VII, Verschiedenes 13, 1936 undatiert, Seite 49

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Studenten, die ihnen doch viel näher stehen, zu verbinden, turg und der Geldgeber, und man wird fast kein Theater heilige Religion angreift. Nun
gehen sie mit den Juden und Tschechen gemeinsam vor.
finden, wo nicht einer von den Dreien ein Jude ist, der ein neuer Judenroman erschie¬
Ich war selbst, wie ich noch im Gymnasium war, Gegner
Inde diktiert alles übrige und unsere christlichen Autoren Weg nach Zion“. Es ist unglau
der katholischen Studentenverbindungen, wie ich aber dieses können keine ihrer Theaterstücke zur Aufführung bringen, geleistet wird; der Staatsanw
gemeinsame Vorgehen gegen die katholischen Verbindungen
selbst wenn sie den Leidensweg von einem zum anderen dem scheußlichen Inhalte diese
sah, wurde ich selbst katholischer Couleurstudent. Die katho= antreten. Es ist von gut christlichen Autoren, Mitglieder
dem Romane wird die Blutsch
lischen Studenten verlangen ja nicht mehr als jene Gleich
der Deutsch=österreichischen Schriftstellergenossenschaft, be¬ aber das freimütige Bekennt
berechtigung, die ihnen als akademische Bürger und auf kannt, wie sie unter den Schikanen der Cliquenwirtschaft ablegt, wie weit es die
Grund des Vereinsrechtes zusteht; sie wollen nur, daß es leiden; wenn ein Autor nicht eine Empfehlung von Feli¬
daß sie alle Völker und
ihnen erlaubt ist, Vereine zu gründen. Es ist aber so weit
Dörmann und Artur Schnitzler vorbringt, wird er unter
Diese Worte sollen uns eine
gekommen, daß katholische Studenten nicht mehr promo¬ Umständen gar nicht empfangen.
der Jude soll uns nicht umson
vieren können. So ist es der Fall bei meinem Kollegen Aldrian
In unserem Burgtheater ist der Direktor Schlenther uns einig zusammenschließen.
in Graz, der bis nun nicht promovieren konnte, weil Un¬
zwar ein Christ, er ist aber von den Juden importiert Volkstheaterpreises hat sich der
ruhen an der Universität befürchtet wurden. Nun wird aber worden, damit sie leichter ihre Stücke anbringen. Ein die Stimmen auf einen christl
dank der christlichsozialen Abgeordneten seine Pro: non an
Zeichen seiner Tätigkeit ist, daß von zehn Premieren, die vereinigt haben; aber nicht
Samstag erfolgen, obwohl die deutschfreisinnige nach der letzten Zeit seines Direktoriums aufgeführt wurden
sondern das eines gewissen Le¬
radikale Studentenschaft dieselbe nicht zulassen
Nun sieben von jüdischen Autoren herrühren, die drei anderen
feld heißt und ein Bruder des
hat aber die christliche Bevölkerung von Graz erat, daß
sind von Ehrenchristen wie Hermann Bahr, der einmal fabrikanten Viktor Leon ist.
sie eventuell mit dem Knüttel in der Hand den Deutsch¬
Antisemit war, sich aber eine Jüdin als Frau beigeleg
und Kunst ist, ist es auch in de
radikalen den Terrorismu, austreiben wird. Interessant ist hat und nun wird er im Burgtheater aufgeführt
Literaturgeschichten fehlt der N
auch der Druck, den die „Neue Freie Presse“ auf die Pro¬
Unser großer Dichter Schüler hat in seiner „Mora¬
alle jene sind darin enthalten,
fessoren ausübt. Wer sich untersteht, nicht genau nach der lischen Schaubühne die Forderung aufgestellt, daß das
Presse" gegenseitig beloben.
Initiative Benedikts zu schreiben, der wird förmlich aus
Theater sittlich auf das Volk wirke. Unse jüdische Clique
sache, daß in Haus Benzmann
geschlossen aus der Gelehrtenwelt. Das ist dem Professor hat es so weit gebracht, daß das Theater entsittlicht. Da unter 170 Antoren nur 30 Oeste
Schrötter passiert. Professor Schrötter hat in einem brauchen wir nicht auf das Josefstädter Theater zu blicken,
Diese sind lauter Nichtarier und
Artikel seine Kollegen aufgefordert, nicht immer das reli¬ denn jedes Theater steht heute auf dem Standpunkte, daß
Felix Dörmann, Emil Faktor
giöse Gefühl der Bevölkerung anzugreifen, und sollte es es ohne Ehebruchsdramen und französische Sittenstücke nich
Hoffmann, Paul Leppin, Steph.
nicht vermieden werden können, die religiöse Ueberzeugung
geht. Es ist doch darüber nichts zu sagen, daß ein Stück
Adolf Donth, Hugo Sahis, vor
anzugreis so soll dies doch mit Takt geschehen. Das ist wie „Rose Berndt" erst über Intervention der Erzherzogin Dr. Hugo v. Hofmannsthal, en
eine re¬
rnünftige Schreibart und dieser Artikel wurde Valerie vom Burgtheater verschwinden mußte. Es ist zwar ginellste
einem
von der neuen Freien Presse“ nicht aufgenomme, weil Gerhart Hauptmann auch ein Christ, er ist aber ein Schütz
zu denen auch der Dramati
er ihr nicht in den Kram paßt. Ich komme nun, führte der ling der Presse, er gehört zur Clique und darum hat ihm
der Novellist Peter Altenberg
Vortragende weiter aus, auf mein eigentliches Thema zu
auch Hofrat Minor zweimal den Grillparzer=Preis verliehen.
