I, Erzählende Schriften 35, Therese. Chronik eines Frauenlebens, Seite 68

Therese
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35. Tei#er
Die eigenen, als gegens an eine Abanderung ausschlen. In
letzung sofort die schwerwiegendsten Folgen nach sich zieht. zum Beweis dessen dienen,
dischen Ungarn.
Ausweisungen, auch Diejenigen hingegen, die diese Verträge im Wege eines Friedensverträge ein leeres Gerede ist, wo das Interesse
der Sieger es erfordert, sich über sie hinwegzusetzen. So
Diktats geschaffen haben und die eigentlichen Hüter ihrer
flungen von Ungarn
sind denn die Siegermächte am allerwenigsten berechtigt,
Gültigkeit sein sollten, setzen sich mit der größten Leichtig¬
sind an der Tages¬
rnfeindlichen Demon= keit über ihre Verfügungen hinweg, sobald diese ihnen imsich darüber zu entrüsten und gar zu terroristischen Ma߬
n Rumänien wurden mindesten unbequem, hingegen für die Besiegten einiger= regeln zu greifen, wenn nun — in der Form der Rother¬
wollte, der entzückt ist, weil er bei einem reizvollen, aber
Die Nächstenliebe ist da wohl kein Hindernis,
riskanten Unternehmen sein Vermögen verliert, und sich
u.
denn sie scheint ebenfalls bloß in der Theorie zu bestehen,
vor Wonne nicht zu fassen vermag, weil er schließlich in
spöttelte der alte Herr.
Konkurs gerät?...
Jedenfalls ist es leichter, klar wahrzunehmen,
ter.
Ich staune darüber, daß Sie derartige materiali¬
was vor und neben uns, als was in uns geschieht. Wir
stische Gleichnisse wählen. Die Liebe bleibt trotz allem,
rage der Nationen.
alle blicken nach außen, nicht nach innen. Vielleicht können
was wir in den letzten Jahren miterlebten, mit dem
iß.
überhaupt bloß die Blinden in ihre eigenen Seelen
Idealismus aufs innigste verknüpft. Selbst die „Gar¬
schauen. Und weil wir von den Blinden und von den
Brühlingszauber doppelt
conne“ Viktor Marguerittes, die keinen Mann, aber ein
Seelen reden: der Schriftsteller, der das Seelenleben einer
rgraben Sie sich in
Kind ihr eigen nennen will, verzichtet stolz auf jeden
Frau schildert, spricht ungefähr mit einer Autorität wie der
urfsvoll und halb mit¬
egoistischen Vorteil ...
errn, als sie an seiner
Blinde über die Farben...
—Wieder ein Buch, das ein Mann geschrieben hat,
* Sie übertreiben wie alle Frauen, liebe Freun¬
hen verborgenen Bank
der im Interesse der Männer solche Frauen — erfindet.
din. Darf ich Ihnen dies beweisen? Ja? Nun denn, Sie
Hinzu: Ist Ihnen denn
Da sind, um ein anderes Beispiel zu wählen,
lesen wohl den neuen Roman von Herbert Eulenberg, der
er als die Praxis,
die Memoiren der Isadora Duncan ...
Blumen, die Drucker¬
jetzt im Pester Lloyd erscheint...
— Um Himmels willen, sprechen Sie mir nicht von
Das will ich meinen. Mehr als das, alle meine
e?
solchen Allerweltswitwen, die niemals verheiratet waren
Freundinnen lesen und kritisieren ihn. Manche sind ent¬
mir liegenden Bücher
und die ihre Kinder auf den Tagebuchblättern verzeichnen,
zückt, manche erbittert, manche...
ängst zu Ende gelesen,
wie die anonymen Briefe, die sie im Laufe ihres ereignis¬
Das beweist wohl, daß der Dichter die Frauen¬
tnur darin, um das
reichen Lebens empfingen. Halb= und Ganzkünstlerinnen
welt bewegt, erregt, erschüttert, also, daß er wahre und
bewissermaßen mit mir
müssen aus dem Spiel bleiben. Das sind Ausnahmen. Von
treffliche Schilderungen des weiblichen Denkens und Füh¬
den Millionen Mädchen wollen wir sprechen, die als „Fräu¬
lens gibt.
lches Problem es sich
lein Mutter“ ein jammervolles Dasein führen — dank,
- Ich hege die größte Verehrung für Eulenberg, -
iche Frau interessieren
nein undank der Männer, die kein Verständnis, keinen
ist er doch einer der originellsten, doch viel zu
Sinn, kein Mitgefühl für diese Märtyrenninen der Gesell¬
wenig bekannten und gewürdigten Schriftsteller
als Antwort ein ein¬
schaft, diese Opfer des Staates haben.
Deutschlands, aber die Frauen seines Romans.
h kurz und bündig mit
Sie sind hart und ungerecht, verehrte Freundin.
so blut= und glutvoll sie auch vor uns
lein Mutter.
Sie, eine Kennerin der modernen Literatur, müssen doch
hintreten, sind mit Männeraugen gesehen, mit Männer¬
Problem beschäftigt sich
wahrnehmen, daß die neuen Romane, ob sie nun Russen
herzen erfühlt; es sind Frauen, wie sie die Männer sich
sonderer Vorliebe wen¬
Engländer oder Italiener,
Franzosen,
oder
ausmalen, wie sie ihnen genehm wären, es sind Schäfchen,
steller zu. Aber was da
Ungarn
zu Verfassern haben,
Deutsche oder
die sich ruhig und geduldig scheren lassen und noch ver¬
rKombination als Er¬
Fräulein Mutter be¬
dem Problem:
sich mit
gnügt dazu blöken. Er zeigt uns — um ein Beispiel an¬
Wissen, eine tüchtige
schäftigen, einem Problem, das nachgerade eine Lebens¬
zuführen — eine kluge, schöne, reiche Malerin, die nicht
ig Praxis, kurz Buch¬
frage der Nationen geworden ist. Und wenn Sie einwen¬
nur freudig sich einem Mann, einem verheirateten Mann,
den, daß dies bloß Theorie sei, kann ich darauf hinweisen,
dem Mann einer Freundin noch dazu, hingibt, sondern
daß auch alle Staaten dem Mutter= und Kinderschutz
auch beglückt ist, als sie sich Mutter fühlt... Der alte
ur die Frau kennt und
praktische Aufmerksamkeit widmen..
Dumas predigte einst: Die Tugend ist das Kapital der
nur die Frau begreift
Hübsche Praxis — hübsche Theorie! lachte die
Jungfrau, und von diesem Satz ausgehend, möchte ich
ssche Wesen ihrer Schwe¬
alte Dame höhnisch auf.
Sie, verehrter Freund, fragen, was Sie von einer Schrift¬
ls ihr eigenes, denn an
Ich will zugeben, daß die Regierungen auf
Ich verhindert uns nur stellerin hielten, die in einem ihrer Romane mit der
Schilderung eines ehrenwerten Kaufmanns aufwarten dem Gebiet des Mutter= und Kinderschutzes mehr leisten