raunnovel1
box 5/7
33. Mddanlwssle
Ausschnitt aus:
Kölnische Zeitung
6. JUl. 28
T## Saus
#Fliederstrußes, die Geschichte von einem euflagnnen Kinderbalion, den
ein von der Polizei gesuchter Fassodentletterer umter Gefahr des Lebens
Bücherbesprechungen.
zurückholt, und vieles andre. Winzige Staffterme, die der Dichter, der
ein vortrefflicher Beobachter auch der unscheinhaten Dinge der Großstad:
Neue Novellenbücher.
ist, mut einer schiller den Schicksalswelt umspinat. Und schließlich ist
das was in keiner Erzählung ausdrücklich steht und doch in allen vor¬
Artur Schnitler, Teaunmovellr. (S. Fischer, Berlin.) — Josept
handen ist, ein ausgeprägtes Stück Seele der Stadt, der Schaffner mit
Friede D#rlanig Dorf am Acker. (C. H. Becksche Verlägs¬
diesem Buch sehr eindrucksvoll seine Reverenz erweist.
buchhandlung, Munchen.) — Rdolf Hans Bartsch, Histörchen.
Die Erzchlungen, die Karl Bröger unter dem Ttel Jnkob auf
(L. Staackmann, Leipzig.) — Johanna Wolff, Der liebe Goll
der Himmhelsleiter zusammenfaßt, snd im Grundklang zu partei¬
auf Urlaab. (Georg Müller, München.) —
Jakob Schaffner,
tendenziös, im als Dichtung im höhern Sinne gelten zu können. Diese
Der Kreiselspieler. (Proppläen=Verlag, Berlin.)
Karl
Arme=Leute=Geschichten sind auch nicht etwa naturalistisch, Milieuschilde¬
Bröger, Jakob auf der Himmelsleiser. (I. H. W. Dietz Nachf.,
rung aus dem Bereich der Proletarter, sie sind nur dürftig, als wäre
Berlin.)
das Dichterische mit Aosicht herausdestilliert. Das befremdet etwas,
Rovellen sind heute geschätzt: von den Verlegern wie vom Publikum —
weil Bröger in mitreißenden Kriegsgefängen und in Hynmen und
nicht nur die große Novelle allein, kunstvoll in ihrem Aufbau, dramatisch,
Balladen eine weit größere Begabung offenbarte, so daß man in dieser
in ihrer Steigerung und in der Lösung des Konflikts, auch die Erzählung
Veröffentlichung mehr sournalistice Gelegenheitsarbeiten im Dienst
dreitern Stils, die kurze „journalistische“ Novelle, die Seinze erzählenden
seines sozialistischen Parteiblatis verten darf. Ratürlich fehlt es nicht
Inhalts, die Kunzgeschichte, die Anekdote. Bielleicht hängt es damit
an gelungenen Einzelzügen, bosonders psychologischer Natur in den Ani¬
zusammen, daß unsre Leben
sich in viesem geändert hat, bestimmt zeichnungen eines Vaters über sein „Fröschle“, aber die geistige Welt ist
durch Kraftwagen und Filr
durch die Ausnutzung der Minute und überraschend eng und die künstlerische ist es der Tendenz wegen noch mehr.
durch den Wechsel der Eindr
tso, daß viele nicht mehr die Geduld! Der Gott der Dichtung verträgt keine ander Götter neben sich.
ausbringen, langsam und lange
u lesen. Die Novelle, von jeher in
H. Sarnetzki.
1
literarischen Kreisen als eine Kunstgattung von echt-dichterischern Gepräge be¬
trachtet, kommet nun — aus äußerlichen und nebenher aus innerlichen
Gründen
zu erhöhter Geltung und Wertung, aus äußerlichen, well
sie sich in kleinen Bänden im Laufe einer Abendstunde oder einer kurzen
Bahnfahrt bequem bewältigen läßt, aus innürlichen, weil sie alle Elemente?
enthält, einen modernen Menschen auf eine begrenzte Zeit in starkem
zu fesseln. So fuhr man die Tatsache größerer Wertschätzung der
Novelle mit Freude verducht, so ist der Grund doch immerhin beklagens¬
wert: ein Symptom mehr, daß wir uns immer mehr in unserm ven
hetzten Zeitalter von beschaulicher Einkehr, von ruhiger Betrachtung und
111
uß eines Dichtwerks um seiner selbst willen, das Zeit und
geist
seelische fünspannung erfordert und nicht den Stachel der
nthält enffernen.
