I, Erzählende Schriften 35, Therese. Chronik eines Frauenlebens, Seite 14

35. Therese
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Uigurische
E##se gal, khappe Proben: Sol bigem Abglanz. Ein Unterhaltungsroman, den man empfeh¬
inne.
sichst du aus, mein Kind, erwiderte das Schwein“ (Seite 295)l len kann.
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Therese. Chronik eines Frauenlebens,
une
(S. Fischer Verlag. Berlin).
und
Theresens Mutter hat spät in sich die Fähigkeit entdeckt.
Go. Das neueste Buch Arthur Schnitzler’s ist, abgesehen!
leidei
von dem Weg ins Freie, der einzige Roman innerhalb
Hintertreppenromane zu schreiben. Sie erzielt damit einen
kele
gewissen Erfolg und siedelt von Salzburg nach Wien über.
seines Gesamtwerkes, rein äusserlich betrachtet übrigens
und¬
auch nach dem ersten Roman sein umfangreichstes Werk.
Aber zwischen den Familienmitgliedern und allen Menschen.
Land¬
Wir hatten zuletzt zwischen Bühnenwerken und charaktero¬
mit denen Therese in Berührung kommt, herrscht eine beklem¬
leben,
logisch-philosophischen Studien Novellen des Dichters empfan¬
mende Beziehungslosigkeit gleichsam, als ob alle Zugänge
minis
zum Leben für Therese versperrt wären. Wiederholte Hei¬
gen, die alle, gleich einem spannenden Film, das äussere
nern
Geschehen auf einen ganz knappen Zeitraum, häufig eine
ratsanträge von Männern, die sich in bürgerlich gehobenen
Nacht, zusammendrängten, wie: Fräulein Else. Traumnovelle,
Stellungen befinden, weist Therese nach anfänglichem Zögern
Spiel im Morgengrauen. Nun holte der Dichter zu einem
immer wieder zurück. Ihr Sohn, den sie auf Anraten vom
ganz grosen Wurf aus, der nicht nur innerhalb seines Gesamt¬
Lande weggenommen und nacheinander zu zwei Vorstadt¬
erkt,
werkes als einzigartig erscheint.
schneidern in Pension gegeben hat, entwickelt sich immer
dem
ungünstiger. Von überall her dringen Klagen zu Therese.
chti¬
Der äussere Hergang: Therese ist die Tochter eines in
Anfangs sind es kleine Unregelmässigkeiten, die der Knabe
von
Salzburg lebtenden, pensionierten Oberstleutnants. Dieser ver¬
begangen hat. Darauf gibt Therese endlich ihre bisherige
1 zu
fällt, verbittert durch angebliche Ungerechtigkeiten seiner
Erwerbsart als Erzieherin in Bürgerhäusern auf. nimmt den
bge¬
Vorgesetzten, in Wahnsinn. Die Mutter, einem alten Adelge¬
Knaben zu sich, und versucht von Stundengeben und Kursen,
inen.
schlecht entstammend, führt darauf einen fragwürdigen Le¬
die sie veranstaltet, zu leben, um ständig um ihr Kind sein
man.
benswandel und empfängt in ihrem Haus zweifelhafte Gäste.
zu können. Alle Versuche scheitern an der schwierigen Natur
s ist
Theresens Bruder bezieht die Universität in Wien, um ebenso
des Jungen. Schliesslich gcht er auf und davon, wird als
ke's,
wie ein gemeinsamer Jugendfreund der Geschwister, dort
Dieb und Zuhälter immer wieder von der Polizei gesucht,
die
Medizin zu studieren. Therese, nach einer kindlich harmloscn
sitzt in Gefängnis und Spital um in Abständen, gleich einem
orm
Jugendliebe, die zwischen dem Freund des Bruders und ihr
schreckhaften Gespenst, oft nächtlich zu Therese zurückzu¬
lake
erwachsen war, erliegt der Verführung eines in Salzburg sta¬
kehren oder zuweilen nur Boten zu schicken, die von Therese
nehr
tionierten, jungen Leutnants. Da sie sich völlig vereinsamt
Geldbeträge erpressen. Schliesslich dringt er eines Nachts
The-fühlt, gcht sie bald darauf nach Wien. Ihre nicht zum Ab¬
bei ihr ein, da er eine merkwürdige Witterung dafür hat.
