VII, Verschiedenes 13, undatiert, Seite 252

13. Miscellaneous
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vorhalten; irgendwie gehört er in ihr Boudoir. Nicht
nur in seinen Anfängen; viel mehr noch später, als
er nachdenklich wurde und ihr sagte, daß sich über
uns ein Himmel wölbt und daß man nie wissen kann,
wie die Sache ausgehe. Schnitzlers Seichtigkeit war
das Abziehbild eines Jahrzehnts der schlechten Gesell¬
schaft und als solches von Wert für ein weiteres Jahr¬
zehnt; Schnitzlers Esprit war die Form der für ein
Zeitalter endgiltigen Männerschwäche. Schnitzlers Tiefe,
mit dem Verlust der Liebenswürdigkeit bezahlt, ist der
karge metaphysische Rest, der sich ergibt, wenn Anatol
Kommerzialrat wird oder sagen wir, Conseiller imperial.
Da der Autor die Verwandlung dieses Lebenstypus in
Treuen mitgemacht hat, so kann ihm die Liebe jener
nicht fehlen, die ohne die Nichtigkeit ihres Daseins
zu erkennen, von dem Vorhandensein einer Unendlich¬
keit sich überzeugen lassen und denen nach dem
schicksalswidrigen Handel ihres Tages gut und gern
die Erkenntnis einleuchtet, daß wir nur Marionetten
sind in der Hand einer höheren Macht und was der¬
gleichen Gewaltigkeiten mehr sind, die, jenseits der
Kunst vorgetragen, weniger sind als eine Zibebe, die
ein Dichter anschaut. Schnitzler wird immer etwas
bleiben, was als eine Verständigung zwischen Ibsen
und Auernheimer, der Gesellschaft die Befassung mit
Problemen erleichtert. Aber ich glaube beinahe, daß
seine Lebemänner Gestalten sind und seine Ewigkeit
ein Feuilleton. Helfen die Anwälte seiner Vertiefung,
helfen die Worte, die sie finden, nicht diesem Ver¬
dacht? »Hier waltet auch schon das Schicksal, wie
Schnitzler es ansieht, jenes Schicksal, das Pointierun¬
gen liebt... Das Schicksal ist ein besseres Feuilleton
als jenes, dem dieser Satz entnommen ist, das Schick¬
sal dürfte fast schon mehr ein Leitartikel sein. Ich
glaube, daß ein Mangel an Plastik von den Gegen¬
ständen zu den Zusammenhängen abschweift, und
die fertige Vorstellung, daß der große Puppenspieler
uns alle an unsichtbaren Faden hält, nur eine Ausrede
für das schuldbewußte Unvermögen ist, die Stricke zu