I, Erzählende Schriften 34, Spiel im Morgengrauen. Novelle, Seite 46

im Mordengrauen
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34. Spiel im nergengrader
in nicht oder 1 Orleans gar nur noch etwa 700 Meter, weniger als die gelegenheit schon aus dem Grunde interessieren, wen sie
Garten gedeihen nicht immer Prachtexemplare, aber kein
schenken, das bezeugt, wie liebenswürdig die Schwächen
Mißwachs ist zu sehen. Er ist zweifellos der vielseitigste
und wiesehrenhaft selbst die Verfehlungen des verhöhnten
Autor Oesterret ja Deutschlands, und sein Oeuvre
Leutnants von Anno dazumal waren.
es Spiels.
kann in Ehren neben dem der berühmtesten Literaten
Denn die neue Novelle Schnitzlers bildet gewisser¬
der Gegenwart bestehen. Wohl ward ihm viel Lob ge¬
Armee.
maßen ein Gegenstück zu seinem „Leutnant Gustl“.
spendet, aber nach Verdienst würdigte ihn seine Vater¬
Man kann diesen Gustl und seine Tragikomödie nicht
er die Dichter,
stadt Wien nicht allzu oft, ja häufig mißverstand sie ihn
vergessen. Ein junger, lebenslustiger Offizier besucht ein
beherzigend,

oder wollte ihn nicht verstehen. Und doch war er und ist
Konzert, nicht so sehr, um zu hören, sondern um zu sehen.
ehe sie sich
er sicherlich einer der Besten seines Landes. Seine
Die Frauen entzücken ihn weit mehr als die klassische
äre in der Tat
jüngste Arbeit, die soeben bei S. Fischer in Berlin er¬
Musik, und kein Wunder, daß er nach Schluß des Kon¬
ür alle, denen
schienene Novelle: „Spiel im Morgengrauen“, zeigt
zerts in der Garderobe einigen nichts weniger als heiligen
ganz besonders
deutlich, welche Menschenkenntnis, welchen Weitblick,
Cäcilien näherkommen will. Doch das Gedränge ist arg und
enehme Pflicht
welche Darstellungskraft und welche Stilkunst diesem
ein großer, dicker Bäckermeister — er sieht diesen Riesen
wir: hoffent¬
Dichter zu eigen sind. Sagen wir es sofort, daß er selten
täglich im Kaffeehaus — verstellt ihm den Weg. Es
l Gelegenheit,
eine rührendere, ergreifendere und schönere Erzählung
kommt zu einem Wortwechsel, und da ein Leutnant schnei¬
n zu beschäfti¬
geschrieben hat, als das „Spiel im Morgengrauen“.
dig sein will, vielleicht sogar sein muß, spricht er ein derbes
ifelhafte Glück
Wieder schildert Artur Schnitzler die k. u. k. Armee,
und grobes Wort aus. Darauf nennt ihn der Bäcker¬
neun Werke
für die er, trotz den traurigen Erfahrungen mit seinem
meister: „Dummer Bub!“ Nun versucht Gustl den Säbel
enn die Pro¬
„Leutnant Gustl“ nach wie vor Liebe empfindet. Wer
zu ziehen — er muß sich doch Genugtuung verschaffen! —
eradezu kanin¬
sich erinnert, welch ungeheures Aufsehen die Geschichte
bemerkt aber, daß der klassische Kipfel erzeugende und
zer glaubt den
dieses jungen Leutnants seinerzeit erregte und welche
klassische Musik genießende Athlet den Säbel mit eisernem
d so gründlich
Widerwärtigkeiten der Dichter erdulden mußte, weil er
Griff festhält. Ja, er vernimmt eine ihm zugeflüsterte
dabei schwin¬
der alten k. u. k. Armee einen scharf geschliffenen Spiegel
fürchterliche Drohung: Noch ein Wort und der Bäcker¬
enig Zucker in
vorzuhalten wagte, der wird mit Genugtuung feststellen,
#eister bricht den Degen wie eine Semmel in Stücke und
egabte Schrift¬
daß kein Fünkchen Groll im Herzen des Dichters zurück¬
schickt dann die Reste an das Kommando. Gustl knickt
ateriellen Not
blieb. Er hat alle gehässigen Anklagen und alle sogenann¬
zusammen. Als die Menge verschwunden ist, erfaßt
llzu fruchtbar,
ten „ehrenrätlichen" Verfolgunge#vergessen, denn in
er den ganzen Jammer. Wenn es bekannt wird, was
en werden um
seiner neuen Novelle aus dem Sol#enleben der ehemali¬
ihm widerfuhr, hat seine Karriere ihr Ende erreicht. Darf
kehr davon sie
gen Monarchie ist weder Spott noch Hohn zu entdecken,
er bei seinen Kameraden Rat und Hilfe suchen? Ver¬
demnach eine
ja, man darf behaupten, daß „Leutnant Gustl“, der
gebliche Mühe. Sie würden ihn bedauern, aber die An¬
zu begegnen,
österreichisch=ungarische Offizier, keineswegs so sym¬
zeige beim Regiment erstatten und damit seine Aus¬
s interessant
pathisch dargestellt wurde wie der Leutnant Wilhelm
stoßung aus der Armee herbeiführen. Lieber den Tod!
feinen Geist,
Kasda im „Spiel im Morgengrauen“. Das aber be¬
Verzweifelt irrt er durch die Straßen Wiens. Weiß nicht
k und die feste
kundet, daß Artur Schnitzler, als Charakter vornehmsten
mehr, wohin ihn seine Füße schleppen, bis er auf einer
Schnitzler, der
Formats, ehedem, da man in Wien der Armee und be¬
Bank draußen im Prater sich findet. Das entsetzliche Er¬
re alt. Er hat
sonders dem Offizierskorps in überschwenglicher Weise
lebnis zieht wie ein grausiger Film an ihm vorüber und
l an die fünf¬
huldigte, den Mut hatte, seine Meinung zu sagen, ebenso
seine Bestürzung, die zu Furcht und Angst aufsteigt, malt
en, Novellen
wie er jetzt, wo man in Wien in Schmähungen des alten
ihm auch die Fortsetzung des Abenteuers aus. Es gibt nur
Dramen, und k. u. k. Heeres sich nicht genug tun kann, wieder den Mut
eine Lösung: den Tod... Ein Offizier kann ohne Ehre
ert. In seinem hat, seinen Landsleuten und der Welt ein Dokument zu nicht leben. So sei's denn. Gustl muß als Selbstmörder