VII, Verschiedenes 13, 1936 undatiert, Seite 53

13. Miscell


box 44/10
CASINOS IN OSTERREICH
Baden / Salzburg / Semmering
Roulette — Baccara — Chemin de fer
Osterreichische Casino A. G.
Wien III, Schwarzenbergplatz 5a
„OBSERVER
1. österr. behördlich konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, Wollzeile 11, Telephon R-23-0-43
Ausschnitt aus:
vom
Praxiteles erzählt Theater¬
erinnerungen.
Besuch bei Alexander Jarray.
No¬
Gustav Tellheim.
Wenn man dem Schöpfer des kürzlich in Eisenstadt ent¬
hüllten Liszt=Denkmals gegenübersitzt, braucht man nicht zu
fürchten, einen gelehrten Vortrag über Plastik oder Skulptur
über sich ergehen lassen zu müssen, sondern wird auf das an¬
genehmste durch die Tatsache überrascht, daß Jaray ausschließlich
Theatererinnerungen zum besten gibt. Alexander Jaray ent¬
stammt einer altangesehenen Wiener Architektenfamilie, so daß
es nur zu begreiflich erscheint, daß sein Vater den Wunsch hegte,
den Sohn als Mitarbeiter in der Firma zu wissen. Dieser sagte,
um seinem alten Herrn nicht die Freude zu verderben, bereit¬
willigst zu dessen Vorschlägen ja, erbat sich aber die väterliche
Zustimmung zu der Fortsetzung seiner Studien bei Zumbusch
und Hellmer, die dem begabten Schüler ein überaus günstiges
Prognostikon für seine weitere künstlerische Laufbahn gestellt
hatten.
Doch zwei Seelen wohnten in der Brust des jungen Bild¬
hauers, in der die Liebe zur bildenden Kunst mit seiner Sehn¬
sucht nach einer erfolgreichen Bühnenkarriere einen gewaltigen
Kampf ausfocht, der schließlich mit einem Besuch endigte, den
Jaray dem seinerzeit sehr bekannten dramatischen Lehrer Pro¬
fessor Leo Friedrich abstattete, um sich bei diesem hervorragenden
Fachmann ein ungeschminktes Urteil über seine Eignung zum
Schauspieler einzuholen. Leo Friedrich, der es mit seinem Lehr¬
amt sehr genau nahm, riet Jaray, auf alle Fälle bei ihm Unter¬
richt zu nehmen, da er in dem jungen Manne den gewissen
Geniefunken entdeckt zu haben glaubte, der für die Zukunft das
Allerbeste erwarten ließ.
Siebzehn Jahre Bühnenlaufbahn.
Nach einigen Monaten eifrigen Studiums, von dem der
Herr Papa allerdings nichts wissen durfte, hatte Jaray einen
Vertrag zu Siegmund Lautenburg nach Berlin in der Tasche,
wo er als Antrittsrolle den Kalb in „Kabale und Liebe zu
spielen bekam, obwohl er insgeheim gehofft hatte, bei seinem
ersten Auftreten den Ferdinand spielen zu dürfen. Siebzehn
Jahre hindurch war Jaray mit kleinen Unterbrechungen in
Berlin tätig, beschäftigte sich aber nach wie vor in seinen Muße¬
stunden mit der Bildhauerei. Zu seinem Erstaunen erhielt er
eines Tages die Nachricht, daß ihm für die Statue einer
Somnambule der Rompreis zugesprochen worden sei, ein Um¬
stand, der ihn bewog, dem Theater vorläufig Valet zu sagen,
um sich ausschließlich als bildender Künstler zu betätigen.
Von ihm stammt das bekannte Denkmal des berühmten
Schauspielers Josef Kainz, das sich heute auf dem nach ihm be¬
nannten Kainz=Platz unweit des Türkenschanzparks erhebt. Es
ist dies das erste Monument eines darstellenden Künstlers, das
auf einem öffentlichen Platz zur Aufstellung gelangte. Da aber
die Katze bekanntlich das Mausen nicht lassen kann, führte Jaray