VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 142

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13. Miscellaneous
Herr aus Wien, ließ sich bei meiner Frau melden aus gerecht wurde. Wie alle wahrhaft bedeutende
und ersuchte um die Ermächtigung, meine Dramen Männer, war ich gewissermaßen von Geburt au
Feuilleton.
ins Deutsche übersetzen zu dürfen. Meine Frau unfähig, den Gebrauch irgendeiner fremden
erklärte ihm in sehr höflichen Worten, daß dem
Sprache zu erwerben; aber ich bin so erfüllt von
Ein Teufelskerl.
mancherlei Schwierigkeiten im Wege stünden, und deutscher Musik und folglich von deutscher Poesi
zwar Schwierigkeiten, die vorwiegend durch die
thatsächlich habe ich ja in meiner Kunst von
Selbstkritik.
Gesetze über das Urheberrecht und durch Fragen Mozart mehr als von irgendeinem dramatischer
geschäftlicher Natur bedingt würden. Herr
Von Bernard Shaw (London).
Dichter gelernt —, daß ich schließlich zur Ueber
Trebitsch erwiderte, daß er überrascht sei, eine
zeugung gekommen bin, ich verstehe deutsch
Bevor ich die Ehre habe, den Wienern vernünftige Dame in solcher Weise reden zu
Manchmal spreche ich sogar deutsch, und alle mein
als dramatischer Dichter vorgestellt zu werden,
hören, daß so prächtige Stücke wie die meinigen
Freunde stimmen darin überein, daß in gan
muß ich Ihnen den warnenden Wink ertheilen
in den närrischen englischen Theatern vollständig
Europa niemand so deutsch sprechen kann wi
daß meine Dramen durchaus nicht jedermanns
verloren gingen, daß Wien und nur Wien allein
ich. Ich kann Schiller verstehen, weil ich mich en
Geschmack entsprechen. Meine Stücke sind nämlich
sie zu würdigen verstehe, daß er die Stücke in¬
sinne, ganz wie er gefühlt und gedacht zu haben
was man „undramatisch“ nennen könnte, das
Deutsche übersetzen könne, wolle und würde, und
als ich acht Jahre alt war, und ich habe nich
heißt, man findet darin keine Mordthaten und
daß er nicht den ganzen Weg von Oesterreich nach
den leisesten Zweifel, daß, wenn ich Goethe be¬
keinen Ehebruch. Aufrichtig gestanden, der Ehe¬
London gemacht habe, um allerlei Tüfteleien über
gegnet wäre, ich in ihm einen sehr fähigen
bruch langweilt mich und Mord berührt mich das Urhebergesetz anzuhören. Meine liebe Frau
Schüler gefunden haben würde. Beethoven un
nicht gerade angenehm. Die meisten Männer
war ganz niedergeschmettert. Um ihn zu
Wagner kenne ich durch und durch. Als mir dahe
denken ja, daß ihr Leben wichtiger ist als irgend
besänftigen,
die Uebersetzungen meiner Stücke, die Her¬
lud sie ihn zum Lund
etwas anderes auf dieser Erde, und allen Damen ein. Er kam und — er zerschmetterte auch mich
Trebitsch besorgt hatte, zu Gesicht kamen, wa
wird von Jugend auf der Glaube eingeimpft, daß
Ich kann niemals einem Mann widerstehen, der
mir nichts daran unverständlich als die Irrthümer
ihre Treue noch viel wichtiger sei als selbst ihr
mit was immer es sei — ernst meint.
