VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 114

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gegen die verflossene deutsch=liberale Partei mit Behagen
entgegennahmen und durch ihren Beifall ermunterten.
Wenn sie in zorniger Entrüstung gegen Wolf sich erhoben,
so vergaßen sie, daß ein Wolf nicht möglich wäre, wenn es
Feuilleton.
Deutsches Volkstheater.
(„La Douloureuse" — „Die Abrechnung". Comödie in vier Acten von Maurice Donnay.)
Die Stücke der neueren Schule, die wie ein Schwarm
kecker Meisen auf die Bühne schwirrten, haben in Wien eine
sehr ungleiche Förderung erfahren. Ehe noch unter ihren
Autoren sich die natürliche Sonderung in wirkliche Be¬
gabungen und in solche vollzog, denen die Mittel fehlen,
Geist und Theilnahme zu fesseln, war man hier schon im
Allgemeinen gewohnt, das leichtere Genre der Modernen
dem Ernsteren vorzuziehen. Eines ihrer mächtigsten Talente
hat dem Schmerzensschrei des Hungers einen erschütternden
Ausdruck gegeben. Keines unserer Theater macht ernstlich Miene,
die Aufführung dieser Tragödie anzustreben und die gewiß nicht
unüberwindlichen Censurschwierigkeiten zu entfernen. Ein
junger Wiener Autor, der nach lockerem Pariser Muster das
hohe Lied der Liebe auf die niedrigsten dramatischen Töne
herabstimmte, versuchte später dem Militarismus, der mit
so schwerem Drucke auf Europa lastet, an den Leib zu rücken.
Er hat in Deutschland, nicht hier, Förderung gefunden, wo
die Mode des Verismus nur in dem Genre beachtenswerth
erscheint, welches das Verhältniß von Mann und Frau so
unerschrocken erörtert, daß diese erröthen muß
Wie weit hierin zu gehen erlaubt sei, darüber streitet
man immer noch gegenüber dem alten Fall Clémenceau"
Die verschiedensten Richter — auch solche, die ihre Sitten¬
strenge erst spät entdeckt — wehren sich gegen die „Er¬
regung der Sinne", die ein Bühnenwerk versucht. Ein
literarisches Urtheil kann kaum im Zweifel sein, daß auch
diese einem Dichter zu gestatten sei, wenn er sein Werk
hiedurch künstlerisch zu unterstützen glaubt. Das moderne
Drama, so unangenehm es uns oft beschäftigt, so trübe
Genüsse es uns bereitete — einen Erfolg hat es gewonnen,
die Ausdrucksfähigkeit des Theaters ist heute um ein Be¬
trächtliches erweitert. Vorurtheile, die gestern noch herrschten,
sind nun zerstört, das Wort, die Schilderung ist ungleich
freier geworden, und das Talent hat Zugeständnisse er¬
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