I, Erzählende Schriften 43, Der Sekundant, Seite 11

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43. Der Sekundant
nsuis Hundsbubs
ldem.
ee. Rasch nahm er
„Wo ist der Ertrunkene?“ fragte eine Stimme aus dem
nit dem Wasser
Boot.
„Das geht Sie nichts an. Wo ist Ihr Passierschein?“
r aus der Seemitte
„Mann sind Sie wahnsinng, wo einer am Ertrinken ist.
hm, einmal glaubte
Platz da, wir fahren!“
ns, der erbost war.
„Nicht ein Schritt!“ schrie Mertens, so wie er das als Un¬
nterbrechung haben
teroffizier gelernt hatte.
machte er den Kahn
„Was, los, los“, sagte Mertens, „ich sehe ja gar nichts.“
Und nun stellte er sein Boot quer vor den Kanaleingang,
ruhig in die Baden¬
so daß das Motorboot nicht weiter konnte.
Du kannst demn andern nie wieder gehören, du gehörst mir
dant
allein.“
Noch immer hielt sie meinen Urm berührt, ja nun ergriff
sie ihn, hielt ihn fest. Ja, sie bewegte ihn leise hin und her,
ais hoffte sie mich damit aus einer unbegreiflichen Verstörung,
LER
aus einem Wahn zu erwecken. Meine Augen aber blieben
starr ich wußte, daß kaum Liebe in ihnen war, nur Wille,
y Heinrich Schnitzler
Drohung beinahe. Und ich merkte, daß ihre Angst wuchs, und
h. Ich sagte nicht:
so versuchte sie's nun mit einem scherzhaften Ton: „Kind'
nir. Ich sagte nicht:
sagte sie, „hab ich nicht recht gehabt? Ich habe schon immer
. Nein, ich fragte:
gewußt, warum ich dich Kind nenne. Soll ich nun vernünftig
keine andere Frage,
sein für uns beide? Leicht ist es ja nicht. Nicht einmal für
ß kein anderes Wort
mich allein. Aber wir müssen, wir müssen verständig sein.“
„Warum müssen wir?“ fragte ich hartnäckig und haßte mich
te sie. „Wenn du
zugleich.
kankbar sein wie ich
„Wir müssen“, sagte sie, und in immer steigender Angst war
aus einem wunder¬
e Wirklichkeit, eine
sie gleich mit den stärtsten, den unwidersprechlichsten Argu¬
menten zur Stelle: „Wir müssen vernünftig sein und dürfen
rug und Häßlichkeit
uns nicht verraten, weil du verloren wärst, wenn er
d versuche niemals
ahnte...“
dein Mann ist tot,
Ich lächelte. Ich konnte nicht anders. Aber ihre Ent¬
ahnst es nicht. Es
gegnung, ihre Warnung, der Ver, 6, mir Angst vor dem
Häßlichkeit mehr, du
Toten einzuflößen, wirkte auf mich nicht nur grauenhaft,
alles wurde plötzlich
sondern wie mit einer unergründlichen Komik. Es lag
er Minute nicht für
mir in diesem Augenblick gar nicht fern, irgend etwas
„Es ist kein Betrug.
Teuflisches zu erwidern, der ganzen Unerträglichkeit, der
re es nur, wenn du
Furchtbarkeit dieses Gesprächs durch ein vernichtende und
m Hause bliebst und
zugleich erlösendes Wort ein Ende zu machen. Aber ich
par mir, als bekäme
tat es nicht. Ich fühlte meine Ohnmacht grade in diesem
er mich, oder als be¬
Augenblick, ich fühlte, daß der Tote stärker war als ich, und
wie in verzweifelter Gegenwehr vermochte ich keine andere
und ich fühlte, daß
Erwiderung zu formen, als das törichte Wort: „Und wenn
Sie berührte meinen
das Schicksal am Ende für mich entschiede?“
Wir wollen doch ver¬
Sie faßte mich an der Schulter. Angst war in ihren
vollen es wenigstens
Augen. „Was sagst du da? Wo verirrst du dich hin? Wo
ich gehöre nicht dir,
verirren wir uns hin?“
beide. Es war nur
Und in diesem Augenblick fühlte ich, daß sie für ihn bangte,
nvergeßlich, ja, aber
für ihn und nicht im geringsten für mich — daß er alles
und daß ich nichts für sie war . ..“ Und in diesem Augen¬
es, was vor dieser
blick hörten wir Schritte über den Gartenkies. Nur wenige
er hat alles geändert.
