen Punkte muß der ehrliche Be¬
Arthur Schnitzler habe sich den Wiener Wald als Denkmal
obachter und Teilnehmer der österreichischen Bewegung" sie
gesetzt. Spricht das nicht Bände einer unauslöschlichen
als gefährdet erkennen. Was so große Teile unserer Ein
Schmach¬
wohnerschaft dem Nationalsozialismus — über dessen Bedeu¬
Wien, die Stadt Eugens und Abraham a Santa Claras, die
tung für das erneute Deutschland hier nicht gesprochen werden
Stadt der großen Kaiserin und ihres großen Kanzlers,
soll — in die nichts weniger als zärtlichen Arme treibt, was
Mozarts und Beethovens, Grillparzers und Raimunds, Dann¬
viele nicht der schlechtesten unserer Mitbürger die Maßregel
hausers und Waldmüllers, Romakas und Hugo Wolfs, de
zur Unterdrückung der politischen Brandstiftung nicht mit der
gebührenden Justimmung begleiten, wenn nicht gar tadelt
Ebner=Eschenbach und Ferdinand von Saars, zur „Stadt
macht, ist, von allen anderen abweichenden Anschauungen als
Arthur Schnitzlers“ umgetauft, eines jüdischen Schriftsteller¬
Begleitumständen abgesehen, der in einem lebenswichtigen Ab¬
von wahrlich, auch ohne solche Maßstabe, geringfügiger
schnitt unseres Daseins vermißte Kampf gegen einen Krebs¬
Bedeutung!

schaden der europäischen Gegenwart,
Aber daß dieser im Kleingedruckten der Literaturgeschicht¬
die unübersehbare Verjudung des gesellschaftlichen und
mit zwei, drei Büchertiteln vielleicht „fortlebende Name mit
geistigen Lebens.
seinesgleichen im Ausland die österreichische Kunst vertritt
Diesem Mißstand, der einen Fluch bedeutet, Nachsicht, ja Dul¬
wie ein Siegmund Freud die österreichische Wissenschaft, das diese starren Augen wieder die
dung zu gewähren, wäre ein selbstmörderisches Auskunfts¬
ist das Ergebnis einer die Grundfesten unserer Wirklichkeit reichische Seele steigen.
mittel, das sich durch keinerlei Bedenken rechtfertigen ließe.
unterwählenden stetigen jüdischen Selbstbetonung, die unser
Die Judenfrage wird nicht durch Hinwegschauen gelöst. Sie
wahres Bild zur Fratze verzerrt.
*) Vgl. u. a. meine Aufsätze „Die
muß mit dem Ernst und der Unerbittlichkeit der Selbstachtung
Ich habe nur ein Kapitel aufgeschlagen, mit dem Finger die Judenfrage
(„Vaterland". Salz¬
ins Auge gefaßt und mit reinen Händen angepackt und be¬
1933/34), „ du mein Oesterreich!" (eber
r auf eine Seite darin hingewiesen. Jeder von uns
wältigt werden. Dazu ist weder Roheit noch gar Grausam
Juden miteingeschlossen — kennt die Bücherei, die weitere ber. 1933/34), „Ewiges Oesterreich und
keit erforderlich. Die Juden wissen selbst genau, worum e
(„Gelbe Hefte, München, Heft 6, Mä
chütternde Belege unserer Verjudung zu tausenden bietet
sich handelt. Ausflüchte und Verschleierung wie „Konfession
Salzburg, 2. Heft, Juni, 1933), „An¬
jedem Felde unseres Gemeinlebens.
oder „Menschheit" und „Menschentum", „Freiheit
publikum, ein Gesellschaftsbild
(„De
nas darf nicht so weitergehen. Gebärden sich doch, nach 11. November 1933), „Die Zerstörung
„Gleichheit“ sind längst abgebrauchte, durchsichtige und lee
heilsamen Schrecken, der ihnen in die Glieder gefahren Versöhnlichkeit" („Gelbe Hefte, München
Redewendungen. Andererseits muß man zum klaren Zwei
nicht erst die „Rassentheorie“ bemühen. Die Tatsachen lieg
am Tage
Die Juden haben, zumal seit dem Kriege, bei uns
nächst sind wir's, die es angeht) eine Uebermacht erla¬
die gebrochen werden muß, wenn wir anderen nicht erstic
sollen.
Nicht um Enteignung, Vertreibung und sonstige Gew.
tätigkeit geht es, sondern um Einschränkung des Uebersch¬
sigen, des beängstigend Wuchernden. Den Juden, die
überall ein= und vorgedrängt haben, ja, an zahlreichen St.
ein Monopol behaupten, ist ihr Platz anzuweisen, ihr Na¬
abzugrenzen. Wenn das versäumt wird, kann der berecht
Unmut der Benachteiligten nur anwachsen, muß Groll,
pörung zeitigen. Die Beispiele erübrigen sich. Nur a
eines sei — nicht zum ersten Male — hingewiesen: ein
Eine Anmerkung scheint mir unumgänglich. Seit me
als 25 Jahren habe ich, fast alleinstehend im Abwehrkamp
die Verjudung nicht nur des deutschen Schrifttums, bei all
der wirklichen Leistung auch am Artfremden gebührenden A¬
erkennung, verkündet und mich dadurch um den von de
„großen, als der „maßgebenden Presse, ihren „deutschen
Mitläufern gespendeten Erfolg gebracht.