I, Erzählende Schriften 35, Therese. Chronik eines Frauenlebens, Seite 7

Therese
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SCHNITZLER AS MYSTIC.
THE TRAGEDT OF A“ LADY.
HEEP.“

(From Dur Own Correspondent.)
BERLIN, May 4.
A notable contribution to the great
romances of the world based upon analysis
of woman’s tragedy as a woman has been
made by Arthur Schnitzler in the first
long story he has published for years.
Therese,“ published this week, is
already the subject of discussion in the
circles where feminists and their enemies
are wont to foregather. The“ lady-help“
of ihe past generation in England is still
a profession adopted by many girls in Ger¬
many and Austria whose education, as in
Therese’s case, was cut short by a father’s
iliness and death.
The life-story of a young woman, an ex¬
oflicer’s daughter, who goes from one situa¬
tion to another in Vienna, who drifts at the
same time from one love-affair to the other,
fatalistically accepting all that life offers,
it may be argued, more typieal of
Central Europe than it could be of any
other country. But Therese, who has a
son, offspring of the first of the casual
amorous acquaintanceships she formed on
her weekly evenings out or Sunday after¬
noons, ruins the boy’s life through her
inability to provide adequately for him.
Schnitzler, great artist, doctor and
psychologist, provides one of the most
moving appeals forthe unmarried mother
literature knows in the gradual sinking
of the boy into the eriminal classes, and
his eventual murder of his mother for the
small sum she has refused to give bim.
Therese sees in her conselous moments be¬
fore her dreadful end the Just expiation for
her wishing an unwanled child out of the
world again during the first agonised days
of its existence.
Schnitzler as a mystic is new to his great
band of admirers. The long, sober objec¬
tive narrative of a sordid life, incredibly
different in style tothe hectic brilliancy of
hi
last study
young woman,
4 Fraulein Else,“ is the crowning tpumph
of his career.
herese.“ Arthur Schnitzler. Pub. S.
Fächer, Berlin.

