VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 251

13.
Miscellaneous
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et
Ich
muß es mit tiefem Bedauern eingestehen: Was mich gegen mich
einnimmt, ist die Fähigkeit, in der papiernen Schande nicht zu
ersticken, die über die Schöpfung gebreitet ist: so daß es mir
gelingt sie bloßzulegen. In diesem Inferno des Tages alle eure
Sünden, jede einzeln, abzubüßen, weil die Kraft größer ist als
die Qual. Aber diese Qualität ist ein Wortepiel, und so werde
auch ich, erlöst.
Schnitzler-Feier
Als er fünfzig Jahre alt wurde, mußte er dem
Ansturm der Bewunderung entfliehen und den ereig¬
nisvollen Tag fern von Wien, irgendwo am Meere,
zubringen. Es hat Autoren gegeben, die älter wurden
und unbelästigt von Gratulanten an ihrem Wohnsitz
bleiben konnten. Unsere Explosionen haben keine
Ursache mehr. Die Zeit ist ein Knockabout; eine Flaum¬
feder fällt, und die Erde dröhnt. Wie kann ein Zartei
so von Begeisterung umtobt werden? Es ist im Ge¬
schlechtscharakter der Generation begründet. Sie alle
sind Söhne des Hermes und der Aphrodite, und ein
Kräftiger würde ihnen nur beweisen, daß sie Weiber sind.
Die Position Schnitzlers im Weichbild der Gegenwart
soll damit nicht geleugnet, sondern betont werden.
Dem Unbeträchtlichen, das sie sich zu sagen hat, vor¬
bestimmte Form zu sein, ist auch etwas, das von der
Gnade einer schöpferischen Notwendigkeit stammt.
Auch diese Zeit hat ihre Dichter, die sie sich aus der
Unfähigkeit schafft, Dichter gegen die Zeit zu sein.
Solch einer darf nicht mit solchen verwechselt werden,
die sich die Zeit hält, und die unter dem Diktat eines
fremden Bedürfnisses schreiben. Sie sind bloß das
Zubehör und nicht der Ausdruck der Überflüssigkeit, und
Arthur Schnitzler, ein konzentrierter Schwächezustand,
darf mit dem Geschmeiß nicht verglichen werden,
das Musik macht, wenn sich der Ernst des Lebens
erholen will. Er steht zwischen jenen, die der Zeit
einen Spiegel, und jenen, die ihr einen Paravent