piel im Morgencrauen
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dieser Novelle aufsteigt, in das „weite Land“ der Seele
raturblatt.
hinüber
Eine Offiziers= und Spielergeschichte mit tragischem
Ausklang — man ist eigentlich erstgunt, daß Schnitzler die
hnitziers neue Rovelle.
Geschichte des zum Selbstmord durch eine Spielschuld ge¬
rauen.“ (S. Fischer=Verlag, Berlin, 1927.)
nötigten Offiziers bisher noch nicht geschrieben hat. Aber
yl Wertheimer.
dann erinnert man sich: der Oberleutnant Karinski im
„Freiwild“ ... hier ist dieses Schicksal schon angedeutet —
ich mit seiner Buntheit der Stände,
und hat nicht auch der Leutnant Gustl vergnüglichen An¬
len, diese Erde, klirrend von histo¬
gedenkens Schulden?
eise überall umweht von Musik, um¬
r Lebensfreudigkeit, umhangen von
Er ist ihm auch sonst ähnlich, der Leutnant Willi dieser
sind noch immer die festen Wurzeln
neuen Novelle, artverwandt, nur alltäglicher. Ein Leutnant,
ers großer, reicher und ehrlicher,
wie man sie kannte, „die Leutnants rosenrot und braun“ wie
Detlev v. Liliencron sang, nur österreichischer schattiert.
fbar nah es unserem Empfinden noch
Chevaleresk, liebenswürdig, wie es ja auch der Leutnant
alte, in uns noch unverblaßte Wie,
Gustl gewesen, und auch er hat den point dhonneur. Er
ht. mit der es uns hier, noch gesteigert
kennt nur die Sorge, wie man mit der Gage auskommt, keine
Gewesenen, in dieser neuen Novelle
andere. Und die Karriere. Und das Spiel. „Und dann die
kleinen Mädchen“
eift, wiedergespiegelt von einem Geist
rischem Tiessinn.
Aber eines, das ernstere, hat er vor seinem windigen
Hintergrund: Das frühere Wien und
Vetter, dem Gustl, voraus. Er hat das selbstverständlich
den Waldhängen, den gelben Land¬
Kameradschaftliche des Offiziers, die Hilfsbereitschaft, selbst
nz=Zeit, dem Kurpark, der Ruine im
dem gewesenen, dem abgeirrten Kameraden gegenüher und
so repräsentiekt er, nicht wie jener Gustl, in fatirischer,
schichte aus dem früheren Oesterreich
sondern in rein menschlicher Weise den Geist der alten öster¬
g=österreichischesten gewesen — ist e
reichischen Artnee. Diese Hilfsbereitschaft in ihm lockt erst
geworden, wie der „Leutnant Gustl“
den Spielteuftl herbei, sie wird Veranlassung seines frühen
sche Färbung, gütiger, wärmer. Und
Unterganges.
von Arthur Schnitzler ist, spielen auch
Ein ehemaliger Kamerad, v. Bogner, ein Ober¬
geheimnisvoll mneinander, glüht auch
leutnant a. D., der wegen Schulden den Dienst quittieren
Lebens“, der altösterreichischen Offi¬
mußte, komrit zu ihm. Er ist irgendwo Beamter geworden —
Sterben noch eine Liebesnacht auf —
da ist es ihm wie dem Vater des „Fräulein Else“ ergangen,
emlos gespannt, durch die Geschehnisse, dem berühnten Advokaten — Werke eines dichterischen
lischen — und wenn man zögernd das Organismus sind wie Zellen eines Gewebes geheimmisvoll
int man dem Falken nach, der aus miteinander verbunden.
Nur hat Herr v. Bogner nicht Mündelgelder, sondern
Einlagen sich angeeignet, defraudiert, man kann es nicht
milder sagen. Es handelt sich um eine große Summe für
damalige Zeiten, — für junge Offiziere zumal — um
tausend Gulden; in solchen erschreckend runden Ziffern:
„tausend Gulden“ ist bereits etwas Schicksalhaftes.
