35. Therese
box 6/2
„
Berader
etj.
Ein Erich Peuckert, „Die Rosenkreutzer“ Ver¬
lag Eugen Diederichs, Jena.
tungswillen bis glück. Er will sie heiraten, die Tochter selbst
hat es ihm geraten, schon wird alles vorbe¬
reitet, als ihn ein plötzlicher Tod entführt
egeeltern unter¬
und Therese, verlorener noch als früher, zu¬
er, von Station
rückbleibt, unversorgt auch, da der Verstor¬
dund — von
bene seine Absicht, sie in seinem Testament
enden Monaten
sicherzustellen, wohl ausgesprochen, aber
felte Zeiten der
nicht ausgeführt hatte.
mehr als ein¬
Ein kleines Legat ist alles, was ihr außer
kaufen, um nur
dem Schmerz geblieben ist. Und das will ihr
der Sohn abzwingen. Da sie sich weigert, ihm
entwickelt von
ihr Letztes auszuliefern, erschlägt er sie.
Eigenschaften,
Es ist nicht nötig zu sagen, daß Schnitzlers
bereiten und sie
Menschen leben und wirklich sind. Wir alle
Pflegeeltern zu
kennen und verehren seine große Gabe, das
ganz in einen
Leben so zu schildern, wie es ist. Aber was in
mündet und
diesem neuen Buch auffallend wirkt, ist die
Landesgerichtes
bewußte Zurückhaltung, die er sich auferlegt
en und Monate
hat. Was er gibt, ist wirklich eine Chronik
verkommt, desto
und nur dort, wo es unumgänglich notwendig
Schuld ihm erscheint, fügt er, über das tatsächliche Ge¬
stets vergeblich,
schehen hinaus, noch die Schilderung des
Widerstand zu
seelischen Erlebens ein.
cht das schlechte
Es ist ein Buch unserer Zeit. Ein Buch von
Haßgefühl bei
der Lieblosigkeit und dem Egoismus der
Lebenden. Ein Buch, in dem einer, der kein
chicksal der Ver¬
Ankläger, nur ein Schilderer, ein Verständ¬
uten wenden zu
nisvoller, zeigt, wie es wirklich ist. Unsenti¬
ater einer ihrer
mental, mit gewollter Kühle. Und doch
stete jetzt bei sich
zwischen jeder Zeile erkennen läßt, daß alles
Mädchen, das in tausendmal schöner, besser und glücklicher sein
iebe an Therese könnte, wenn nicht jeder Einzelne, eingekapselt
sie aufmerksam
in sein eigenes, liebloses und egoistisches Ich,
früh heiratet,
seinen Weg rücksichtslos und blind gegen jeden
kdenen und der andern durchschreiten würde.
in Spätsommer¬
Hanns Margulies.
Prager Abendblatt Nr. 115.
sche Sendung. Lehrer Scholz: Kunterbunt für Kin.
der. 19.15—20.00: Schallplatten. 20.00—22.20: Ss. nach
Jakobin“
Bratislava. 20.00—22.00: Uebertragung aus Kolin. Popu¬
läre Kompositionen Kmochs. 22.25—23.00: S. S. nus
(a. A.).
Brünn, Tanzfnusik. — Brünn (441). 12.15—13.15: Mit¬
tasgkonzert, 17.00—-18.00: Ein Stunde für die Jugend.
18.10—18.25: Deutsche Sendung. Lia Kroupa.
Konzertsängerin, am Klavier O. Hawran: Arien. 19.00
bis 20.00: Eine Stunde Romantik in Gesang und Musik.
Mitw.: St. Tauber (Gesang), Orchester des R.-J. 20.20
bis 22.00: Studentenmaiales ehemals .. Mitw.: Rud. Wal¬
ter, Oberregisseur des Nationalthealers (Rezitation), Ferd.
Pospisil (Gesang), Orchester des R.-J. 22.25—23.00: S. S.
nach Prag und Bratislava. Abendkonzert aus dem Café
er Be¬
Rosenbreier.
1 Neu¬
n
lolung.
