VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 132

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13. Miscellaneous
aus dem hohen Beamtenstande, ge¬
zu sind, die es unmittelbar zu erledigen Abgeordneten Dr. v. Hochenburger und besonders von Portefeuilles berufen werden sollen.
Specifische darstellen. Also etwa
Kreise, das
viel über Schriftthum und Kunst gesprochen, geschrieben
tige Nummer unta, Seiten und
ganz Feines, sehr Heikles, Leises, das die zartesten Finger
als in großen Städten. Die Ansichten und Meinungen, wie
seratentheile nach beide Texte :
verlangt: die Luft einer Gegend und ihrer Leute, den um
schlecht es die Schaffenden gemacht haben und wie sie es
des Romans „Das rothe Band von
sie schwebenden Dunst und Schein möchten sie berühren
hätten machen sollen, bilden also auch den Hauptgesprächs
Seite 23.
und ergreifen. Wie es einer von ihnen, Hugo Greinz, aus
stoff der geistigen Kreise. Kurz und gut: In der Provinz
Seite 17 bis inclusive 22.
wird mehr geschaffen, in der Großstadt mehr kritisirt. Und gesprochen hat: „Wir fordern in den Werken unserer
es. Seite 27.
Provinz auch das wirkliche Leben derselben, so wie es sich
Frauen=Zeitung. Seite 31 und 32.
kritisirt vorwaltend auch wieder nur das, was aus Gro߬
cht. Seite 35.
städten kommt. Die Provinz wird ignorirt.“ Das will und hundert= und tausendfältig unterscheidet von dem der
großen Städte. Wir müssen ja zu unserer eigenen Be¬
soll sie sich aber nun nicht mehr gefallen lassen. Sie hat
schämung gestehen, daß wir in Oesterreich beinahe keinen
dasselbe Recht, das die große Stadt hat; sie muß es sich
Feuilleton.
einzigen neueren, modernen Roman haben, der uns das
nur nehmen. Unsere österreichische Literatur kann nicht blo¬
aus den paar Wiener Literaten bestehen. So Rosegger. Leben der kleinen Städte auf dem flachen Lande schildert,
Entdeckung der Provinz.
ihre enge Cultur zeigt, die ihnen eine Ausnahmsstellung
Aber jene Jünglinge meinen es noch anders und wollen
anweist, der künstlerischen Darstellung jedenfalls in hohem
Der Hermann Bahr.
noch mehr. Sie denken an eine besondere Art von Kunst, di¬
„Provinzkunst" sein soll, nicht nur, indem ihre Künstler in Maße werth... Die Provinzliteratur soll uns Charaktere
t sich in unseren Provinzen. Aus Linz, auf
zeichnen, die in den vielen Einflüssen provinzieller Um¬
aus Innsbruck hören wir von Vereinen, die im der Provinz leben, sondern indem sie eben das Leben in der
gebung entstanden und aufgewachsen sind, sie soll uns die
Pan die neue Kunst zu pflegen, nach Cultur Provinz selbst zum Thema nehmen wird. Das ist ihr
Stimmung geben, die an ein bestimmtes Land, an eine be¬
Programm. Es widert sie an, immer nur die Berliner und
verlangen, und leidenschaftlich werden Jüng¬
stimmte Stadt gebunden ist — ihre Werke sollen Provinz¬
die Wiener copirend, die Epigonen von Mitlebenden zu
de mit großen Worten ungestüm fordern. Was
luft athmen!... Unsere kleine Cultur, die ruhige Poesie
sein. Warum denn nicht darstellen, was sie selber sehen und
an dort, scheint es, eigentlich selbst noch nicht
ßt nur, daß endlich gezeigt werden soll, was wie sie es sehen? Mit ihren eigenen Sinnen wollen sie sich unseres Lebens in einem Milieu, das dem der Großstädte
fremd und entlegen ist, verlangt nach einer Darstellung.
kann. Rosegger hat die Parole ausgegeben: an ihr eigenes Leben machen. Der Linzer zeige die Linzer
Dies erkennen am ehesten die sensitiven Künstler und
der Steierer, wie die Steierer sind, und es reizt sie, die
Erste gewesen, der von einer „Entdeckung der
Literaten, die zum Beispiel den kurzen Weg von Wien zu
Nuancen ihrer Städte und Gegenden aufzufangen und ab¬
sprochen hat. Er zieht für den Künstler, für
uns nach Linz gehen und auch nur wenige schnelle Stunden
zufassen: wie dieselben Dinge in jedem Lande anders
das Leben in der kleinen Stadt oder auf dem
in unserer Stadt verbringen. Die Stadt selbst schon ver¬
zur in der Stille könne der Schaffende gedeihen, werden. Wir wissen freilich, daß es zuletzt immer dieselber
langt ihren eigenen Styl der Poesie. Die Straßen tragen
Tragödien, ewig dieselben Possen sind, die in der ganzer
de Durchschnittsleben großer Städte," behauptet
Auf einer niedrigeren Stufe, als das kleinerer Welt unter allen Menschen sich abspielen, aber sie haben an trotz mancher mit modernem Comfort ausgestatteter Kauf¬
läden, trotz des in gewissen Stunden lauten und regen
jedem Orte, zu jeder Zeit doch eine andere Farbe und einer
in der Provinz... Vom armen Großstädter ist
Lebens ihr eigenthümliches, zwischen städtischer und länd¬
zu verlangen, daß er sich sammle, vertiefe und anderen Ton, ewig gleich und ewig neu. Dasselbe Gefühl
licher Cultur schwankendes Gepräge. Eine Stadt, mitten
dieselbe Liebe, derselbe Zorn redet in der Stadt anders als
schaffe. Seine Sache ist es vielmehr, zu karnen,
hineingesetzt in die Gebiete der Bauern — hinter den letzten
de bauen, nämlich die anderweitig entstandenen auf dem Lande, dasselbe Schicksal nimmt jede¬
Häusern, die schon das Strohdach zeigen, schneidet der
der Literatur und Kunst zu kritisiren und wo= Mal sozusagen einen anderen Dialekt an. Diesen
Pflug in die Erde, ringsum blühen Gärten, und ein guter
zu demoliren. Es wird denn auch nirgends so wollen sie erhören und das Besondere ihrer kleinen