Bogner wendet sich nun, an wen sonst, als an seinen
alten Kameraden, den Leutnant Willi Kasda. Bogner muß
geholfen werden, das ist klar, wie es klar ist, daß er seinen
Säbel ziehen müßte, wenn ihn jemand entehrend beschiupft.
Aber wie kommt ein junger, mit Schulden ewig im Zwei¬
kampf stehender Leutnant zu einer solchen Summe? Er
hat ja niemanden. Nur ein begüterter Onkel wäre noch da,
aber der hat ihn schon einmal mit einem solchen Begehren
abgewiesen. Noch gibt es für einen jungen, abenteuerfrohen
Offizier, der hundert Gulden in der Tasche hat, andere
Möglichkeiten — das Spiel.
In einem Badner Café hat sich eine Spielpartie
etabliert. Man spielt dort mit Vorliebe verbotene, sogenannte
Glücksspiele — jene Spiele, bei denen bekanntlich immer
der andere das Glück hat. Vielleicht ist diesmal Willi der
andere; man muß es versuchen. Die tausend Gulden müssen
her. Und vielleicht fällt dabei noch ein Plus in die eigene,
immer bedürftige Tasche. Die jungen Leute nehmen Abschied,
Herr v. Bogner wird es inzwischen beim Turf versuchen.
Willi fährts nach Baden, macht Besuche und landet
schließlich in dern Café. Dort ist das Spiel bereits munter
im Gang. Ein Konsul Schnabel, Vertreter irgendeiner
exotischen Repuhlik, hält die Bank, einer dieser dämonischen
Geld= und Willensmenschen. Eine Atmosphäre des Trüge¬
rischen, Brutalen, Raubtierhaften, Tückischen, nur ge¬
schmeidigt durch gesellschaftliche Formen, ja des Verbrechens
ist um ihn. Unsichtbare Zusammenhänge — man ahnt, daß
sie tödlich sein werden — gleiten zwischen diesem dunkelsten
Ehrenmann und dem jungen, harmlosen Offizier, dem nicht
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dieser Novelle aufsteigt, in das „weite Land“ der Seele
raturblatt.
hinüber
Eine Offiziers= und Spielergeschichte mit tragischem
Ausklang — man ist eigentlich erstgunt, daß Schnitzler die
hnitziers neue Rovelle.
Geschichte des zum Selbstmord durch eine Spielschuld ge¬
rauen.“ (S. Fischer=Verlag, Berlin, 1927.)
nötigten Offiziers bisher noch nicht geschrieben hat. Aber
yl Wertheimer.
dann erinnert man sich: der Oberleutnant Karinski im
„Freiwild“ ... hier ist dieses Schicksal schon angedeutet —
ich mit seiner Buntheit der Stände,
und hat nicht auch der Leutnant Gustl vergnüglichen An¬
len, diese Erde, klirrend von histo¬
gedenkens Schulden?
eise überall umweht von Musik, um¬
r Lebensfreudigkeit, umhangen von
Er ist ihm auch sonst ähnlich, der Leutnant Willi dieser
sind noch immer die festen Wurzeln
neuen Novelle, artverwandt, nur alltäglicher. Ein Leutnant,
ers großer, reicher und ehrlicher,
wie man sie kannte, „die Leutnants rosenrot und braun“ wie
Detlev v. Liliencron sang, nur österreichischer schattiert.
fbar nah es unserem Empfinden noch
Chevaleresk, liebenswürdig, wie es ja auch der Leutnant
alte, in uns noch unverblaßte Wie,
Gustl gewesen, und auch er hat den point dhonneur. Er
ht. mit der es uns hier, noch gesteigert
kennt nur die Sorge, wie man mit der Gage auskommt, keine
Gewesenen, in dieser neuen Novelle
andere. Und die Karriere. Und das Spiel. „Und dann die
kleinen Mädchen“
eift, wiedergespiegelt von einem Geist
rischem Tiessinn.
