13.
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Miscellaneous
Feuilleton.
die sichere Heirat denkt und die Tochter in dem
Burgtheater.
einen Zimmer verlobt, während gleichzeitig in
Samstag, den 20. März: Raoul Auernheimer. Der Un¬
dem anderen ein älterer Freier verabschiedet wird;
verschämte, Lustspiel in einem Akt; Die glücklichste
und die sauberen Töchter, von denen die eine
Zeit, Lustspiel in drei Akten. — Regie: Herr Hartmann.)
nur einen „Freund", die andere nur einen Mäen
Von diesen beiden heiteren Spenden des
haben will, der sie für die Musik ausbilden lassen
amusanten Feuilletonisten ist die kleinere ent¬
soll. Auch der Bräutigam hat eine Molly auf
schieden die wertvollere, der echtere Auernheimer,
dem Gewissen, die er nach der Verlobung mit
der, wenn er für Schnitzler mit Überzeugung
großem Schaden los werden muß dieser ernstere
eintritt, immer auch ein kleinwenig an sich selber
Konflikt wird von dem Verfasser sehr leicht ge¬
denkt. Eine lose Frau versteht es, ihren Mann
nommen und kurzer Hand den Verwandten, Be¬
auf die geschickteste Weise zu betrügen, indem sie
kannten, der Gesellschaft alle Schuld beigemessen,
(ihm selber die Briefe ihrer Liebhaber zu lesen
besonders aber den Widerwärtigkeiten der Ver¬
gibt und ihm die ironische Überlegenheit gönnt,
lobung, denen sich die Liebenden durch die Flucht in
sie in seine Hausfreunde zu verwandeln, mit
die „wilde Ehe entziehen wollen. Dazu kommt
denen sie dann ein um so bequemeres Spiel hat.
es aber nicht, denn eine altväterische Tante hält
In ein paar Minuten spielen sich so in raschen
sie auf und führt sie in den Hafen der „gut¬
und schlagenden Dialogwendungen drei gar nicht
bürgerlichen Ehe zurück. Noch viel rascher geht
üble Szenen ab: zuerst ist der Mann der Ge¬
es mit dem anderen Liebespaar: der Literat
foppte, dem die Frau den Brief des neuesten
Robert, der nach der Mode auf Cynismus posiert
Unverschämten zu lesen gibt; dann der Liebhaber
und das Heiraten verschworen hat, und die Kon¬
den der Mann erst als komische Figur hinstellt,
servatoristin, die sich nach einem sehr ernsten
ehe er ihn als neuen Hausfreund mit seiner
Techtelmechtel plötzlich zu einer Vernunftheirat
Frau allein läßt; zuletzt aber in ganz über¬
entschließt, werden im Handumdrehen ein Paar.
raschender Weise die Frau, die sich von dem
Auernheimer besitzt zweifellos eine nicht ge¬
neuen Anbeter einen Korb holt, weil er wohl
wöhnliche Begabung für die Erfindung komischer
bereit war einen Mann zu betrügen, aber nicht
Situationen und Dialogwendungen, die er nicht
mehrere. Es steckt nicht bloß Witz, sondern
mühsam erzwingen und zusammenbetteln muß,
auch Geist und scharfe Satire in dem Dialog
sondern die aus ihm frei und leicht hervorspru¬
und die drei Personen, die ihn führen, sind zwar
deln und die er bis auf die Neige auszunutzen
keine neuen Erscheinungen auf den Brettern, am
versteht. Seine stärksten Wirkungen verdankter
allerwenigsten der schüchterne und verlegene Un¬
dem Kontrast: wie das Urteil über den Bräuti¬
verschämte, aber sie haben doch Gestalt und
gam bei der Familie auf einmal ins Gegenteil
Leben.
