I, Erzählende Schriften 34, Spiel im Morgengrauen. Novelle, Seite 41

iel
im Morgendrauen
34
S d e Schen eee
Prekorer hiehr gegen die Hohe) Jetz siecht man
wieder nix! (Erleichtert) I wett, die gehn über s Joch!
Da bin i auf
en die Lichter
Kreuzwirt: Martl, geh du jetz heim und tu ein
paar verläßliche Leut aufweckn. Aber ja koane Brausköpf,
dieser Novelle aufsteigt, in das „weite Land“ der Seele
hinüber
Eine Offiziers= und Spielergeschichte mit tragischem
Ausklang —
man ist eigentlich erstaunt, daß Schnitzler die
elle.
Geschichte des zum Selbstmord durch eine Spielschuld ge¬
g. Berlin, 1927.)
nötigten Offiziers bisher noch nicht geschrieben hat. Aber
dann erinnert man sich: der Oberleutnant Karinski im
„Freiwild“ . .. hier ist dieses Schicksal schon angedeutet —
t der Stände,
und hat nicht auch der Leutnant Gustl vergnüglichen An¬
nd von histo¬
gedenkens Schulden?
nMusik, um¬
Er ist ihm auch sonst ähnlich, der Leutnant Willi dieser
igen von
neuen Novelle, artverwandt, nur alltäglicher. Ein Leutnant,
Wurzeln
wie man sie kannte, „die Leutnants rosenrot und braun“ wie
licher,
Detlev v. Lilieneron sang, nur österreichischer schattiert.
Chevaleresk, liebenswürdig, wie es ja auch der Leutnant
noch
Gustl gewesen, und auch er hat den point d'honneur. Er
ien,
kennt nur die Sorge, wie man mit der Gage auskommt, keine
eigert
andere. Und die Karriere. Und das Spiel. „Und dann die
ovelle
kleinen Mädchen“.
einem Geist
Aber eines, das ernstere, hat er vor seinem windigen
ere Wien und
Vetter, dem Gustl, voraus. Er hat das selbstverständlich
gelben Land¬
Kameradschaftliche des Offiziers, die Hilfsbereitschaft, selbst
der Ruine im
dem gewesenen, dem abgeirrten Kameraden gegenüber und
so repräsentiert er, nicht wie jener Gustl, in satirischer,
sondern in rein menschlicher Weise den Geist der alten öster¬
en Oesterreich
— ist
esen
reichischen Armee. Diese Hilfsbereitschaft in ihm lockt erst
den Spielteufel herbei, sie wird Veranlassung seines frühen
utnant Gustl“
Unterganges.
wärmer. Und
Ein ehemaliger Kamerad, v. Bogner, ein Ober¬
st, spielen auch
leutnant a. D., der wegen Schulden den Dienst quittieren
er, glüht auch
mußte, kommt zu ihm. Er ist irgendwo Beamter geworden —
eichischen Offi¬
da ist es ihm wie dem Vater des „Fräulein Else“ ergangen,
esnacht auf -
dem berühmten Advokaten Werke eines dichterischen
ie Geschehnisse,
Organismus sind wie Zellen eines Gewebes geheimnisvoll
in zögernd das
nach, der aus miteinander verbunden.
G


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und sein Ausgang — ich, die Schmied=Kathl! Gelt, da
schaust, du alter Tattl!
Martl (gegen sie auf) Waas — du! Bei mir
spielst dich nit auf! Hast du mir vielleicht auch in die Welt
Nur hat Herr v. Bogner nicht Mündelgelder, sondern
Einlagen sich angeeignet, defraudiert, man kann es nicht
milder sagen. Es handelt sich um eine große Summe für
damalige Zeiten,
für junge Offiziere zumal —, um
tausend Gulden; in solchen erschreckend runden Ziffern:
„tausend Gulden“ ist bereits etwas Schicksalhaftes.
Bogner wendet sich nun, an wen sonst, als an seinen
alten Kameraden, den Leutnant Willi Kasda. Bogner muß
geholfen werden, das ist klar, wie es klar ist, daß er seinen
Säbel ziehen müßte, wenn ihn jemand entehrend beschimpft.
Aber wie kommt ein junger, mit Schulden ewig im Zwei¬
kampf stehender Leutnant zu einer solchen Summe? Er
hat ja niemanden. Nur ein begüterter Onkel wäre noch da,
aber der hat ihn schon einmal mit einem solchen Begehren
abgewiesen. Noch gibt es für einen jungen, abenteuerfrohen
Offizier, der hundert Gulden in der Tasche hat, andere
Möglichkeiten — das Spiel.
In einem Badner Café hat sich eine Spielpartie
etabliert. Man spielt dort mit Vorliebe verbotene, sogenannte
Glücksspiele — jene Spiele, bei denen bekanntlich immer
der andere das Glück hat. Vielleicht ist diesmal Willi der
andere: man muß es ersuchen. Die tausend Gulden müssen
her. Und vielleicht fällt dabei noch ein Plus in die eigene,
immer bedürftige Tasche. Die jungen Leute nehmen Abschied,
Herr v. Bogner wird es inzwischen beim Turf versuchen.
Willi fährt nach Baden, macht Besuche und landet
schließlich in dem Café. Dort ist das Spiel bereits munter
im Gang. Ein Konsul Schnabel, Vertreter irgendeiner
exotischen Republik, hält die Bank, einer dieser kämonischen
Geld= und Willensmenschen. Eine Atmosphäre des Trüge¬
rischen, Brutalen, Raubtierhaften, Tückischen, nur ge¬
schmeidigt durch gesellschaftliche Formen, ja des Verbrechens
ist um ihn. Unsichtbare Zusammenhänge — man ahnt, daß
sie tödlich sein werden — gleiten zwischen diesem dunkeisten
Ehrenmann und dem jungen, harmlosen Offizier, dem nicht
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