13. Miscellaneous
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Felix Salten, der Ueberlegene, will aber, daß das U
Der Kampf gegen die Vorurteile des Standes kunft und sein Meter zu täuschen vermöchte. Daß ein
mögliche mit Ueberlegung und unter einem Regen von
und der Geburt ist nicht neu auf der Bühne. Felix blühender Kellner mehr Saft hat als ein verkümmerter,
Aphorismen angedroht werde. Der Arzt rührt kei
Salten gibt ihm, von Beaumarchais bis Schnitzler, am Stamme verdorrter Aristokrat, braucht nicht be¬
Fulda und Karlweis, alles Dagewesene unterstreichend, wiesen zu werden. Der dramatisierten Anekdote und Hand, um dem Schwächeren, der gewiß nicht schieß
wird, die Schußwaffe zu entreißen. Alle ander
ihrer Wendung zum Verbrecherstück half Herr Kramer
die gröbste Form. Ein Kellner muß es sein. Drüben in
durch besonnene, nach keiner Richtung exzedierende oder Möglichkeiten vernünftiger Lösung schneidet der Auf¬
Amerika, am anderen Ufer der gesellschaftlichen Aus
der seinen Willen haben möchte, eigensinnig ab. Das
parodierende Darstellung. Sein Josef Wessely ging auf
gleichung, erhebt sich der Wiener Kellner Jose
Wessely auf Grund gefälschter Papiere eigenmächtig und wurde geknickt wie eine Blüte des Menschen nur ärgerlich und durchaus nicht dramatisch. Tech
als Selbstzweck, also nicht mehr als Geschicklichkeit
geschlechtes. Die Gräfin, deren Schicksal tragisch wäre
in den gräflichen Stand. In Paris verlangt der ver¬
meintliche Graf Eingang in eine ebenso unvorsichtige wenn es in dem Stücke Logik und Konsequenz gäbe, ist Wenn nun die beiden Widersacher einander wo
konservierte Worte des Hasses ins Gesicht speien, blei¬
zu einer öden Passivität mit zwei sachten Ausbrüchen
wie herabgekommene aristokratische Familie und erhäl
wir innerlich kühl. Manchen wird übel dabei.
verurteilt. Lili Marberg ließ in ihrer vornehmen
die nichtsahnende Comtesse zur Gemahlin. Ihren
Zeiger der Uhr rückt vor — in zwei Minuten soll
Mäßigung nicht merken, wie schwer es einer Künstlerin
Vetter, dem Grafen Aristides, hatte die Comtesse den
tödliche Schuß knallen. Die Nerven sind gespannt.
wird, ihre Schauspielerinstinkte zu Gunsten der Gesamt¬
Hochstapler, in dem die liebenswürdigste Wiener
geladene Schußwaffe auf der Bühne bringt das Gen¬
wirkung zu unterdrücken. Sie dete die zärtlichste
Kellnerseele steckt, vorgezogen. Aristides kocht Nache,
stets in Unordnung. Man könnte den billigen Effekt
stellt Nachforschungen an, entlart den Grafen des Kunst an die Charakterisierung der Farblosigkeit.
noch billiger haben. Ein Autor setze einen Mann
Herr Kramer gab mit Herrn Weisse dem
Servierbretts und übergibt ihn der Polizei. Die
einen Baum, und ein zweiter, der den Mann haßt,
zweiten Einakter, welcher „Der Ernst des Lebens" heißt
Satire läuft in eine Kriminalgeschichte aus, die dadurch
unten langsam den Stamm durch. So könnte man
und nur ein Orpheumtrick ist, immerhin einige Wahr¬
eine gewisse Spannung erzeugt, daß die Zuschauer,
scheinlichkeit. In der sterilen Zeit des dramatischen an Dichtkunst, Regie und Studium erspart wer¬
während der entlarte Kellner sich mit albernen
Der Schuß fällt nicht oder der Baum stürzt nicht.
Schaffens geschieht es immer häufiger, daß die Schau¬
Tiraden verteidigt, in jedem Augenblick den Eintrit
Drohung geht großmütig durch die Mitte ab. Der M
des Kriminalbeamten erwarten. Technik? Dramatische spieler den Schein der Wahrheit über die Unmöglich¬
hat seine Lektion. Nun also!