umschlägt und wie man endlich gar nicht mehr
An Witz, besonders aber an Witzen fehlt
wissen will, daß die zertragenen Brautleute über¬
es auch in dem Dreiakter nicht. „Die glücklichste
haupt jemals verlobt waren, das führt er ver¬
Zeit", das ist, ironisch gemeint, die Zeit der Ver¬
gnüglich in parallelen Szenen durch. Wie uns
lobung. Was ein junger Musiker in diesen
schon sein „Unverschämter“ gezeigt hat, liebt er
Wochen von der gesamten Familie seiner Braut
vor allem die Retourkutsche: denn auch hier stellt
auszustehen hat, von den wirklichen und den soge¬
sich heraus, daß die lose Molly, deren Abfindung
nannten Tanten, von den Onkeln und den Vettern
dem Bräutigam so teuer zu stehen kommt
bis zum Schoßhund hinunter; wie ihn das
und deren Schmerz über seine Untreue ihm so
Wohnungsuchen und die Auswahl der Farben
tief zu Herzen geht, längst schon mit seinem zu¬
für den Salon, der Verkehr mit dem Schneider
künftigen Schwager unter einer Decke steckt. Auf
und Tischler gar nicht zur Arbeit kommen lassen;
dem Kontrast beruhen auch vor allem die dickeren
wie ihn die drei stereotypen Fragen: Wann
Striche in der Charakteristik, die so ziemlich
werden Sie heiraten, wohin geht Ihre Hochzeits¬
überall auf einen Zug beschränkt bleibt: die
reise und wo werden Sie wohnen zur Ver¬
optimistische Mutter und der gar zu pessimistische
zweiflung bringen; wie er mit seiner Geliebten
Vater, der seinem Schwiegersohn jede Krankheit
seitdem sie seine Braut ist, kaum mehr allein ist
zutraut und nur an die Lebensversicherung denkt,
und über die Fragen des künftigen Haushaltes
stehen als Gegensätze an den äußersten Grenzen.
in Streit gerät — das ist hier zwar nicht ohne
Im Grunde sind ja alle diese Figuren nur dazu
Übertreibung, aber mit gutem Humor dargestellt.
da, jeder nach seiner Art mit einem Witz¬
Auch dieser Verfasser führt uns in ein so¬
wort in den Dialog einzugreifen. Denn
genanntes „gutbürgerliches Haus, das zwar in
der witzige Dialog ist so sehr die Hauptsache
Wien steht, sich aber von dem der Kleinstadt in
für unseren Verfasser, daß er sich über technische
der „Tür ins Freie" nur wenig unterscheidet.
Anforderungen ganz ungeniert hinaussetzt: ein
Auch hier das würdige Elternpaar, das nur an
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Feuilleton.
die sichere Heirat denkt und die Tochter in dem
Burgtheater.
einen Zimmer verlobt, während gleichzeitig in
Samstag, den 20. März: Raoul Auernheimer. Der Un¬
dem anderen ein älterer Freier verabschiedet wird;
verschämte, Lustspiel in einem Akt; Die glücklichste
und die sauberen Töchter, von denen die eine
Zeit, Lustspiel in drei Akten. — Regie: Herr Hartmann.)
nur einen „Freund", die andere nur einen Mäen
Von diesen beiden heiteren Spenden des
haben will, der sie für die Musik ausbilden lassen
amusanten Feuilletonisten ist die kleinere ent¬
soll. Auch der Bräutigam hat eine Molly auf
schieden die wertvollere, der echtere Auernheimer,
dem Gewissen, die er nach der Verlobung mit
der, wenn er für Schnitzler mit Überzeugung
großem Schaden los werden muß dieser ernstere
eintritt, immer auch ein kleinwenig an sich selber
Konflikt wird von dem Verfasser sehr leicht ge¬
denkt. Eine lose Frau versteht es, ihren Mann
nommen und kurzer Hand den Verwandten, Be¬
auf die geschickteste Weise zu betrügen, indem sie
kannten, der Gesellschaft alle Schuld beigemessen,
(ihm selber die Briefe ihrer Liebhaber zu lesen
besonders aber den Widerwärtigkeiten der Ver¬
gibt und ihm die ironische Überlegenheit gönnt,
lobung, denen sich die Liebenden durch die Flucht in
sie in seine Hausfreunde zu verwandeln, mit
die „wilde Ehe entziehen wollen. Dazu kommt
denen sie dann ein um so bequemeres Spiel hat.
