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Buch
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VON
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und
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zwar
se
hacht,
Bunde
kel.
guten
faire,
die
chen
Hin¬
er be¬
sagten
Wort.
man
nach
omane
es ist
3. Aufl.
13
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Miscellaneous
der: ohne künstlerische Bohemiene kommt der Ver¬
fasser nicht aus. Immer stehen Künstler im Mittel¬
punkte der Handlung. Es ist dies kein Zufall. Der
Wiener hört und liest gerne von seinen Lieblingen.
Die ganze Theaterkritik der Wiener Presse ist kein
künstlerisches Würdigen der tatsächlichen Leistungen,
sondern „Tratschkolportage“. Nicht wegen des Dichters,
sondern wegen des Schauspielers, nicht wegen des In¬
halts und der Form, sondern wegen der Tendenz und
der Aktualität geht der Wiener ins Theater. Darum
darf man sich nicht wundern, wenn der Romanzier
seinem Publikum das vorsetzt, was er gerne hat. So
hat es Dessauer gehalten, so Schönthan in den „Blauen“ *),
so Bahr in seinen schlimmen Novellen, die wir ihm
vergessen wollen, so Ludwig Hirschfeld im „Jungen
Fellner), Ida Bock in den „Bernhardmädeln“ *) und
viele andere.
Ludwig Hirschfelds „Junger Fellner“ ist noch aus
einem anderen Grunde interessant. Er ist gleichsam
ein Pendant zu der „demolierten Literatur von Kraus
und jene, die Krausens Ausführungen für übertrieben
halten, werden bei Hirschfeld den unbeabsichtigten
Wahrheitsbeweis finden.
Das literarische Kaffeehausleben in Wien, das
beide, Hirschfeld und Kraus, schildern, hatte zur Folge,
daß gewisse typische Ideen gleichsam Gemeingut werden,
d. h. daß man eigentlich niemanden recht dafür ver¬
antwortlich machen kann. So ist es auch mit dem
vielgenannten süßen Mädel aus der Griensteidlära
gegangen. Heute gilt Schnitzler als der Schuldige.
In Bahrs Novellen findet es sich allerdings schon vor
Schnitzler. Dieses süße Mädel hat viel Unheil ange¬
richtet. Als es im Wiener Roman sich unmöglich ge¬
macht hatte, stattete man es mit einem Adelsprädikate
aus und so erhielten wir die Liebesgeschichten mit
aristokratischem Beigeschmack. In den landesüblichen
Kolportage-Romanen war es wohl stehender Stoff, daß
irgend ein Aristokrat ein armes Mädchen verführte und
dann sitzen ließ. Das Umgekehrte — eine aristo¬
kratische Dame richtet einen armen Bürgerlichen (meist
das war neu
natürlich einen Künstler!) zugrunde¬
und packte. So erhielten wir die Romane von Emil
Urbar: „Zucht“ *) und August Weißl „Gräfin Julie“ *).
Letztere wurde bekanntlich in Oesterreich verboten,
nicht so sehr der erotischen Gestaltung wegen, wie ich
glaube, sondern weil der Autor das Malheur hatte, der
Gräfin einen Zunamen zu geben, der im Adelskalender
zufällig wirklich existiert. Schnitzlers Reigen, der
Gipfelpunkt der Erotik, wurde bekanntlich nicht ver¬
boten. Gänzlich unabhängig der Tendenz und der
Färbung nach, inhaltlich aber auch hierher gehörig
erweist sich der gute alte Roman von Baron Torresani
„Die Zuckerkomtesse“ *), der schon infolge der Zeit
) Herm. Seemann, Leipzig 1902.
*) Herm. Seemann, Leipzig 1902.
7) Beide in Seemanns kleiner Unterhaltungsbibliothek, Bd. 1
und 2, Leipzig 1902.
Person, Dresden 1900.
seiner Entstehung nichts sonstiges mit den früher ge-
nannten gemein hat.
Torresani spricht in der Einleitung zu seinem
Buche ausdrücklich davon, ein typisches Charakterlied,
das der österreichischen Komtesse, zu geben. Also einen
genau präzisierten Einzelfall, einen Typus an und für
sich, kein ganzes umfassendes Bild. So sind die Wiener
fast alle vorgegangen. Bahr und Schnitzler, Pötzl,
Hirschfeld, Weiße, Ida Bock und viele andere. Aber
gleich ehrlich waren sie nicht. Urbar gibt auch nichts
anderes als den Charakter des Aristokraten, Schönthan
nur den des Künstlers, alles andere, was drum und
dran hängt, ist Mache. Dem jüdischen Gesellschafts¬
bild Dessauers hat sich neuestens ein antisemitisches
von Franz Josef Gerold) entgegengestellt, das mit
schärferen Zügen und grelleren Farben dasselbe sagt
wie einst Dessauer. Der große Wiener Roman aber,
der uns unsere Vaterstadt literarisch schenken soll und
den wir alle sehnlichst erwarten, steht noch hinter den
Kulissen und wartet auf das Stichwort, das ihn vor
das Publikum bringen wird. Denn nirgends anderswo
als in der Literatur hängt es von den Zeiten ab, ob
eine Schöpfung alles oder nichts ist.