ürthur Schnitzlers neuer Roman
thea¬
Georg
„Therese.“
lerum
Ein neuer Schnitzler, — ein anderer, ein ver¬
ung
wandelter Schnitzler. Wohl wurzeln die Gesichte
ngen
des österreichischesten aller Schriftsteller noch immer
msell
von
in dem ihm unvergeßlichen Wien der Vorkriegszeit,
aber der Zauber wienerischer Neuromantik, jenes
Sonn¬
Bonquet, gewunden aus dem Immergrün heller
Liebenswürdigkeit, Heiterkeit mit einem Hauch
uns
rührseliger Melancholie, biederer Weltanschauung
mit einem Tropfen nonchalanter Schlamperei,
von
Preislied des Leichtsinns mit dem breitesten choralen
folgt
Unterton, der Sprung von tändelndem Flirt bis
oper,
zum Hohelied der Liebe von Mensch zu Mensch, —
rlin,
all das ist wie für immer dahin. An dessen Stelle
eine
treten Strindbergsche Weltzerrissenheit, Ibsensche
iter
Problematik, Freudsche Destruktivität. „Chronik
irg
eines Frauenlebens“ wird das neue Werk genannt.
der
Grau in grau das schattenhafteste aller
ten
Bücher, dumpf und modrig der ganze Lebenslauf
ats
eines jungen, allzu jungen Mädchens, Tochter eines
ork
pensionierten Oberstleutnants, der im Irrenhause
stirbt, so unsagbar traurig und lichtlos die Mäd¬
chenjahre Theresens, deren Mutter, Verfasserin
belangloser Gartenlaubenromane, sich ihrem Kinde
zeitlebens verschließt, ihr Bruder, Arzt und deutsch¬
nationaler Politiker, der aus Gründen der Be¬
quemlichkeit und Billigkeit mit der Schwester bricht,
so in der Welt alleinstehend, auf sich selbst ange¬
wiesen, jahre= und jahrzehntelang als Erzieherin,
#. als Lehrerin ihr Leben fristend, kümmerlich, schlecht
—
S
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Berader
etj.
Ein Erich Peuckert, „Die Rosenkreutzer“ Ver¬
lag Eugen Diederichs, Jena.
tungswillen bis glück. Er will sie heiraten, die Tochter selbst
hat es ihm geraten, schon wird alles vorbe¬
reitet, als ihn ein plötzlicher Tod entführt
egeeltern unter¬
und Therese, verlorener noch als früher, zu¬
er, von Station
rückbleibt, unversorgt auch, da der Verstor¬
dund — von
bene seine Absicht, sie in seinem Testament
enden Monaten
sicherzustellen, wohl ausgesprochen, aber
felte Zeiten der
nicht ausgeführt hatte.
mehr als ein¬
Ein kleines Legat ist alles, was ihr außer
kaufen, um nur
dem Schmerz geblieben ist. Und das will ihr
der Sohn abzwingen. Da sie sich weigert, ihm
entwickelt von
ihr Letztes auszuliefern, erschlägt er sie.
Eigenschaften,
Es ist nicht nötig zu sagen, daß Schnitzlers
bereiten und sie
Menschen leben und wirklich sind. Wir alle
Pflegeeltern zu
kennen und verehren seine große Gabe, das
ganz in einen
Leben so zu schildern, wie es ist. Aber was in
mündet und
diesem neuen Buch auffallend wirkt, ist die
Landesgerichtes
bewußte Zurückhaltung, die er sich auferlegt
en und Monate
hat. Was er gibt, ist wirklich eine Chronik
verkommt, desto
und nur dort, wo es unumgänglich notwendig
Schuld ihm erscheint, fügt er, über das tatsächliche Ge¬
stets vergeblich,
schehen hinaus, noch die Schilderung des
Widerstand zu
seelischen Erlebens ein.