es aber nicht, denn eine altväterische Tante hält
In ein paar Minuten spielen sich so in raschen
sie auf und führt sie in den Hafen der „gut¬
und schlagenden Dialogwendungen drei gar nicht
bürgerlichen Ehe zurück. Noch viel rascher geht
üble Szenen ab: zuerst ist der Mann der Ge¬
es mit dem anderen Liebespaar: der Literat
foppte, dem die Frau den Brief des neuesten
Robert, der nach der Mode auf Cynismus posiert
Unverschämten zu lesen gibt; dann der Liebhaber
und das Heiraten verschworen hat, und die Kon¬
den der Mann erst als komische Figur hinstellt,
servatoristin, die sich nach einem sehr ernsten
ehe er ihn als neuen Hausfreund mit seiner
Techtelmechtel plötzlich zu einer Vernunftheirat
Frau allein läßt; zuletzt aber in ganz über¬
entschließt, werden im Handumdrehen ein Paar.
raschender Weise die Frau, die sich von dem
Auernheimer besitzt zweifellos eine nicht ge¬
neuen Anbeter einen Korb holt, weil er wohl
wöhnliche Begabung für die Erfindung komischer
bereit war einen Mann zu betrügen, aber nicht
Situationen und Dialogwendungen, die er nicht
mehrere. Es steckt nicht bloß Witz, sondern
mühsam erzwingen und zusammenbetteln muß,
auch Geist und scharfe Satire in dem Dialog
sondern die aus ihm frei und leicht hervorspru¬
und die drei Personen, die ihn führen, sind zwar
deln und die er bis auf die Neige auszunutzen
keine neuen Erscheinungen auf den Brettern, am
versteht. Seine stärksten Wirkungen verdankter
allerwenigsten der schüchterne und verlegene Un¬
dem Kontrast: wie das Urteil über den Bräuti¬
verschämte, aber sie haben doch Gestalt und
gam bei der Familie auf einmal ins Gegenteil
Leben.
umschlägt und wie man endlich gar nicht mehr
An Witz, besonders aber an Witzen fehlt
wissen will, daß die zertragenen Brautleute über¬
es auch in dem Dreiakter nicht. „Die glücklichste
haupt jemals verlobt waren, das führt er ver¬
Zeit", das ist, ironisch gemeint, die Zeit der Ver¬
gnüglich in parallelen Szenen durch. Wie uns
lobung. Was ein junger Musiker in diesen
schon sein „Unverschämter“ gezeigt hat, liebt er
Wochen von der gesamten Familie seiner Braut
vor allem die Retourkutsche: denn auch hier stellt
auszustehen hat, von den wirklichen und den soge¬
sich heraus, daß die lose Molly, deren Abfindung
nannten Tanten, von den Onkeln und den Vettern
dem Bräutigam so teuer zu stehen kommt
bis zum Schoßhund hinunter; wie ihn das
und deren Schmerz über seine Untreue ihm so
Wohnungsuchen und die Auswahl der Farben
tief zu Herzen geht, längst schon mit seinem zu¬
für den Salon, der Verkehr mit dem Schneider
künftigen Schwager unter einer Decke steckt. Auf
und Tischler gar nicht zur Arbeit kommen lassen;
dem Kontrast beruhen auch vor allem die dickeren
wie ihn die drei stereotypen Fragen: Wann
Striche in der Charakteristik, die so ziemlich
werden Sie heiraten, wohin geht Ihre Hochzeits¬
überall auf einen Zug beschränkt bleibt: die
reise und wo werden Sie wohnen zur Ver¬
optimistische Mutter und der gar zu pessimistische
zweiflung bringen; wie er mit seiner Geliebten
Vater, der seinem Schwiegersohn jede Krankheit
seitdem sie seine Braut ist, kaum mehr allein ist
zutraut und nur an die Lebensversicherung denkt,
und über die Fragen des künftigen Haushaltes
stehen als Gegensätze an den äußersten Grenzen.
in Streit gerät — das ist hier zwar nicht ohne
Im Grunde sind ja alle diese Figuren nur dazu
Übertreibung, aber mit gutem Humor dargestellt.
da, jeder nach seiner Art mit einem Witz¬
Auch dieser Verfasser führt uns in ein so¬
wort in den Dialog einzugreifen. Denn
genanntes „gutbürgerliches Haus, das zwar in
der witzige Dialog ist so sehr die Hauptsache
Wien steht, sich aber von dem der Kleinstadt in
für unseren Verfasser, daß er sich über technische
der „Tür ins Freie" nur wenig unterscheidet.
Anforderungen ganz ungeniert hinaussetzt: ein
Auch hier das würdige Elternpaar, das nur an