VII, Verschiedenes 13, 1936 undatiert, Seite 60

den: Die Gegenwart
Die Zukunft der
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chtsmärchen Deutsche
th Walden: Die Helden
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erkungen Mitteilungen
hen Haus. Dem Familien¬
Munde zusammen. Die
pe aus. Die Familienkinder
Es ist eine Kunst zu leben.
je Beinstellung die einzig
Meine Beine, deine Reine,
st zum Davonlaufen. Weißt
Nach der bekannten
bethen.
Wenigstens einen Stel¬
Tausend Menschen ver¬
ausverkauft ist. Alles ist
fe nicht an. Der Kenner
Der Mensch denkt. Das
te sächlich sein. Dann er¬
de gegenständlich ist oder
Das
pas: ist eine Nebensache.
ebensache nicht notwendig.
dürfnisanstalten zu haben.
Wir wissen, was sich ge¬
ter.
Liebe höret nimmer auf.
alles ernst. Ernst ist das
bedeuten. Das heißt eine
Das Publikum lacht sich
lie die Welt bedeuten, sind
ge. Der Tragödie zweiter
ft. Der Künstler will nicht
fühlt das Publikum. Aber
blikum. Was sich neckt,
in die Kunst. Oder Vor¬
Der Ulk ist der Welt¬
ist ein Freudenhaus. Den
Künstler hält sich schadlos
paziert! Links für Damen.
in einen recht ist, ist dem
der über uns wohnet, er¬
blikum. Du bist ein Uebel,
Mit vorzüglicher Hoch¬
fast keine Seele. Der Rest
Weiber, Kinder, Greise.
nährenden Busen. Ich
men Denkungsart. Das
tretenen
Karnickel. Dann fliegt das Nichts in die Luft. Vexer¬
bild: Wo ist die Jungfrau? Lang lang ist's her.
Heraus!
Das Theater geht solange zum Publikum, bis de¬
Mensch sich bricht. Alle Theater wollen zum Brechen
voll sein. Bruch. Einem dringenden Bedürfnis ab¬
zuhelfen. Du fühlst mit diesem Drang im Leibe. Hilfe
tut not.
Etwas Gewaltiges ist der Mensch. Raum ist in der
kleinsten Hütte. Pärchen ohne Paarung sind prosaisch.
Daher der Name Prosadichter. Das Volk der Denker
und Dichter. An ihren Werken sollst du sie erkennen.
Das Theater ist ein Geschäft. Es wird mit Ge¬
schöpfen gehandelt. Es wird mit Schöpfern gehandelt.
Mädchenhändlern läßt man ihre Ruhe nicht. Wir sind
Gemütsmenschen. Wir wissen Unterschiede zu machen.
Wer scheidet Schöpfung vom Geschäft? Kunst ist
Schöpfung. Ist Theater Kunst? Für alle Gemüts¬
menschen. Gemütsmensch ist das Mensch, bei dem es
nur die Ruhe machen kann. Und wenn die Welt brennt,
nur immer gemütlich. Wie wohl ist dem, der dann und
wann sich etwas Schönes dichten kann. Und wenn man's
nicht kann, geht man ins Theater. Dort wird einem vor¬
gedichtet, daß es nur solche die
Natur. Lebendig wie das Leben. Das Leben ist ein
Theater, ach ja, Krachen ist schön, aber bitte nicht
schießen. Das stört die Verdauung,
Die Hauptsache im Theater, daß man die edleren
Funktionen nicht stört. Man behandle das Publikum wie
ein rohes Ei. Bitte nicht, Kolumbus!
Erkenne dich selbst. Und erst auf dem Theater. Das
beruhigt. Sind wir doch allzumal Sünder. König und
Bettler, Schulter an Schulter. Von sonstigen Be¬
ziehungen ganz zu schweigen. Man denke an das kleine
Schlaganfälschen. du mein Heimat-Land!
Die Welt ist eine Hühnerleiter. Die weltbedeutenden
Bretter sind auf dem Holzwege. Alle Wege führen nach
Rom. Nur ein Weg führt zur Kunst: das Kunstwerk.
Die Kunst ist nicht in Rom. Wer sich der Welt ergibt,
ist bald allein. Der Eine ist das All im Kunstwerk. Alle sind
im Theater allein. Mit allen Mitteln fängt das Theater alle.
Jeder für sich, das Theater für uns alle. Wer viele
bringt, wird manchem etwas bringen. Der eine will
Unterhaltung, der andere Belehrung. Der eine will die
Schauspielerin sehen, die andere will gesehen werden.
