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13.
Miscellanen
das Leben in vollen Zügen getrunken, und nun ins Leben ist er gestürmt, verbrannt, und heraus
sitzt er im Irrenhause. Diesen Gebrochenen läßt aus dem Feuer und wieder hinein und wieder
Einakterabend.
verbrannt, aber nur gelebt, gelebt, gelebt! All
sich der sieche Bruder zur Erbauung bringen. Er
ter Augen". Von Ludwig Fulda.
sein Lieben und seine Kunst haben ihm eine Welt
de Narr“. Von Hermann Bahr.
will sehen, wie das Leben den Leichtsinn vergilt
in seinem Inneren gebaut, deren Trümmer auch
erleut. Von Karl Schönherr.)
er will sehen, wie wehe Reue tut, die ihm erspart
aus der Verwüstung, die seinen Geist ergriffen
vom Lustspiel zur Tragödie. Der blieb, weil er sich vor allen Unregelmäßigkeiten
gehütet hat. Der „arme Narr soll her, soll ihn hat, noch leuchtend emporragen. Mitten in seinen
undliche Einakter von Fulda macht noch
Leiden belebt ihn ein Stückchen Melodie aus
in gefälligen Eindruck. Höchst unwahr erkennen lassen, wie schwer das Leben straft.
einem seiner Lieder, erquickt ihn ein Bild aus
Und er kommt. Man denkt bei dem kranken
war, daß die junge Frau erst an dem
Tondichter an Hugo Wolf. Man darf es auch, der Natur, das er auffängt oder auf das ihn Arzt
dem wir einen Einblick in ihre Häus¬
denn auch Hermann Bahr hat an ihn gedacht, als oder Wärter zufällig weisen. Er ist noch immer
Alten, erkennt, daß ihr die Liebkosungen
en lieber sind als die großen Gesell¬ er den „armen Narr schrieb. Er sieht den älteren genußfähiger und höheren, reineren Freuden zu¬
gänglicher als der Bruder in seiner hämischen, ver¬
Bruder, der in körperlichen Schmerzen stöhnt. Und
die sie bisher schwärmte. In den vie¬
da zeigt es sich, daß der zerbrochene Spiegel, als bitterten Gesinnung es je war. Auch auf ge¬
hrer Ehe muß doch die Situation, au
brochenen Schwingen erhebt er sich noch immer
estspiel aufgebaut ist, mal dagewesen welcher die Seele des Irren erscheint, ihm noch
höher als der, der sich am Anblicke seines Elends
immer mehr von der Schönheit und vom Glanz
über diese Schwäche sieht man hinweg
des Lebens in die Seele wirft als das reinliche genug tun wollte.
Dialog ist unterhaltend, liebenswürdig
Hermann Bahrs Arbeit zeigt deutlich Einflüsse
Glas, durch das der gesittete Bruder die Welt
oft, wiegt auch hier das Vergnügen
Arthur Schnitzlers. Sein sicher Kaufmann Haißl
allezeit kritisch betrachtet hat. Und der muß er
lan Logik auf.
der „Arme Narr“ von Hermann kennen, daß eigentlich er der „arme Narr“ ist. Er erinnert lebhaft an den in ähnlichen Stimmungen
eressante Quälerei für die Zuschauer, ist ängstlich an allem vorübergegangen, das fernab befangenen todkranken Rittmeister Moser in
vom geraden Geleise eines soliden Lebens lag, denn Schnitzlers „Ruf des Lebens". Die nachdenkliche,
piel, das den Trutzspruch: in philistros
wehmütige Betrachtung des Daseins, wie sie sich
er hat Not und Krankheiten als „Strafe
auch trägt. Ein schwerkranker Kaufmann
fürchtet. Und nun sieht er, daß er trotz aller Vor- aus dem Vergleich eines nüchtern verbrachten mit
nem Leiden einen bescheidenen Trost
einem genossenen Leben unter dem nivellierenden
sicht, trotz aller Entsagung einem körperlichen
en, daß er, der im ordentlich und
Leiden überantwortet ist und daß ihm dabei nicht Einflusse des Sterbens zeigt, erinnert zugleich an
t, wenigstens nicht so vom Schicksal
ein anderes Werk der Wiener Schule, an einen
einmal das leuchtet, was dem leichtsinniger
rde wie seine leichtlebigeren Brüder.
Einakter in Saltens Dramenreihe: „Vom anderen
Eduard, ist zwar noch zu jung, um ein Bruder helle, frohe Reflexe in die düstere Vor
Ufer“. Auch Salten steht ganz im Banne des
wohltuendes Exemplum zu bieten. dämmerung wirft, die der Todesnacht vorausgeht
Dichters der „Lieberei, der den Hang des Wieners,
die Erinnerung an unvergeßliche Stunden.
Hugo, Hugo der Tondichter, Hugo der
Der „Narr" hat es gut gehalten! Mitten hinein den Genuß des Lebens durch den angstvollen Aus¬
r hat, ohne auf das Morgen zu denken,