von denen ich sofort mehr erzählen werde. Ein¬
Leben. Ich meinerseits muß gestehen, daß ich mich
Er behauptete, und das in den Tönen tiefster
gute Uebersetzung ist nicht nur die Sache eine
weder über das eine noch das andere besonders Ueberzeugung, daß ich ein Schriftsteller von
gründlichen Kenntniß einer Sprache. Es gehör
aufzuregen vermag. Das Drama des Polizei¬
europäischer Bedeutung, ein zum Denken an vielmehr auch eine gewisse Divinationsgabe dazu
amtes und des Scheidungsgerichtshofes reizt mich
regender Denker, ein berückender Dramatiker sei,
Wie tüchtig ein Mann als Linguist auch sei, wie
nur zum Gähnen; andererseits freilich werden
mit magischen theatralischen Kräften und mit
sehr er die Sprache auch beherrsche, das We
jene Leute, die überall, außer im Polizeiamte oder
meerestiefem Blicke in menschliche Charak¬
das er im Original zu erfassen unfähig war, da¬
bei einer Scheidungsaffaire, einschlafen, an tere und menschliches Geschick. In all dem
kann er auch nicht in eine andere Sprache über
meinen Stücken nicht viel Genuß finden. Das ist war ich mit ihm vollständig eines Sinnes. Solche
tragen, und wenn er nicht imstande ist, einer
natürlich nur Geschmackssache
Meinung stempelte ihn in meinen Augen zu einem eigenen dramatischen Dialog zu schreiben, kann
Man mag fragen, warum ich als Aus¬
Mann von seltenem und durchdringendem Ur¬
er auch nicht eines anderen Menschen dramati
länder die Wiener mit meinen Stücken
theilsvermögen. Ich gab ihm deshalb auch die
schen Dialog übersetzen. Trebitsch nun hat sich
belästige, statt mit ihnen daheim zu bleiben weitestgehende Ermächtigung, seine Ansichten nach beiden Richtungen erfolgreich versucht. So
und sie für mein eigenes Heimatland zu reser
über mich in allen deutschsprechenden Landen und
vermochte er es, sich den Sinn meiner Stück
viren. Darauf kann ich nur antworten, daß ich
den angrenzenden Ortschaften thatkräftigst anzueignen und sie neu zu schaffen. Ja noch
an dieser Sache ganz unschuldig bin. Ich war zu verbreiten. Ich bin viel zu
mehr, für diesen bestimmten Zweck hat er sich
eines Tages vom Hause abwesend, da kam ein scheiden, um dergleichen Dinge von mir
zum Bernhard Shaw umgewandelt und ist in
selbst so frei zu behaupten; wenn ich aber irgend¬
Wahrheit eine von dem Autor der „Genesung
Mittwoch den 25. d. gelangt „Ein Teufelskerl
einen anderen Menschen finde, der intelligent und seiner übrigen eigenen Arbeiten vollständig
von Bernard Shaw in der Uebersetzung von Sieg¬
genug ist, sie zu sagen, dann bin ich viel zu
verschiedene Persönlichkeit geworden. Zuweilen
fried Trebitsch im Raimund=Theater zum
erstenmal zur Aufführung. Es ist dies die erste Aus¬
höflich, um ihm zu widersprechen.
verbindet sich eine gewisse Verfeinerung und Zart¬
führung überhaupt, die Bernard Shaw in
Was nun die Uebersetzung anlangt, so muß
heit seines Stils mit der drastischen Rauheit des
deutscher Sprache erlebt.
ich sagen, daß Trebitsch seinem Versprechen durch meinigen, so daß manche Theile der Uebersetzung


gebratt“, und die Wimpel, um die Fahrt zu
markiren, vom Winde bewegt. Das Zelt Isolde¬
i in Orangefarbe gehalten. Draußen liegt der
blaue Schimmer des Meeres und des Horizonts,
von dem sich die schwarzen Rüstungen der Schiffs¬
bemannung scharf abheben.
2. Act. Garten vor dem Gemach Isoldes auf
der königlichen Burg Marke's. Eine schwarz
blaue, sternenhelle Sommernacht. Das Mondlich:
wirft bläuliche Schatten. Unmerklich geht ein
flimmernder Dunstschleier über den Himmel, das
Mondlicht, das am Burggemauer niederfließt,
wird dunkler, violetter, und schwefelgelb zieht der
Morgen herauf. Der ganze Aufzug ist von einer
ungeheuren Stimmungskraft.
Im 3. Act, auf Tristan's Burg spannt sich
der in aller Grund