Man muß was fürs Volk tun. Das muß man gesehen
haben. Weil wir nicht schauen können. Weil wir so
arm sind. Darüber reden können, damit man sich kunst¬
verständig übergibt. Kritik ist das Gewissen des
Publikums. Die Stimme des Gewissens schlägt. Das
Publikum ist böse von Beginn. Die Dame der Gesellschaft
kritisiert, wie man sich anzieht. Der Herr der Gesell¬
schaft kritisiert, wie man sich auszieht. Das nennen sie
Kunst. Man sieht sich ein fünfaktiges Trauerspiel an, um
einen halben Frauenakt zu sehen. Private Entblößung
in der Oeffentlichkeit, das ist Theater. Ziehe deine Mit¬
menschen aus. Gern sieht man, daß die anderen sich
schämen. Lieber sieht man, daß auch die anderen
schamlos sind. Die Natur ist heilig. Die Bearbeitung
der Natur ist eine Vergewaltigung. Wer eine Dichtung
lebendig machen will, vergewaltigt sie. Die aufgeführte
Dichtung ist ein Verbrechen. Aus der ewigen unfalbaren
Gestalt wird ein Fall gemacht. Das ohnehin hinfällige
Gretchen kommt nun wirklich zu Falle. Das labt das
verehrte Publikum. Daher die Dichter verehrung. Sie

Mensch nach ein Ende!
Der Theaterbesucher ist kein Mensch. Einmal er¬
kennen wir, daß wir nicht Besucher eines öffentlichen
Hauses sind, daß man uns dazu gemacht hat. Einmal
wissen wir, daß wir Menschen sind. Wehe dem, der
etwas aus uns machen will. Zu sein ist unser Leben.
Unser Geist ist. Im Geist sind wir Menschen nicht
Mensch. Geister zu sein, sehnen wir uns. Wo ist der
Geist im Theater? Er erscheint nur dem Hamlet und
spricht als ein alter Mann voll geistiger Getränke. Der
Dichter verscheidet und gibt seinen Geist von sich. Das
Publikum hat keinen Geist.
Im Sturm fährt der Geist herab. Das Gelächter
tötet den Ungeist. Das Theater will durchhalten, weil es
unterhalten will. Wir aber siegen, weil wir kämpfen.
Der Geist besiegt die Masse. Der Geist ergreift die
Masse. Das Publikum wird nie den Geist begreifen. Aber
einmal weichen die endlichen Instinkte der unendlichen
Sehnsucht. So wahr die Macht der Unendlichkeit größer
ist als die Kraft der Endlichkeit. Das geistige Erlebnis
ist das Ende des endlichen Lebens. Das geistige Reich
ist angebrochen. Die Zeit der Armut ist vorbei. Wir
leben nicht mehr. Wir erleben. Bruder um Bruder.
Schwester um Schwester. Mensch um Tier. Tier um
Blume. Volk ist Menschheit, Leben erlebt die Welt
Wir sind die Welt. Was gehen uns die Bretter an, die
die Welt bedeuten. Die Bretter bedeuten nichts. Die
Welt bedeutet nichts. Nichts deutet die Welt. Wir
künden die Welt. Die Welt kündet uns. Der Lebende
schaut dem Werden zu. Der Erlebende schaut das Sein.
Der Geist ist keine Oeffentlichkeit. Der Geist ist eine
Innerlichkeit. Der Geist ist kein persönliches Ziel. Der
Geist ist die Gegenwart des All. Allgegenwärtig ist er
im geistmächtigen Menschen. Es gibt kein Publikum.
Wir sind keine Zuschauer. Wir sind Schauende. Das
Theater ist eine öffentliche Versammlung. Die Schauen¬
den haben die innere Sammlung. Das Theater ist leer.
Wir sehen die Leere des Theaters. Das Theater hat
kein Gesicht. Keine Gesichte sind im Theater gestaltet.
Darauf kommt es an. Wir wollen die Unendlichkeit sehen.
Das ist nicht belustigend. Das ist nicht belehrend. Das
ist die Macht der Kunst.
Die neue Zeit ist da. Die Persönlichkeit ist eine
lächerliche Wichtigkeit. Der Gernegroß Publikum beißt
um sich. Den Geist kann man nicht beißen. Die Mensch¬
heit hat ihr inneres Reich aufgerichtet. Kunst ist seine
Kunde. Das Publikum fällt. Ihm gibt es keine Auf¬
erstehung. Der Vorhang ist gefallen. Das Haus ist leer.
Wir sind voll Kunst. Wir künden. Wir stürmen.
Lacht mit uns. Lacht die Leiche tot, die zappeln will.
So leb denn wohl, du altes Haus. Kündet mit uns.
Stürmt mit uns. Mit-Menschen sind wir. Alle Himmel
rauschen über der alten Erde.
Die Zeit schreit. Wir sind die Stimme.
Die Gegenwart der deutschen Bühne
Herr Fritz Engel, der Theaterheld des Berliner Tage¬
blatts, streckt beinahe seine ulkigen geistigen Waffen
vor Herrn Doktor Arthur Schnitzler. Herr Doktor
Schnitzler kämpft bekanntlich Schulter an Schulter mit
Ludwig Fulda um die Bühne als moralische Anstalt.
Beide Herren sind ferner bekanntlich so geistvoll, daß
ihnen die Wiener und die Berliner Presse die vorzügliche
Hochachtung nicht versagen kann, trotzdem sie beide
an keiner Redaktion angestellt sind. Herr Doktor Arthur