Victor A. Reko.
Wien.
bst¬
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punkte der Handlung. Es ist dies kein Zufall. Der
Wiener hört und liest gerne von seinen Lieblingen.
Die ganze Theaterkritik der Wiener Presse ist kein
künstlerisches Würdigen der tatsächlichen Leistungen,
sondern „Tratschkolportage“. Nicht wegen des Dichters,
sondern wegen des Schauspielers, nicht wegen des In¬
halts und der Form, sondern wegen der Tendenz und
der Aktualität geht der Wiener ins Theater. Darum
darf man sich nicht wundern, wenn der Romanzier
seinem Publikum das vorsetzt, was er gerne hat. So
hat es Dessauer gehalten, so Schönthan in den „Blauen“ *),
so Bahr in seinen schlimmen Novellen, die wir ihm
vergessen wollen, so Ludwig Hirschfeld im „Jungen
Fellner), Ida Bock in den „Bernhardmädeln“ *) und
viele andere.
Ludwig Hirschfelds „Junger Fellner“ ist noch aus
einem anderen Grunde interessant. Er ist gleichsam
ein Pendant zu der „demolierten Literatur von Kraus
und jene, die Krausens Ausführungen für übertrieben
halten, werden bei Hirschfeld den unbeabsichtigten
Wahrheitsbeweis finden.
Das literarische Kaffeehausleben in Wien, das
beide, Hirschfeld und Kraus, schildern, hatte zur Folge,
daß gewisse typische Ideen gleichsam Gemeingut werden,
d. h. daß man eigentlich niemanden recht dafür ver¬
antwortlich machen kann. So ist es auch mit dem
vielgenannten süßen Mädel aus der Griensteidlära
gegangen. Heute gilt Schnitzler als der Schuldige.
In Bahrs Novellen findet es sich allerdings schon vor
Schnitzler. Dieses süße Mädel hat viel Unheil ange¬
richtet. Als es im Wiener Roman sich unmöglich ge¬
macht hatte, stattete man es mit einem Adelsprädikate
aus und so erhielten wir die Liebesgeschichten mit
aristokratischem Beigeschmack. In den landesüblichen
Kolportage-Romanen war es wohl stehender Stoff, daß
irgend ein Aristokrat ein armes Mädchen verführte und
dann sitzen ließ. Das Umgekehrte — eine aristo¬
kratische Dame richtet einen armen Bürgerlichen (meist
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und packte. So erhielten wir die Romane von Emil
Urbar: „Zucht“ *) und August Weißl „Gräfin Julie“ *).
Letztere wurde bekanntlich in Oesterreich verboten,
nicht so sehr der erotischen Gestaltung wegen, wie ich
glaube, sondern weil der Autor das Malheur hatte, der
Gräfin einen Zunamen zu geben, der im Adelskalender
zufällig wirklich existiert. Schnitzlers Reigen, der
Gipfelpunkt der Erotik, wurde bekanntlich nicht ver¬
boten. Gänzlich unabhängig der Tendenz und der
Färbung nach, inhaltlich aber auch hierher gehörig
erweist sich der gute alte Roman von Baron Torresani
„Die Zuckerkomtesse“ *), der schon infolge der Zeit
) Herm. Seemann, Leipzig 1902.
*) Herm. Seemann, Leipzig 1902.
7) Beide in Seemanns kleiner Unterhaltungsbibliothek, Bd. 1
und 2, Leipzig 1902.
Person, Dresden 1900.
seiner Entstehung nichts sonstiges mit den früher ge-
nannten gemein hat.
Torresani spricht in der Einleitung zu seinem
Buche ausdrücklich davon, ein typisches Charakterlied,
das der österreichischen Komtesse, zu geben. Also einen
genau präzisierten Einzelfall, einen Typus an und für
sich, kein ganzes umfassendes Bild. So sind die Wiener
fast alle vorgegangen. Bahr und Schnitzler, Pötzl,
Hirschfeld, Weiße, Ida Bock und viele andere. Aber
gleich ehrlich waren sie nicht. Urbar gibt auch nichts
anderes als den Charakter des Aristokraten, Schönthan
nur den des Künstlers, alles andere, was drum und
dran hängt, ist Mache. Dem jüdischen Gesellschafts¬
bild Dessauers hat sich neuestens ein antisemitisches
von Franz Josef Gerold) entgegengestellt, das mit
schärferen Zügen und grelleren Farben dasselbe sagt
wie einst Dessauer. Der große Wiener Roman aber,
der uns unsere Vaterstadt literarisch schenken soll und
den wir alle sehnlichst erwarten, steht noch hinter den
Kulissen und wartet auf das Stichwort, das ihn vor
das Publikum bringen wird. Denn nirgends anderswo
als in der Literatur hängt es von den Zeiten ab, ob
eine Schöpfung alles oder nichts ist.
Victor A. Reko.
Wien.