VII, Verschiedenes 13, 1936 undatiert, Seite 28

13.
Miscellane
box 449
Suden / Salzburg / Semmering
Roulette — Baccara — Chemin de fer
österreichische Casino A. G.
Wien I. Schwarzenbergplatz 5
OBSERVER
1. österr. behördlich konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
en olleet. Telephon 7813
GRATIS
Ausschnitt aus
Nones Wien
Tagblatt. Wien
5 OKT. 1936
vom
Das Akademische Gymnasium jubilieri.
Wenn das Akademische Gymnasium zu einer Ge¬ wird mit einer Pontifikalmesse, zelebriert durch Kardinal¬
denkfeier einlädt, so ist das ein Ereignis, das nicht nur die ehe¬
Erzbischof Dr. Innitzer, im Anstaltsgebäude eingeleitet
während die Gottesdienste für die Schüler der übrigen
maligen Schüler betrifft, sondern auch ganz Wien, ja sogar
Bekenntnisse in den betreffenden Gotteshäusern abgehalten
ganz Oesterreich ist daran beteiligt und muß sich zu den Gratu¬
lanten gesellen, denn groß ist die Dankesschuld für all das, was
werden. Daran schließt sich eine Festversammlung, in der
diese hervorragende Anstalt für den geistigen Ruf unsrer
der ehemalige Ministerpräsident Freiherr v. Beck namen¬
Heimat geleistet hat. Mit der Jahrhunderte alten Geschichte des
der ehemaligen Schüler das Wort ergreifen wird. Hierau
Gymnasiums sind Namen verbunden, die für Oesterreichs erfolgt die Enthüllung und Einweihung der Heldengedenk
Kultur das Allerhöchste bedeuten, und in zahllosen Fällen hat tafel.
die humanistische Bildung, die diese Schule vermittelt, ganz
Bei der Feier wird man bestimmt eine große Anzal
eigenartige Triumphe gezeitigt.
bedeutender Persönlichkeiten sehen können, denn nahezu un
erschöpflich sind die Anstaltskataloge an klangvollen Namen
Eine Theorie verlegt die Entstehung, zumindest aber die
und sicherlich werden viele ehemalige Schüler und Lehre
Wurzeln der Entstehung der Schule bereits in das 13. Jahr¬
dem Jubiläum beiwohnen.
hundert und bringt die Anstalt mit der Bürgerschule zu
Von den Lehrern, die Jahrzehnte an der Anstalt wirkten
St.=Stephan, die ursprünglich eine niedere Gelehrtenschule
seien hier nur einige aufgezählt: die Professoren Blume
war, in Zusammenhang. Jedenfalls aber ist es erwiesene Tat¬
sache, daß das Kollegium der Jesuiten, das ursprünglich Am Hof Hauler, Herold, Hintner, Hoppe, Jakob, Konvalina, Lißner
untergebracht war, im Jahre 1622 auf den Dominikaner=Meister, Nick, Neumann, Reider, Schwerdfeger, Tschiany
Windisch und andre. Kurze Zeit gehörten dem Lehrkörper an
platz übersiedelte und von da an den Namen „Akademische
Gymnasium" führte. Durch diese Bezeichnung war auch die Gelehrte, wie Heberdey, Höfler, Jerusalem, Kalinka, Mekler
Scheindler, Schenkl, Seemüller, Wallentin.
nahe geistige und räumliche Verbindung mit der Universität
zum Ausdruck gebracht, die sich damals noch auf dem heutigen
Berühmte Schüler der Anstalt.
Universitätsplatz befand. Nach der Auflösung des Jesuiten¬
Bei der Aufzählung berühmter Schüler muß man be
ordens im Jahre 1773 ging die Schule in die Hände der
Franz Schubert beginnen. Ebenso wie er studierten noch in
Piaristen über und wurde 1852 vollständig vom Staate über¬
Hellmesberger, Deinhardstein, Castell
alten Gebäude:
nommen. Inzwischen war aber die Schülerzahl derart ge¬
Nestroy, Franz Exner, Hyrtl, Karajan
Bauernfeld, Seidl
wachsen, daß das alte Gebäude nicht mehr ausreichte und man
Littrow, Unger, Taaffe, Schmerling, Ignaz v. Plener
in den Jahren 1863 bis 1866 an die Errichtung eines neuen
Kardinal Rauscher, Freiherr v. Eskeles, Wertheimstein, Metax
Baues schritt, dessen Ausführung keinem Geringeren als dem
Winiwarter, Kajetan Felder und viele andre. Aber auch da¬
Dombaumeister Friedrich Schmidt übertragen wurde. Der
neue Gebäude setzte die illustre Reihe fort. Von Staats¬
Baugrund wurde von Kaiser Franz Josef I. auf den Stadt¬
männern seien nur erwähnt: Beck, Hainisch, Masaryk, Gra¬
erweiterungsgründen zur Verfügung gestellt, die Baukosten
Thun=Hohenstein, Redlich, Konstantin Dumba, Prix, Porzer
beliefen sich auf 500,000 Gulden.
Geßmann, Felix Frank, Freiherr v. Schießl; von bedeutenden
Künstlern: Hofmannsthal, Schnitzler, Daniel Spitzer, Alten¬
Die Traditionsfeier.
berg, Beer=Hofmann, Wertheimer, Oberleithner, Bittner,
Siebzig Jahre sind es nun her, daß das Akademisch¬
Wengraf. Aus der Fülle berühmter Gelehrter seien hier nur
Gymnasium seine Uebersiedlung durchführte und den herausgegriffen: Wilhelm Scherer, Schey, Schenkl, Finger,
wunderschönen Bau nächst dem Schwarzenbergplatz bezog. Robert v. Lieben, Hauler, Guido Adler, Frankfurter, Grün¬
hut, Fournier, Scherich, Professor Clairmont (Zürich), der
Die Anstalt nimmt diese historische Denkwürdigkeit zun
Nobelpreisträger Schrödinger. Schließlich seien noch Bundes¬
Anlaß, um am 31. d. eine Traditionsfeier abzuhalten,
der auch vornehmlich der im Kriege gefallenen vier Lehrer und wirtschaftsrat Dr. Margaretha, Dr. Kink, Dr. Richard Pre߬
burger und Professor Dr. Oppenheim erwähnt.
54 Schüler der Anstalt gedacht werden soll. Die Eltern
Besonderes Interesse dürfte auch eine Ausstellung histori¬
vereinigung des Gymnasiums stiftete eine Gendenktafel, ein
hochwertiges Kunstwerk im Laaser Marmor, dessen Schöpfer scher, interessanter Objekte finden, welche die Geschichte der
der akademische Bildhauer Josef Josephu ist. Die Feier Anstalt illustrieren wird.