Aber eines, das ernstere, hat er vor seinem windigen
Hintergrund: Das frühere Wien und
Vetter, dem Gustl, voraus. Er hat das selbstverständlich
den Waldhängen, den gelben Land¬
Kameradschaftliche des Offiziers, die Hilfsbereitschaft, selbst
nz=Zeit, dem Kurpark, der Ruine im
dem gewesenen, dem abgeirrten Kameraden gegenüher und
so repräsentiekt er, nicht wie jener Gustl, in fatirischer,
schichte aus dem früheren Oesterreich
sondern in rein menschlicher Weise den Geist der alten öster¬
g=österreichischesten gewesen — ist e
reichischen Artnee. Diese Hilfsbereitschaft in ihm lockt erst
geworden, wie der „Leutnant Gustl“
den Spielteuftl herbei, sie wird Veranlassung seines frühen
sche Färbung, gütiger, wärmer. Und
Unterganges.
von Arthur Schnitzler ist, spielen auch
Ein ehemaliger Kamerad, v. Bogner, ein Ober¬
geheimnisvoll mneinander, glüht auch
leutnant a. D., der wegen Schulden den Dienst quittieren
Lebens“, der altösterreichischen Offi¬
mußte, komrit zu ihm. Er ist irgendwo Beamter geworden —
Sterben noch eine Liebesnacht auf —
da ist es ihm wie dem Vater des „Fräulein Else“ ergangen,
emlos gespannt, durch die Geschehnisse, dem berühnten Advokaten — Werke eines dichterischen
lischen — und wenn man zögernd das Organismus sind wie Zellen eines Gewebes geheimmisvoll
int man dem Falken nach, der aus miteinander verbunden.
Nur hat Herr v. Bogner nicht Mündelgelder, sondern
Einlagen sich angeeignet, defraudiert, man kann es nicht
milder sagen. Es handelt sich um eine große Summe für
damalige Zeiten, — für junge Offiziere zumal — um
tausend Gulden; in solchen erschreckend runden Ziffern:
„tausend Gulden“ ist bereits etwas Schicksalhaftes.
Bogner wendet sich nun, an wen sonst, als an seinen
alten Kameraden, den Leutnant Willi Kasda. Bogner muß
geholfen werden, das ist klar, wie es klar ist, daß er seinen
Säbel ziehen müßte, wenn ihn jemand entehrend beschiupft.
Aber wie kommt ein junger, mit Schulden ewig im Zwei¬
kampf stehender Leutnant zu einer solchen Summe? Er
hat ja niemanden. Nur ein begüterter Onkel wäre noch da,
aber der hat ihn schon einmal mit einem solchen Begehren
abgewiesen. Noch gibt es für einen jungen, abenteuerfrohen
Offizier, der hundert Gulden in der Tasche hat, andere
Möglichkeiten — das Spiel.
In einem Badner Café hat sich eine Spielpartie
etabliert. Man spielt dort mit Vorliebe verbotene, sogenannte
Glücksspiele — jene Spiele, bei denen bekanntlich immer
der andere das Glück hat. Vielleicht ist diesmal Willi der
andere; man muß es versuchen. Die tausend Gulden müssen
her. Und vielleicht fällt dabei noch ein Plus in die eigene,
immer bedürftige Tasche. Die jungen Leute nehmen Abschied,
Herr v. Bogner wird es inzwischen beim Turf versuchen.
Willi fährts nach Baden, macht Besuche und landet
schließlich in dern Café. Dort ist das Spiel bereits munter
im Gang. Ein Konsul Schnabel, Vertreter irgendeiner
exotischen Repuhlik, hält die Bank, einer dieser dämonischen
Geld= und Willensmenschen. Eine Atmosphäre des Trüge¬
rischen, Brutalen, Raubtierhaften, Tückischen, nur ge¬
schmeidigt durch gesellschaftliche Formen, ja des Verbrechens
ist um ihn. Unsichtbare Zusammenhänge — man ahnt, daß
sie tödlich sein werden — gleiten zwischen diesem dunkelsten
Ehrenmann und dem jungen, harmlosen Offizier, dem nicht