der mit dem bürgerlichen Nam
sprechen: Kunst und Literatur. In der Architektur und bilden
In jüngster Zeit hat den Grillparzer=Preis Artur Schnitzler da als Dichter Beachtung. Ei
den Kunst spielen die Juden noch keine Rolle. Sie sind
bekommen. Nun wissen wir, wie der neue Grillparzer aus deutsche Drama der Gegenwar
lieber Bauspekulanten als Baumeister, sie wollen nicht da¬
schaut? Er hat eben zehn Liebesabenteuer in einem Buche dem bürgerlichen Namen Spitz
Handwerksmäßige der Kunst betreiben, weil es nicht mühe
geschildert, so daß Boccacios Decamerone dagegen als mora¬
sollte eigentlich „Der Weg nach
los ist. Ein müheloser Erwerb besteht aber in der Kunst¬
lisches Musterbuch gelten kann. Dieser Fall ist typisch dafür
man die Bilder ansieht, kommt
kritik und wer die kunsthistorischen Vorlesungen besucht, wird wie der Hofre Minor irgendeinen Schmutzfink herausgreift versetzt vor
finden, daß unter den ganzen Hörern sich nur zwei bi¬
und ihn zum Dichter stempelt. So ist es auch mit Feli
Man sieht also, wie trauri
drei Arier befinden.
Törmann der Fall, der eigentlich Felix Liebermann geheißen
und Literatur beschaffen ist.
In der Musik verdienen die Juden auch noch nicht und seinen Namen bei der Statthalterei hat ändern lassen, nie in der Hochschulfrage. W
viel. Meyerbeer und Mendelssohn sind zwar glänzende
Was Professor Minor nicht besorgt, besogt Professor Eric
suchen, um gegen das übermäch
Sterne, aber Richard Wagner hat sie durch seine groß
Schmid, der sich den Ausspruch geleistet hat, man könnte ehe
zukämpfen. Vor allem wäre
artigen Werke weit überboten. Bemerkenswert ist aber, daß einen Uhland, einen Eichendorf von der deutschen Literatur deutsches Volkstheater zu bekom¬
Richard Wagner hauptsächlich wegen seiner Broschüre „Tuo geschichte streichen, als einen Heine, dem die Palme der
Volksstücke aufgeführt werden
Judentum in der Musik von der jüdischen Presse heftig
Unsterblichkeit verliehen. Der Mann sollte sich dieses Aus
so daß auch unsere Kleingewe¬
angegriffen wurde. Die „Neue Freie Presse“ hat ihn durch spruches schämen bis ins Mark hinein, aber er gehört auch kommen, das Theater zu besu
Professor Hanstik und einen gewissen Spitzer in den Ko¬
zu den Schützlingen der deutschradikalen Studentenschaft und
Theater besessen, leider ist es
reißen lassen, allein das großartige Genie Richard Wagners
zu jenen, welche die Wissenschaft gegen jeden Angriff schützen.
schwunden, zum großen Teile
hat sich doch durchgerungen und strahlt heute in vollem Es ist noch ein Stückchen des Hofrates Minor zu beleuchten, jüdischen Presse. Es ist aber no
Ruhmesglanze. In der Operette ist es anders, da spielen
Er hat einmal auch eine christliche Schriftstellerin prämiiert, Arbeiter eine günstige Bildung
Halevy und Offenbach eine große Rolle und da drängen
Frau Handel Mazetti, aber nur, weil er gleichzeitig Herrn
Auch der Abgeordnete
sich die Juden ein. So wie aber ein jüdischer Trödler Werner v. Oesteren für seinen Roman „Christus und nicht Arbeiterheime Theaterstücke an
keinen neuen Anzug braucht, da er seine Ware umwenden Jesus" prämiieren wollte, und er hofft die christlich anti¬
französische Sittenstücke, sondern
läßt, ist es auch in der Operette. Da wird an der Musik semitische Opposition zu befriedigen. Oesteren heißt eigentlich würklich bildende Tendenz haben
etwas gewendet, es kommt doch etwas Neues heraus, das Goldbauch und ist Sohn einer Jüdin; woher er diesen zösischen Sittenstücke anbelangt,
Geld und Geschäft macht und der Geschäftsstandpunkt ist Namen hat, weiß man nicht. Er wurde getauft, da war reich gar nie gesehen. Es gibt
doch beim Juden die Hauptsache,
sogar ein Domherr Taufpate. Er ist in ein Jesuitenkollen Pseudonyms wählen. Ein Be¬
Damit sind wir beim Theater angelangt. Beim Theater gebracht worden, aus welchem er bald geliefert wurde und „Nichts zu machen", dessen
spielen drei Faktoren eine Rolle, der Direktor, der Drama nun hat er seinen Roman geschrieben, in dem er unsere Ein eigenes Kapitel bilden die