Technik? Nein, wahre Technik müßte sich in der natur¬ keiten einer Dichtung breiten. Wer glaubt an den Arzt,
Die tiefe Psychologie, die Arthur Schnitzler
der seinem Schwager auf den Tag genau den nahen Tod
gemäßen, mit künstlerischen Mitteln durchgeführten
Menschen holt, welche vor dem sicheren Tode sie
voraussagt, einzig, weil ihn dessen optimistische Welt¬
Bearbeitung eines künstlerischen Stoffes zeigen; sie
hat Felix Salten zusammengerafft — das Beste
anschauung und dessen quietistische Lebensführung mit
müßte schon die dramatischen Voraussetzungen, die in
und in den Lauf eines Revolt
dabei verloren -
Mißgunst erfüllen? Weder auf Aerzte im allgemeinen
dem Saltenschen Einakter gar windig sind, und nich
geschoben. Was Schnitzler, der Denker,
noch auf Aerzte, die einmal verknöcherte Hofmeister
erst den Schlußeffekt bestimmen. Die Schlager, die der
Melancholie, seinem innersten Wesen entringt, führt
waren, noch weniger auf das allgemein Menschliche lä߬
Geburtsadel treffen, finden in dem Premièrenpublikum
gesunde, robuste Salten einfach rings um den
sich dieser höllische Vorgang anwenden. Wer glaubt
das so gern Konvent spielt, kräftigen Widerhall und
pazieren — mit der immer schönen Aussich
auch, daß der zum Tode bestimmte Optimist sofort alle
mit nimmermüden Händen applaudieren dieselben
Hudermann ... Weit besser gelang ihm die
Damen, die am nächsten Tage in Ergebenheit versinken, Lebenshoffnung ausgibt, dem Urteil des Hassers, das
häufung und Verdickung älterer Schwankideen,
auch ein Fehlurteil sein könnte, voll vertraut? We
wenn eine kleine Gräfin sie der Teilnahme an
dem Einakter „Auferstehung" aufleben. Der
Würschenverkaufe in einem aristokratischen Bazarzelte glaubt, daß der Todgeweihte gleich alle Brücken des
geglaubte und Totgewünschte platzt wieder fröhlich
Lebens hinter sich abreißen und wirklich den Arzt, den
würdigt. Die dramatische Rechnung stimmt ganz und
Leben hinein. Um sechs Uhr, an der Pforte des T
Mann seiner geliebten Schwester, wie einen Hund nieder¬
gar nicht. Revolutionär Salten müßte einen Kellne
zeigen, der wahrhaft adelige Naturen über seine Herrschießen werde? Arrmann könnte das möglich machen, hatte er sich noch rasch mit einer ehemaligen Gelie¬
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Felix Salten, der Ueberlegene, will aber, daß das U
Der Kampf gegen die Vorurteile des Standes kunft und sein Meter zu täuschen vermöchte. Daß ein
mögliche mit Ueberlegung und unter einem Regen von
und der Geburt ist nicht neu auf der Bühne. Felix blühender Kellner mehr Saft hat als ein verkümmerter,
Aphorismen angedroht werde. Der Arzt rührt kei
Salten gibt ihm, von Beaumarchais bis Schnitzler, am Stamme verdorrter Aristokrat, braucht nicht be¬
Fulda und Karlweis, alles Dagewesene unterstreichend, wiesen zu werden. Der dramatisierten Anekdote und Hand, um dem Schwächeren, der gewiß nicht schieß
wird, die Schußwaffe zu entreißen. Alle ander
ihrer Wendung zum Verbrecherstück half Herr Kramer
die gröbste Form. Ein Kellner muß es sein. Drüben in
durch besonnene, nach keiner Richtung exzedierende oder Möglichkeiten vernünftiger Lösung schneidet der Auf¬
Amerika, am anderen Ufer der gesellschaftlichen Aus
der seinen Willen haben möchte, eigensinnig ab. Das
parodierende Darstellung. Sein Josef Wessely ging auf
gleichung, erhebt sich der Wiener Kellner Jose
Wessely auf Grund gefälschter Papiere eigenmächtig und wurde geknickt wie eine Blüte des Menschen nur ärgerlich und durchaus nicht dramatisch. Tech
als Selbstzweck, also nicht mehr als Geschicklichkeit
geschlechtes. Die Gräfin, deren Schicksal tragisch wäre
in den gräflichen Stand. In Paris verlangt der ver¬
meintliche Graf Eingang in eine ebenso unvorsichtige wenn es in dem Stücke Logik und Konsequenz gäbe, ist Wenn nun die beiden Widersacher einander wo
konservierte Worte des Hasses ins Gesicht speien, blei¬
zu einer öden Passivität mit zwei sachten Ausbrüchen
wie herabgekommene aristokratische Familie und erhäl
wir innerlich kühl. Manchen wird übel dabei.
