VII, Verschiedenes 13, 1936 undatiert, Seite 59

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SOCIE DES THEATERS
DER LAPRESSIONSTEN
Heraus! Alle sollen sehen: Die Larve. Das Nichts.
ist die erste nicht. Nichts Menschliches ist mir fremd.
Lothar Schreyer: Die Theater¬
Zertreten wir die Larven, und wenn sie sich mehren wie
Die Kunst ist nichts Menschliches.
varth Walden: Die Gegenwart
Karnickel. Dann fliegt das Nichts in die Luft. Vexer¬
Mensch mach ein Ende!
Bühne Die Zukunft der
bild: Wo ist die Jungfrau? Lang lang ist's her.
ne Der Sohn der Jungfrau
Heraus!
Das Tagebuch der S.
Der Theaterbesucher ist kein Mensch. Einmal er¬
Weihnachtsmärchen Deutsche
kennen wir, daß wir nicht Besucher eines öffentlichen
Hauses sind, daß man uns dazu gemacht hat. Einmal
Herwarth Walden: Die Helden
wissen wir, daß wir Menschen sind. Wehe dem, der
Das Theater geht solange zum Publikum, bis der
beim Held vom Wald Die
Mensch sich bricht. Alle Theater wollen zum Brechen
etwas aus uns machen will. Zu sein ist unser Leben.
Anmerkungen Mitteilungen
voll sein. Bruch. Einem dringenden Bedürfnis ab¬
Unser Geist ist. Im Geist sind wir Menschen nicht
Mensch. Geister zu sein, sehnen wir uns. Wo ist der
zuhelfen. Du fühlst mit diesem Drang im Leibe. Hilfe
Geist im Theater? Er erscheint nur dem Hamlet und
tut not.
spricht als ein alter Mann voll geistiger Getränke. Der
Etwas Gewaltiges ist der Mensch. Raum ist in der
piche
Dichter verscheidet und gibt seinen Geist von sich. Das
kleinsten Hütte. Pärchen ohne Paarung sind prosaisch.
Publikum hat keinen Geist.
Daher der Name Prosadichter. Das Volk der Denker
Im Sturm fährt der Geist herab. Das Gelächter
und Dichter. An ihren Werken sollst du sie erkennen.
tötet den Ungeist. Das Theater will durchhalten, weil es
Das Theater ist ein Geschäft. Es wird mit Ge¬
im öffentlichen Haus. Dem Familien¬
unterhalten will. Wir aber siegen, weil wir kämpfen.
schöpfen gehandelt. Es wird mit Schöpfern gehandelt
Wasser im Munde zusammen. Die
Der Geist besiegt die Masse. Der Geist ergreift die
Mädchenhändlern läßt man ihre Ruhe nicht. Wir sind
elt die Suppe aus. Die Familienkinder
Masse. Das Publikum wird nie den Geist begreifen. Aber
Gemütsmenschen. Wir wissen Unterschiede zu machen.
erbrochen. Es ist eine Kunst zu leben.
einmal weichen die endlichen Instinkte der unendlichen
Wer scheidet Schöpfung vom Geschäft? Kunst is
iß, daß die Beinstellung die einzig
Sehnsucht. So wahr die Macht der Unendlichkeit größer
Schöpfung. Ist Theater Kunst? Für alle Gemüts¬
Leben ist. Meine Beine, deine Beine
ist als die Kraft der Endlichkeit. Das geistige Erlebnis
menschen. Gemütsmensch ist das Mensch, bei dem es
piel. Es ist zum Davonlaufen. Weißt
ist das Ende des endlichen Lebens. Das geistige Reich
nur die Ruhe machen kann. Und wenn die Welt brennt.
ein stehen? Nach der bekannten
ist angebrochen. Die Zeit der Armut ist vorbei. Wir
nur immer gemütlich. Wie wohl ist dem, der dann und
chillern, Goethen.
leben nicht mehr. Wir erleben. Bruder um Bruder.
wann sich etwas Schönes dichten kann. Und wenn man's
nicht alleine. Wenigstens einen Stel¬
Schwester um Schwester. Mensch um Tier. Tier um
nicht kann, geht man ins Theater. Dort wird einem vor¬
ir kaufen. Tausend Menschen ver¬
Blume. Volk ist Menschheit, Leben erlebt die We¬
gedichtet, daß es nur solche die
Kasse ausverkauft. Alles le
Wir sind die Welt. Was gehen uns die Bretter an, die
Natur. Lebendig wie das Leben. Das Leben ist ein
die Kunst.
die Welt bedeuten. Die Bretter bedeuten nichts. Die
Theater, ach ja, Krachen ist schön, aber bitte nicht
ihre Jahre nicht an. Der Kenner
Welt bedeutet nichts. Nichts deutet die Welt. Wir
schießen. Das stört die Verdauung.
Denkorgan. Der Mensch denkt. Das
künden die Welt. Die Welt kündet uns. Der Lebende
Die Hauptsache im Theater ist, daß man die edleren
Kunst sollte sächlich sein. Dann er¬
schaut dem Werden zu. Der Erlebende schaut das Sein.
Funktionen nicht stört. Man behandle das Publikum wie
tens, ob sie gegenständlich ist oder
Der Geist ist keine Oeffentlichkeit. Der Geist ist eine
ein rohes El. Bitte nicht, Kolumbus
Theater ist: Das
Innerlichkeit. Der Geist ist kein persönliches Ziel. Der
Erkenne dich selbst. Und erst auf dem Theater. Das
Geist ist die Gegenwart des All. Allgegenwärtig ist er
Sache. Das ist eine Nebensache.
beruhigt. Sind wir doch allzumal Sünder. König und
im geistmächtigen Menschen. Es gibt kein Publikum.
n ist die Nebensache nicht notwendig.
Bettler, Schulter an Schulter. Von sonstigen Be¬
Wir sind keine Zuschauer. Wir sind Schauende. Das
heln uns, Bedürfnisanstalten zu haben.
ziehungen ganz zu schweigen. Man denke an das kleine
Theater ist eine öffentliche Versammlung. Die Schauen¬
Kulturvolk. Wir wissen, was sich ge¬
Schlaganfälschen du mein Heimat-Land!
den haben die innere Sammlung. Das Theater ist leer.
Kulturtheater.
Wir sehen die Leere des Theaters. Das Theater hat
Die Welt ist eine Hühnerleiter. Die weltbedeutenden
rukt. Die Liebe höret nimmer auf.
kein Gesicht. Keine Gesichte sind im Theater gestaltet.
Bretter sind auf dem Holzwege. Alle Wege führen nach
as du mir alles ernst. Ernst ist das
Darauf kommt es an. Wir wollen die Unendlichkeit sehen.
Rom. Nur ein Weg führt zur Kunst: das Kunstwerk.
die Welt.
Das ist nicht belustigend. Das ist nicht belehrend. Das
Die Kunst ist nicht in Rom. Wer sich der Welt ergibt,
le die Welt bedeuten. Das heißt eine
Ist die Macht der Kunst.
ist bald allein. Der Eine ist das im Kunstwerk. Alle sind
eine Welt. Das Publikum lacht sich
Die neue Zeit ist da. Die Persönlichkeit ist eine
im Theater allein. Mit allen Mitteln fängt das Theater alle,