liert. schluss gelangte Ausbildung in Sprachen und Klavierspiel ver¬
wenn seiner Mutter wieder einmal bescheidene Mittel zur
nicht anlasst sie, eine Stellung als Erzieherin anzunehmen. Ihre
Verfügung stehen, und erwürgt sie. Im Tode scheint Therese
ebte, 1 merkwürdig verschlossene und gefühlsscheue Art hindert sie ein versöhnender Ausgleich zu bestehen, Da ihr Geist schon
Zusi¬
daran, mit dem Jugendgeliebten, der noch zärtlich an ihr
hinüberschwindet, fühlt sie sich befreit von der Schuld, den
des
hängt und mit ihrem Bruder zusammen zu kommen, Beide
Tod des Kindes bei der Geburt gewünscht zu haben. Sie ven
wegs
sind ihr im Grunde unendlich wesensfern. Auf einem Sonntags¬
zeiht ihrem Sohn.
also
ausflug lernt sie einen übermütig-oberflächlichen jungen Men¬
Wiederum wird einem die Sinnlosigkeit klar. durch die
des-schen kennen, der sich als Maler und Musiker ausgibt. Sie
Wiedergabe des Inhaltes etwas über das Wesen eines Kunst¬
einen
verfällt seinem Bann und empfängt von ihm ein Kind. Selbst¬
werkes aussagen zu wollen. In seinem Roman hat Schnitzler
Ottojverständlich muss sie die inzwischen gewechselte Erzieherin¬
ein Frauenleben gestaltet. Der Dichter belebte seine Gestak
stelle aufgeben. Der Liebhaber, der ihr einen falschen Namen
mit dem Odem des Schöpfers, und fast körperlich spüren wie
ennt angegeben hatte, da er verheiratet ist. hat sie inzwischen ver¬
das Leben. Ein zauberhafter Glanz geht von Therese aus.
muss
lassen. In qualvollem Zwiespalt, ob sie das keimende Leben
Es ist das Mütterliche, das ihr Adel verleiht und einen
„Und
töten soll, entschliesst sie sich, das Kind zur Welt zu bringen.
allen Schmutz der Umgebung kaum empfinden lässt. Immer
däne
In der Nacht, da der Knabe geboren word, wünscht sie ihn tot,
ist etwas Reines, fast möchte man sagen, Unberührtes
Für
eber er bleibt am Leben. Sie gibt ihn zu Bauern auf das Land
um sie. Aber wie ist auch die Welt um Therese gebildet!
agen
und nimummt wieder eine Stellung an. Nun wechselt sie ihren
Durch knappste Striche entstehen einprägsame Gestalten, jede
noch Posten immer wieder in kürzeren oder längeren Abständen.
Episode geht ins Blut, man behält Redeweise und Bewegun¬
nlichl In den Häusern der Brotgeber lernt sie eine grosse Anzahl
gen der Gestalten, atmet die Luft, in der sie sich bewegen,
ösen Männer kennen. Sie gleitet von Hand zu Hand. bleibt aber
und die Atmosphäre ist umflossen vom Schmelz der Land¬
erfri-gtets innerlich seltsam unberührt. Es ist ein hilfloses Schwan¬
schaft und dem Klingen ihrer Musik. Bei aller meisterlichen
n zu
Abgeklärtheit ist das nun kein Alterswerk, vielmehr ein
ken zwischen Einsamkeit und dem hoffnungslosen Versuch,
uner
Geniewurf. in einem Stil geschrieben, der einen an erlesenste
Anschluss ans Leben zu erreichen. Sie besucht ständig ihr
schon
Kammermusik erinnert und von einer Geschlossenheit der
igen
Kind, das langsam heranwächst und sich anfangs günstig zu
Komposition, die fast alle Jungen in den Schatten kollektiven
t 80
entwickeln scheint.
Vergessens stellt.
Dr.
orge
Mit¬
„.
das Erkenntnishe
Paul Valde.,
auf¬