Philharmonisches Konzert unter Kleiber. Erich
Kleiber wurde — da ihm in der Staatsoper nur drei Konzert zur
Verfügung stehen — eingeladen, in der Philharmonie drei
weitere Konzerte mit llassischen Programmen mit dem Philharmonischen
Orchester zu dirigieren.
Im Grand Hotel St. Moritz fand am 27. und 28. Dezember ein internatio¬
nales Bridge=Turnier statt, unter großer Beteiligung einer internationalen Ge¬
ellschaft, und zwar mit solch durchschlagendem Erfolg, daß bereits für die kom¬
nende Woche ein zweites Turnier in Aussicht genommen worden ist. Damit hat
ich das Grand Hotel und sein Bridge=Room zum Treffpunkt der hier weilenden
Bridgespieler entwickelt.
Sekunden noch blieben mir. Es war nicht möglich, ihr in
diesen wenigen Sekunden zu berichten, was geschehen war
und überdies noch mich zu rechtfertigen, daß ich bisher ge¬
schwiegen. Vor einigen Minuten noch hätte sie verstanden,
hätte sie vielleicht verziehen. Ja, vielleicht hätte ich einen
wahrhaften, einen unvergänglichen Sieg über den Toten
davongetragen. Jetzt aber war ich der Gefallene, der Er¬
schlagene, ja, in dieser Sekunde empfand ich mich selbst gleich¬
sam wie ein Gespenst, und die Schritte draußen im Garten
— so sehr ich wußte, daß jeder andere im nächsten Augenblick
hier hereintreten könne, als grade er — kündigten für mich in
unbegreiflicher Weise das Nahen Loibergers an; wie er es in
meinem Traume getan, schritt er durch den Garten und über
die Stufen zur Terrasse herauf. Aber wer immer es sein
mochte, unmöglich war es, das, was auf dem Wege war,
herankommen zu lassen, ohne sie im allergeringsten vor¬
zubereiten. Doch nur das eine Wort drängte sich
auf meine Lippen: „Erschrick nicht.“ Und während ich
das Wort aussprach, war mir wahrhaftig nicht anders
zumute, als müßte im nächsten Augenblick ihr toter
Gatte eintreten. Zuerst sah sie mich mit einem unsicheren
Lächeln an, als wollte sie mir zu verstehen geben, daß ich
mich nicht zu sorgen brauche, und daß ihr niemand auch nur
im geringsten anmerken werde, was in der letzten Stunde
vorgefallen war. Aber gleich las sie offenbar in dem ver¬
zweifelten Ernst meines Blickes, daß meine Mahnung doch
etwas anderes bedeutet haben müßte als die kleinliche Be¬
sorgnis, sie könne sich etwa verraten. Sie hatte eben noch
Zeit zu fragen: „Was ist geschehen?“ Ich aber nicht mehr
die Möglichkeit, zu antworten.
Die Schritte hallten schon im benachbarten Raum. Agathe,
ohne sich nur nach mir umzuwenden, trat in den Salon, und
ich folgte ihr. Aline stand da in der Türe zwischen Salon
und Terrasse, streifte mich nur mit einem ratlos=verwunderten
Blick, faßte die Hände der erblassenden Freundin und, in
Tränen ausbrechend, schloß sie sie in die Arme. Agathens
Augen aber starrten vorbei an Aline mit so unerbittlicher
Frage in die meinen, als wollte sie die Antwort aus meiner
Stirn saugen; ich legte den Finger an meinen Mund und
spürte selbst, daß diese armselige Gebärde die Bitte an Agathe
bedeutete, eher mich als sich zu verraten. In ihrem Blick
aber war mehr, als ich je in einem Menschenblick gesehen:
Ooternattung eien d Vos Big Ne. 8100