1
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Srrne enereteh 1. 1
Spannung und eigenattige
Hunderte
der in den letzten Turnieren außergewöhnliche Erfolge errungen
Solche
hat, steht jetzt auf dem Höhepunkt seiner Schachlaufbahn. Schlie߬
lten.
lich kommt als Herausforderer noch der in Deutschland lebende
Raubüber
russische Großmeister Bogoljubow in Betracht, der im Moskauer
Drei junge Burschen
Großturnier 1925 Erster vor Lasker und Capablanca wurde.
Jedenfalls steht die internationale Schachwelt vor neuen großen
die
Ereignissen, deren Ausgang über die höchste Ehre entscheiden
wird, die Calssa, die Göttin der Schachkunst, zu vergeben hat.
Das Opfer eines Ra
Schneidermeister und Konse
Gollnowstraße. Das Gesch
ca.
Der neue Schnitzler-Roman.
Leuten und Arbeiterburschen
drei junge Burschen, die sch
„Therese“, die Lebenschronik einer Frau.
Mai.
fanden den Geschäftsinhaber
Artur Schnitzler ist einer der Dichter, die zwischen sich und Schneider sie bediente, erh
Schach¬
im Ver= der Zeit, da man noch Uniformen trug, in Guldenwährung zahlte über den Kopf, so daß er
erschafts= und Feiertags im festlichen Fiaker in den Prater fuhr, keinen eine Anzahl von Kleidungs
Trennungsstrich ziehen können. So bleiben auch die Helden seiner Laden zu verlassen. Def
n in der
Dichtungen dieser Zeit verhaftet, fesseln und rühren nicht ohne
und trat den Räubern entg
hatte sich
s Welt= einen kleinen Umweg über Erinnerungen an verklungene Tage.
Auf die Hilferuse des Schn
tragenden Und so werden diese Helden in gewissem Sinne unwirklich. Da
Schutzpolisten, dem es gel
1, wobei war der Offizier in der Novelle „Spiel im Morgengrauen“,
die anderen entkamen.
ine vor= Spieler, Kasernhoftyp, der seine materiellen und seelischen Voraus¬
sforderer setzungen aus der Zeit des Dienstreglements und des Offiziers¬
ncas an ehrenkodex bezog; und auch Therese, die Heldin des neuesten
Die Gefahr
an die Schnitzler=Romans, der eben im S.=Fischer=Verlag in Berlin er¬
stellung=scheint, ist nur möglich in der Zeit der Guldenwährung, nicht in
Ab
rschafts= der Aera des Schillings. So spiegelt sich in dem Leidensweg
Was Dr. Hicksons psych
scharfen einer Frau ein Stück altösterreichische Geschichte wider, so wird
mit und eine uralte österreichische Krankheit, die Ziellosigkeit, zum Motiv
„Einen Fall“ nann
eines überaus behutsamen, sorgfältigen und seingesponnenen Romans.
von den Tausenden, die
nläßlich
Thereses Schicksal ist Alltagstragödie. Ungewöhnliches wider- beschäftigen. Sie war eine
Der
fährt ihr erst am Schusse ihres Weges, da sie von der Hand des
Mutter von sieben Kindern,
wieder¬
Im Verlauf von drei M
unehelichen Sohnes stirbt. Bis dahin gleicht ihr Schicksal dem
in Sie anderer Enterbter des Glücks, bis dahin läuft es die Zickzack= Kinder verlassen, war fi
jungen linien des Zufalls, den kein anderer Wille, keine tiefere Einsicht Trunkenbolden davongelauf
Sie in lenkt. Kraß reagiert das Schicksal zwar auf den Leichtsinn, mit Frauen aus den tiessten Sch
Sie dem Therese Berufsfragen und Liebesangelegenheiten behandelt.
sich in einem schrecklichen Z
der Aber eben dieser Leichtsinn wieder, der auch im Widerwärtigen und wie ihre Kinder gänzlig
„Er= Vorteile zu finden weiß, dämpft die starken Farben ab, die das der Direktor des Psych
mit Leben aufträgt, läßt dieses Leben wie unter einem Schleier sich Court in Chicago, beobe
ch die abrollen, so daß es schließlich nicht mehr Tragödie heißt, um zu einer Diagnose
Eben den Visual Memory Test an
auf gut Oesterreichisch Pech.
aber,sondern
runde Roman eines Pechvogels wollte Schnitzler schreiben, eines
allen seinen Patienten, um
lemis Menschen, der Recht und Unrecht, Vorteil und Schaden Frau wurde aufgefordert,
nur verwechselt und vertauscht wie einer, der des Deutschen nicht ganz Sekunden lang gezeigt wurd
Vor= mächtig ist, die Artikel. Therese ist eben des Lebens nicht ganz dem ersten Versuch zeichnetel
und mächtig und Schnitzler weiß das scharfsinnig zu begründen: von der sie behauptete, es
eicht Therese ist die Tochter eines Oberstleutnants, der irrsinnig wird folgenden Versuchen — jedesn
i an und interniert werden muß, und einer slawonischen Aristokratin.betrachten
— hielt sie den
vom Ihre Kindheit steht im Zeichen des elterlichen Zusammenbruches. Figuren handle, aber siel
den ihre Jugend unter dem Drucke des dunklen Lebens, das die Gestalten, unter die
echs Mutter führt, unter dem Drucke der Entfremdung von Mutter Erst beim neunten Ver
nem und Bruder. Und dann kommt — da Alfred, der schüchterne einigermaßen nachzuahmen.
neu Student es nicht wagt, ihren Leib zu fordern — irgendein Frau, mit der noch verschie
Offizier, der es wagt. Der erste Leichtsinn: Therese läßt ihn lautete, daß sie den Intell
hre ziehen, ohne Ehe nachhaltig von ihm zu sordern. Sie und geistig minderwertig
n,flieht vor der Mutter, die sie mit einem Grafen ver= Erhlichkeitsfaktoren zugeschrie
nd kuppeln will, vor der ersten Enttäuschung der Liebe
Das psychopathische 2
ir= nach Wien und wird Erzieherin. Und nun ist ihr Leben eine wir im „Algemeen Handels
urf Odyssee. Ein Leben in der Fremde, unter gleichgültigen, Untersuchung von Verbreche#
manchmal boshaften, im besten Falle höflichen Menschen. Sie
se¬
zwölf Jahren sind mehr als
sieht gute Ehen und schlechte, fügsame Kinder und wider- und geprüft worden. Es
u.
sie borstige, ist den Schikanen launischer Frauen und den Nach= Hilfsmittel verschiedenster
ine stellungen brutaler Männer ausgesetzt, wechselt die Posten, Gemütszustand, die Besch
Ich die Bezirke, die Liebhaber. Und hat niemanden, dem sie sich an¬
Funktionen, die Erblichkeit
en= vertrauen, den sie lieben könnte.
Menschen zu untersuche
Ihr Pech ist, daß sie sich manchmal auf ihr Recht als erklärt Dr. Hickson, seine U
gen
elt= Frau besinnt und dann wahllos den ersten besten annimmt, in Erblichkeit eine viel stärkere
en, einer Art von Trotz gegen die Weltordnung, die sie Umgebung. „Wenn man au
ut, verstoßen, entrechtet hat. Die österreichische Krankheit, sich untersucht habe,“
die
an die Stelle der Vernunft den Justamentstandpunkt zu machte und die Ausgewähl
fall
setzen, Gleichgültigkeit, Leichtsinn mit dem Recht des brächte, dann würden sie in
die Menschen an das Leben zu verwechseln. So gibt sie sich dem alles auf den Kopf stellen.“
Maler=Musiker Kasimir Tobisch hin, von dem sie erst nach zwanzig macht der Wissenschaft und
der Jahren erfährt, daß er schon damals verheiratet war, als er in ihren jungen Jahren
ade Vater ihres Kindes wurde, dieses Kindes, das sie sich wiederum werden können. Seiner Ue