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13. Miscellaneous
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gegenüber dem Reservisten, der ur¬
rufen wird und der während dieser Zeit nicht in Reservisten, wie in nicht minderem Maße von den Erklärungen eines östreichen nun¬
(Privattelegramm des N. Wr. Tagblatt.
Lage ist, für seine Familie zu sorgen. Ja, die Sprossen des Mittelstandes, die den Offizierstock tragen.
Budapest, 12. November.
Auch die notwendig gewordene Erhöhung der
teidiger der herben Staatsdoktrin finden sogar
Der Wiener Korrespondent des „Pester Lloyd
schärfere Accente, indem sie dem Armen, dessen Mannschaftsgebühren und Offiziersgagen steht auf der
Tagesordnung. In einem eben erschienenen Werke, hatte eine Unterredung mit einem hervorragenden
tärische Qualitäten zum Staatswohle geprüft und
geübt werden, zurufen: Gewiß, du bist ein armer welches aktenmäßig die Geschichte der österreichischen österreichischen Staatsmanne, der sich

ten da an die Mauer un an
Urheber des sechsten Saltenschen Stiles. Kerr liebt es,
Eingebücher, aber auch nach alte Berühmtheiten
l. Seite 27, vom 13. November.
seine Kritiken nach Prophetenart zu gestalten: vereinigte, wurde die moderne Kultur aufs genaueste
„Wahrlich, ich sage euch" — Urbild ist Nietzsche. Flug¬
reguliert. Die moderne Kultur war bald ein eigen
geformtes Kleidungsstück, bald als Krawattenhalter ein
gab Salten seine klugen Kritiken nur noch als
Manifeste an die Lesevölker heraus. Er ist alter Siegelung, der in einem Antiquitätenladen
Feuilleton.
Salzburgs erstanden werden mußte. An solchen
immer der Stärkere. Also auch in der Kunst
Dingen hing der Wiener Aesthetenkreis. Vom großen,
ne
Seine kecke Novelle „Die Gedenktafel der

flutenden Leben wurde keiner erfaßt. Das Leben allein
Prinzessin Anna", zählt zu den amüsantesten
Drei Einakter.
gibt der Dichtung einen Inhalt. Der Rodauner borgt
die ich kenne. Und doch nur ein Augenblickserfolg! Der
(Deutsches Volkstheater.)
sich den Inhalt, um ihn mit prunkenden, purpurnen
Leser fühlt, daß hier eine Brutalisierung der alt¬
Felix Salten hat ein starkes Talent und dank¬
italienischen Novelle, eine Kopie mit Unterstreichungen Gewändern der Form zu überdecken. Beer=Hofmanns
m eine besondere Stellung im Kreise der Wiener
vorliegt. Beginnt die Erotik alter Novellisten auf der Kunst hat das Pathos, die Glut der Worte, die warm¬
raten: Er ist der Unterstreicher. Was andere leis¬
quellende poetische Empfindung, die selbst wie¬
ersten Seite, so fängt der Zynismus Saltens schon mit
sprechen, mit Anmut darstellen, mit Zartheit vor¬
einem der erotischen Ornament auf dem Titelblatte Inhalt ist. Arthur Schnitzler steckt sich seine Welt¬
gen, wird von Felix Salten verstärkt, verdick,
oft leicht spielend in der Sicherheit seines reinen For¬
an. Salten ist eben der Stärkere. Auch seine altdeutsch
tig unterstrichen und so sichtbar gemacht, daß
gefühls, dann wieder tiefer und tiefer auf dem einsamen
Novelle „Herr Wenzel von Rehberg" ist vorzüglich
and mehr an den Strichen vorbeikommt, ohne ver¬
geraten und lesenswert. Aber diese famose Erzählung Wege des Gedankens nach einem Inhalt schürfend.
ft auszurufen: Ah, der Salten!... Sein Sforzato
Im intimen Verkehr mit dieser Dichtergruppe geht
unterstreicht wiederum nur den alten Chronikstil, und
t ihm die eigene Note. Er wurde Meister des
Felix Salten das Dichten von der derberen Seite an.
während uns die lebendigen Schilderungen einfangen
tissimo. Als er noch seinen ersten Stil suchte
Innerlich zu arm, um seinem Trachten einen Inhalt
schleicht immer die störende Frage heran: Woher hat
man drei Stile Beethovens nachzuweisen pflegt
er dieses und jenes?... So kann man niemals zu geben, teilt er mit seinen dichtenden Freunden erst gar
den in der Entwicklung Saltens sechs Stile unter¬
nicht das Sehnen nach einem Inhalte, er holt vielmehr
durch sein Werk unmittelbar mit Salten, dem Autor
den werden —, da bemühte er sich dort, wo sein
fürs Unterstreichen und Verstärken die grob technischen
verkehren oder gar auf den Grund seines Wesens,
bild mehrere Adjektive vor jedes Hauptwort stellte,
Elemente heraus. Da man weiters in jenem Dichterkreis
irgend eines Wesens sehen — die Zwischenmenschen
Methode womöglich zu steigern. Als Felix Salter
sich ohne einen kleinen Vorrat von Todesgedanken nicht
oder Zwischenbücher bilden eine Scheidewand. Das
en vierten oder fünften Stil suchte, war Harden sein
gut zeigen kann, so steckt sich Felix Salten als Legiti¬
macht die Schule. Felix Salten stammt aus einem
rer. Ließ Harden zuweilen das Subjekt des Satzes
mation einigen Tod ins Knopfloch. So empfangen wir
Literaturasé. Die Empfindungen schoben sich da rudel¬
„Steigt auf die Tribüne. Hält seine Rede
„Vom anderen Ufer“, was auch den
weise zueinander; einer läutete voran, und die anderen
drei Einakter
schrieb Salten gleich ganze Abschnitte ohne Subjekt.
folgten gehorsam nach, auf einem gemeinsamen, recht¬
Nebensinn hat, daß Felix Salten, wenn er dichten will,
m kamen die kurzen Sätze. Die knappen Stilisten
und links verzäunten Pfade. In dieser Gruppe mußter
mit kräftigem Arm und mit nicht geringer Geschicklichkeit
eten solche mit nur zwei oder drei Worten; dem
die Galoschen, die Bucheinbände, die Freundinnen nach zum anderen Ufer hinüberrudert, wo die Dichter
listenknappen genügten aber Sätze, die nicht mehr
dem gleichen Zuschnitt sein. Die Muster gingen im
wohnen, und alles Brauchbare, das dort aufgestapelt
ein einziges Wort enthielten. Alfred Kerr wurde der Kreise herum. In dieser Gesellschaft, die manchen liegt, zur Verarbeitung herüberholt.