I, Erzählende Schriften 34, Spiel im Morgengrauen. Novelle, Seite 36

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Mordendrauen
Sp 1. . Gga d a

Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
Teleion: Norden 3051
BERLIN N4
Ausschnitt aus:
Kölnische Zeitung
2 Juni 1927
Einen alten, ja etwas abgestandenen Stoff, den verderblichen Reiz
des Glücksspiels, behandelt der berühmte Landsmann Saltens Arthux,
[Schnitzler in einer Novelle: Spiel im Mörgengre#ml
so feiner Meisterschaft des Aufbaus und so fesselnder, kühl, sicher, elegant
und knapp hingesetzter Charakterisierung der einzelnen Personen, daß die
Erzählung ganz neu anmutet. Ein junger Leutnant mit sehr bescheidenem
Einkommen wird von einem frühern Kameraden, der aus Not eine
Unterschlagung begangen hat, um ein Darlehen bestürmt, damit er der
Schande, seine Familie dem Hunger entgehe. Der gutmütige Leutnant
läßt sich erweichen, für seinen Kameraden das Glück im Spiel zu ver¬
suchen. Das Glück lächelt ihm; mit einem ansehnlichen Gewinn steht er
vom Spieltisch auf. Aber eine unglückliche Verkettung von Umständen
führt ihn an demselben Abend wieder zum Spieltisch; die Versuchung
wird mächtig über ihn, und als im öden Morgengrauen das Spiel endet,
hat er nicht nur seinen Gewinn eingebüßt, sondern schuldet eine große
Summe. Sein Gläubiger, ein geheimnisumwitterter, in zweifelhaftem
Ruf stehender Konsul eines exotischen Staats, besteht auf Begleichung
der Schuld binnen der üblichen kurzen Frist. In seiner Not wendet sich
der Leutnant an einen alten Onkel, der ihn früher zuweilen unterstützt
hat. Zu des Neffen Unglück hat der Onkel nun heimlich eine frühere
Halbweltlerin geheiratet und ihr, die sich als kleines Finanzgenie ent¬
puppte, die Verwaltung seines Vermögens übertragen. Mit dieser
Halbweltlerin hat der Leutnant früher einmal ein flüchtiges Liebes¬
verhältnis angeknüpft, aber es bald ohne weitere Erklärung abgebrochen.
Sie aber hat den Leutnant wirklich geliebt. Jetzt rächt sie sich, indem sie
ihm Liebe gewährt, ihn aber dann in seiner Geldnot zappeln läßt. Als
sie sich eines andern besinnt, und der Onkel mit dem Geld auf die
Kasernenstube des Leutnants eilt, ist es zu spät, der arme Teufel hat
sich gerade erschossen. Die kurze Inhaltsangabe könnte banal klingen,
es sei deshalb nochmals betont, daß die Novelle in ihrer Durchführung
ein vollendetes Kunstwerk ist.
Dr. Walter Schmits.
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Dr. Max Golds
Büro für Zeitungsau
BERLIN N 4
Tele
Ausschnitt aus:
Berliner Tageb.
19. Juni.
Arthur Schnitzler. Spiel im Morgengrauen. No¬
vellen-Vertagss
Relin
Wieder eine von Schnitzlers zargebauten Geschichten, stark
ohne ein einziges starkes Wort, spannend durch die Zurückhaltung
der Spannungsmomente, wirkungsvoll und fast ohne „Wirkungen“. Etwas
altmodisch fürwahr, Ausführung eines verjährten Stoffes: Offiziers¬
hasard, Orfizierskatastrophe. Der Leutnant Kasda will einen ehe¬
maligen Kameraden retten, geht an den Spieltisch, verliert „Ehre und
Leben“. Eine Frau könnte ihm heifen, sie will es tun, da er schon
die Kugel im Gehirn hat. Nur dieser Schluss ist „effektvoll“; aber
er baut sich auf einer Szene zwischen Kasda und der Frau auf,
die den Poeten Schnitzler, den dichteuden Sexualanalytiker, wieder
ganz verrät.
F. E.
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BERLIN SO 16, RUNGESTRASSE 22-24
De Telegraf, Amsterdam
Ausschnitt aus der Nummer vom: 1.4. JUK 192
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Morgengrauen“. — S. Fischer,
Berlin.
Geheel anders is het den lezer te moede, als
hij een boek van den Oostenrijkschen schrif¬
iver Schnitzler opent, zij het ook weer een no¬
velle, waarin „menige bultensporigheid veroor#
loofd is. „Spiel im Margengrauen“ is en
kunstwerk van den eersten rang. Meer abg,
het is uiterst spannend, dramatischer Plfs
dan vele van Schnitzler’s tooneelwerken. Hét
is de historie van een speler, die eigenlijk geen
speler is. Een jong officier tracht voor zijn
vriend een som gelds te kriigen, die weer
#teruggelegd moet zijn, voordat de bureau-chef
de kas naziet. De vriend, nu koopman, had
destijds wegens ziin schulden afscheid van
ziin regiment moeten nemen. Willi, de jonge
luitenant, is een goeie kerel: hij speelt, wint,
verliest weer alles, wint zeer veel terug, en
verliest ten slotte zijn heele particuliere ver¬
mogen daarbij. Hij gaat naar zijn oom om
redding te zoeken. De oom heeft echter alles
op ziin vrouw overgeschreven, want hij is intus¬
schen getrouwd met een vroegere vlam van
Willi, die nu een grondig financier geworflen
is. Na een bitter-zoet uur van liefde, belooft
de nieuwe tante hein het geld te leenen. Zjj
zendt het echter te laat, want Willi schiet
zich in den vroegen morgen, voordat de com
met het geld verschint, dood.
Nog nooit heeft Schnitzler met zulke een¬
voudige middelen ons de hoogten en diepten
der menschelijke gevoelens zoo nabij gebracht.,
Alleen al de slottirade is inhoudrijker dan een
doziin gewone romanhoofdstukken.
„Robert Wilfram, altijd nog op zijn knieen
voor zijn dooden neef, liet de blik weer door
de kamer zwerven. Nu eerst ontwaarde hij
de tafel met de resten van den maaltijd: de
borden, de flesschen, de glazen. Op den bodem
van het eene glansde het nog goudgeel en
vochtig. Hij vroeg den jongen: „Heeft de lui¬
tenant gisteravond nog bezoek gehad?“ Schre¬
den op de trap. Stemgezoem. Robert Wilfram
stond op.
Ja“, antwoordde Jozeph, die altijd nog recht
stond, als een wachtpost, „tot laat in den
nacht.Een vriend“.
En de zinlooze gedachte, die den oude vluch¬
tig door het hoofd geschoten was, verdween
weer.
De stemmen, de schreden, kwamen nader.
Jozeph stond nog rechter dan te voren, De
commissfe trad binnen.“