verurteilt. Lili Marberg ließ in ihrer vornehmen
die nichtsahnende Comtesse zur Gemahlin. Ihren
Zeiger der Uhr rückt vor — in zwei Minuten soll
Mäßigung nicht merken, wie schwer es einer Künstlerin
Vetter, dem Grafen Aristides, hatte die Comtesse den
tödliche Schuß knallen. Die Nerven sind gespannt.
wird, ihre Schauspielerinstinkte zu Gunsten der Gesamt¬
Hochstapler, in dem die liebenswürdigste Wiener
geladene Schußwaffe auf der Bühne bringt das Gen¬
wirkung zu unterdrücken. Sie dete die zärtlichste
Kellnerseele steckt, vorgezogen. Aristides kocht Nache,
stets in Unordnung. Man könnte den billigen Effekt
stellt Nachforschungen an, entlart den Grafen des Kunst an die Charakterisierung der Farblosigkeit.
noch billiger haben. Ein Autor setze einen Mann
Herr Kramer gab mit Herrn Weisse dem
Servierbretts und übergibt ihn der Polizei. Die
einen Baum, und ein zweiter, der den Mann haßt,
zweiten Einakter, welcher „Der Ernst des Lebens" heißt
Satire läuft in eine Kriminalgeschichte aus, die dadurch
unten langsam den Stamm durch. So könnte man
und nur ein Orpheumtrick ist, immerhin einige Wahr¬
eine gewisse Spannung erzeugt, daß die Zuschauer,
scheinlichkeit. In der sterilen Zeit des dramatischen an Dichtkunst, Regie und Studium erspart wer¬
während der entlarte Kellner sich mit albernen
Der Schuß fällt nicht oder der Baum stürzt nicht.
Schaffens geschieht es immer häufiger, daß die Schau¬
Tiraden verteidigt, in jedem Augenblick den Eintrit
Drohung geht großmütig durch die Mitte ab. Der M
des Kriminalbeamten erwarten. Technik? Dramatische spieler den Schein der Wahrheit über die Unmöglich¬
hat seine Lektion. Nun also!
Technik? Nein, wahre Technik müßte sich in der natur¬ keiten einer Dichtung breiten. Wer glaubt an den Arzt,
Die tiefe Psychologie, die Arthur Schnitzler
der seinem Schwager auf den Tag genau den nahen Tod
gemäßen, mit künstlerischen Mitteln durchgeführten
Menschen holt, welche vor dem sicheren Tode sie
voraussagt, einzig, weil ihn dessen optimistische Welt¬
Bearbeitung eines künstlerischen Stoffes zeigen; sie
hat Felix Salten zusammengerafft — das Beste
anschauung und dessen quietistische Lebensführung mit
müßte schon die dramatischen Voraussetzungen, die in
und in den Lauf eines Revolt
dabei verloren -
Mißgunst erfüllen? Weder auf Aerzte im allgemeinen
dem Saltenschen Einakter gar windig sind, und nich
geschoben. Was Schnitzler, der Denker,
noch auf Aerzte, die einmal verknöcherte Hofmeister
erst den Schlußeffekt bestimmen. Die Schlager, die der
Melancholie, seinem innersten Wesen entringt, führt
waren, noch weniger auf das allgemein Menschliche lä߬
Geburtsadel treffen, finden in dem Premièrenpublikum
gesunde, robuste Salten einfach rings um den
sich dieser höllische Vorgang anwenden. Wer glaubt
das so gern Konvent spielt, kräftigen Widerhall und
pazieren — mit der immer schönen Aussich
auch, daß der zum Tode bestimmte Optimist sofort alle
mit nimmermüden Händen applaudieren dieselben
Hudermann ... Weit besser gelang ihm die
Damen, die am nächsten Tage in Ergebenheit versinken, Lebenshoffnung ausgibt, dem Urteil des Hassers, das
häufung und Verdickung älterer Schwankideen,
auch ein Fehlurteil sein könnte, voll vertraut? We
wenn eine kleine Gräfin sie der Teilnahme an
dem Einakter „Auferstehung" aufleben. Der
Würschenverkaufe in einem aristokratischen Bazarzelte glaubt, daß der Todgeweihte gleich alle Brücken des
geglaubte und Totgewünschte platzt wieder fröhlich
Lebens hinter sich abreißen und wirklich den Arzt, den
würdigt. Die dramatische Rechnung stimmt ganz und
Leben hinein. Um sechs Uhr, an der Pforte des T
Mann seiner geliebten Schwester, wie einen Hund nieder¬
gar nicht. Revolutionär Salten müßte einen Kellne
zeigen, der wahrhaft adelige Naturen über seine Herrschießen werde? Arrmann könnte das möglich machen, hatte er sich noch rasch mit einer ehemaligen Gelie¬