I, Erzählende Schriften 34, Spiel im Morgengrauen. Novelle, Seite 12

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im Mordengrauen
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Spiel uHengengraden
vone Oode= JFaenerer unfgeregt obik Tik Flüuf)
ir wären nicht bei Schnitzler, wenn nich aus dem zu bringen. Der Leutnant Kasda kennt die Frauen nur wenig
tretz mancher Erfahrung, und so ist er erstaunt, daß aus der
ein Liebesspiel würde, und zuletzt erscheint diese ganze
Frau, die am Vormittag so nüchtern ihre Geschäfte verwaltete.
komödie, symbolhaft gefaßt, als ein Spiel mit tödlichem
am Abend nicht gerade eine Grande amoureuse, aber doch eine
nge, wenn es ein tückischer Zufall will. „Wir spielen
Geliebte wird, die sich dem Liebhaber von einst wieder ohne
ver es weiß, ist klug", wie es in den Anfängen
Rückhalt gibt, als hätte sich seit damals nicht so vieles, auch
lers hieß. Jetzt weiß er: das Schicksal spielt mit uns,
diese Bitte um ein Darlehen, ereignet.
vir merken es nicht. Auch dieser junge Leutnant Willi
Als sie nach dem Rausche dieser Nacht, der letzten, die
es nicht, daß — nun selbst in eine Komödie mit
ihm beschieden sein soll, von dem Leutnant in seinem Kasernen¬
em Ausgange... keise... unentrinnbar ... hinüber¬
zimmer, da die Reveille geblasen wird, Abschied nimmt, hinter¬
läßt sie ihm eine Banknote — es sind nicht 11.000, sondern
m Morgen weiß er nur eines: Er ist ein verlorener
nur 1000 Gulden — und nun erfährt er aus ihrem zuckenden
wenn er nicht bis zum übernächsten Tag, nur so
Mund eine Frauenbeichte. Er hat ihr damals, da sie noch ein¬
vird ihm Tris gegeben — die Ehrenschuld begleicht.
fach die Poldi hieß, nach dem ersten, süßesten Beisammensein
ibt es für de Leutnant Kasda, der lieber von eigener
ein schnödes Geldgeschenk, 10 Gulden, hinterlassen. Er hat sie
fiele, als schimpflich den Dienst verließe, nur eine
solcherart wie eine Dirne bezahlt. Das hat sie nicht vergessen,
ing: sich von dem reichen Onkel die Summe zu be¬
so etwas vergißt eine Frau nicht, jetzt rächt sie sich, indem sie
ihn wie einen Zuhälter generös entlohnt, mit dem Hundert¬
dieser Onkel, der jetzt auf den Plan der Geschichte
fachen von damals. Nun bleibt ihm nichts übrig als die Pistole.
st wieder eine österreichische, eine altösterreichische Er¬
Nicht bloß darum, weil er die Spielschuld nicht bezahlen, die
ng, Schnitzlerisch gefärbt. Ein Sinnierer, der nur
Anzeige des Konsuls an das Regiwentskommando nicht zu
Büchern lebt, ist dieser Herr Wilram, vor der ganzen
verhindern vermag, sondern weil er fühlt, daß er als Mann
hält er aus einer gewissen Scheu geheim, daß er schon
immer tiefer fallen wird. Das harte Problem des käuflichen
atet, aber von seiner, um so viele Jahre jüngeren
Mannes, ein neues Schnitzler=Problem, springt uns hier
mit der ihn ein glühend=sinnliches Band zu verbinden
mächtig an.
, halb geschieden lebt, daß er sein Vermögen in eine
Natürlich schickt Leopoldine ihm noch die 10.000 Gulden,
nte umgewandelt hat und daß diese im übrigen äußerst
aber sie kommen zu spät. Bogner erhält seine 1000; wie
ftstüchtige Frau die Geldverwaltung allein besorgt.
es ihm auf dem Turf ergangen, erfährt man nicht; man hätte
Villi sucht sie auf, er ahnt bereits, daß es de nämliche
ein Gegenspiel erwartet. Auch bleibt es ein wenig allzusehr im
ldine Lebus ist, mit der er, da sie noch nicht Geschäfts¬
Dämmer, warum der Konsul gerade an diesem bescheidenen
hefrau war, einmal eine heiße Nacht duschlebt hat.
Leutnant, gegen den er keine persönliche Feindschaft hegt, für
ie ist es wirklich, die Poldi. Aber wie hat sie sich ge¬
alles, was ihm die Gesellschaft vielleicht angetan, Revanche
lt! Noch immer von jugendlich=sinnlichem Reiz, ist sie
genommen.
von nüchternster Geschäftsberechnung. Ver das
Dies ist Schnitzlers neue Novelle: in sprachlichem Glanz
ell wienerischer Frauen kennt, weiß, wie glücklich
einherschreitend, im Aufbau von der Hand eines Meisters zu
Gestalt erfaßt ist, daß sinnliche Innigkeit sich mit
dramatischen Spitzen gesteigert, wie es die echte Novelle sollte,
n Lebenssinn so oft bei der Wienerin verbinde.
von düsterer Glut, virtuos in der Gedrängtheit der Vorgänge
Sie erkennt ihren Geliebten der einen Nacht sofon, nimmt
wie „Fräulein Else“ — ein Meisterwerk geschlossener
hsein Anliegen, ihm die verspielten 11.000 Gulde vorzu¬
n. entgegen und verspricht, ihm am Abend selbst Bescheid Form. .