cht das schlechte
Es ist ein Buch unserer Zeit. Ein Buch von
Haßgefühl bei
der Lieblosigkeit und dem Egoismus der
Lebenden. Ein Buch, in dem einer, der kein
chicksal der Ver¬
Ankläger, nur ein Schilderer, ein Verständ¬
uten wenden zu
nisvoller, zeigt, wie es wirklich ist. Unsenti¬
ater einer ihrer
mental, mit gewollter Kühle. Und doch
stete jetzt bei sich
zwischen jeder Zeile erkennen läßt, daß alles
Mädchen, das in tausendmal schöner, besser und glücklicher sein
iebe an Therese könnte, wenn nicht jeder Einzelne, eingekapselt
sie aufmerksam
in sein eigenes, liebloses und egoistisches Ich,
früh heiratet,
seinen Weg rücksichtslos und blind gegen jeden
kdenen und der andern durchschreiten würde.
in Spätsommer¬
Hanns Margulies.
Prager Abendblatt Nr. 115.
sche Sendung. Lehrer Scholz: Kunterbunt für Kin.
der. 19.15—20.00: Schallplatten. 20.00—22.20: Ss. nach
Jakobin“
Bratislava. 20.00—22.00: Uebertragung aus Kolin. Popu¬
läre Kompositionen Kmochs. 22.25—23.00: S. S. nus
(a. A.).
Brünn, Tanzfnusik. — Brünn (441). 12.15—13.15: Mit¬
tasgkonzert, 17.00—-18.00: Ein Stunde für die Jugend.
18.10—18.25: Deutsche Sendung. Lia Kroupa.
Konzertsängerin, am Klavier O. Hawran: Arien. 19.00
bis 20.00: Eine Stunde Romantik in Gesang und Musik.
Mitw.: St. Tauber (Gesang), Orchester des R.-J. 20.20
bis 22.00: Studentenmaiales ehemals .. Mitw.: Rud. Wal¬
ter, Oberregisseur des Nationalthealers (Rezitation), Ferd.
Pospisil (Gesang), Orchester des R.-J. 22.25—23.00: S. S.
nach Prag und Bratislava. Abendkonzert aus dem Café
er Be¬
Rosenbreier.
1 Neu¬
n
lolung.
ürthur Schnitzlers neuer Roman
thea¬
Georg
„Therese.“
lerum
Ein neuer Schnitzler, — ein anderer, ein ver¬
ung
wandelter Schnitzler. Wohl wurzeln die Gesichte
ngen
des österreichischesten aller Schriftsteller noch immer
msell
von
in dem ihm unvergeßlichen Wien der Vorkriegszeit,
aber der Zauber wienerischer Neuromantik, jenes
Sonn¬
Bonquet, gewunden aus dem Immergrün heller
Liebenswürdigkeit, Heiterkeit mit einem Hauch
uns
rührseliger Melancholie, biederer Weltanschauung
mit einem Tropfen nonchalanter Schlamperei,
von
Preislied des Leichtsinns mit dem breitesten choralen
folgt
Unterton, der Sprung von tändelndem Flirt bis
oper,
zum Hohelied der Liebe von Mensch zu Mensch, —
rlin,
all das ist wie für immer dahin. An dessen Stelle
eine
treten Strindbergsche Weltzerrissenheit, Ibsensche
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Problematik, Freudsche Destruktivität. „Chronik
irg
eines Frauenlebens“ wird das neue Werk genannt.
der
Grau in grau das schattenhafteste aller
ten
Bücher, dumpf und modrig der ganze Lebenslauf
ats
eines jungen, allzu jungen Mädchens, Tochter eines
ork
pensionierten Oberstleutnants, der im Irrenhause
stirbt, so unsagbar traurig und lichtlos die Mäd¬
chenjahre Theresens, deren Mutter, Verfasserin
belangloser Gartenlaubenromane, sich ihrem Kinde
zeitlebens verschließt, ihr Bruder, Arzt und deutsch¬
nationaler Politiker, der aus Gründen der Be¬
quemlichkeit und Billigkeit mit der Schwester bricht,
so in der Welt alleinstehend, auf sich selbst ange¬
wiesen, jahre= und jahrzehntelang als Erzieherin,
#. als Lehrerin ihr Leben fristend, kümmerlich, schlecht
—
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