2
tur Schntzler in seiner Traumnovelle dietet, ist ein
auf dem Wege, den er mit Fraulein Else betreten, ein
btasten untergründiger Seelenzustände in kultivierter Form mit der
esonderheit, daß den Dichter in Schnitzler der Arzt in Schnitzler
kontrolliert. Das heißt: daß ein romantischer Stoff von wissenschaftlichen
Augen überwacht toird. Ein Ehepaar — der Mann ist Arzt — vertieft
sich in 5
Nacht nach einem Bal in Erlebnisse und Träume und gibt, in
#e
eniger offener Andeutung, Geheimnisse des psychischen
preis, die mehr auf Spiel und Lockung aus versäumten
Ur
alt auf ernsthafteres Begehr nach Untreue zielen.
chieierten Bekenntnisse genügen, das erotische Innen¬
let
zensätze zu treiben, die, genährt aus Erinnerungen,
wvirklich anmutend durch den Traum des erregten
terhaft ist, wie die Grenzen zwischen Wachsein
und
en der Vergangenheit verwischen: wie Erlebnisse
elehrten, m
iner Dirne, mit einer seltsamen,
terscheinung
nem geheinmisvollen Nacktball
sich wie reale Geschehnisse abwickeln,
chließlich doch durcheinanderwirren,
niemals irgendwie als Abenteuer der Seele (oder des Lebens) in
Aufschlüssen enden, sondern dunkel abreißen, oder aber, wie in der
Leichenka
wer, wie eine große Frage offen bleiben. Wirklichkeit oder
Traum!
und ob der Traum auch ein Spiegel des Wirklichen aus
en Tiefen des Unbewußten ist, er gibt genau so wenig Erfüllung wie
das Leben selbst, und die versäumte Liebesgelegenheit beherrscht auch
den Traumn —, weil, vielleicht, das Rätsel des Unerfüllten wie die
Erfüllung selbst doch nur im Gesich
Wesen der eignen Frau
gefunden werden konnte.
eizvoll, seelen¬
kennerisch und mit disziplit
Auch lie Novellen D
Friebrich Per¬
konig, „Ländliche N
Heimatland des
Dichters, sind Meisterstü
die Geistes¬
welt bescheidener L#
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wachsens literarisch
aus dem
mersten Miterleb
Menschen
rend
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das kra
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#Fliederstrußes, die Geschichte von einem euflagnnen Kinderbalion, den
ein von der Polizei gesuchter Fassodentletterer umter Gefahr des Lebens
Bücherbesprechungen.
zurückholt, und vieles andre. Winzige Staffterme, die der Dichter, der
ein vortrefflicher Beobachter auch der unscheinhaten Dinge der Großstad:
Neue Novellenbücher.
ist, mut einer schiller den Schicksalswelt umspinat. Und schließlich ist
das was in keiner Erzählung ausdrücklich steht und doch in allen vor¬
Artur Schnitler, Teaunmovellr. (S. Fischer, Berlin.) — Josept
handen ist, ein ausgeprägtes Stück Seele der Stadt, der Schaffner mit
Friede D#rlanig Dorf am Acker. (C. H. Becksche Verlägs¬
diesem Buch sehr eindrucksvoll seine Reverenz erweist.
buchhandlung, Munchen.) — Rdolf Hans Bartsch, Histörchen.
Die Erzchlungen, die Karl Bröger unter dem Ttel Jnkob auf
(L. Staackmann, Leipzig.) — Johanna Wolff, Der liebe Goll
der Himmhelsleiter zusammenfaßt, snd im Grundklang zu partei¬
auf Urlaab. (Georg Müller, München.) —
Jakob Schaffner,
tendenziös, im als Dichtung im höhern Sinne gelten zu können. Diese
Der Kreiselspieler. (Proppläen=Verlag, Berlin.)
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Arme=Leute=Geschichten sind auch nicht etwa naturalistisch, Milieuschilde¬
Bröger, Jakob auf der Himmelsleiser. (I. H. W. Dietz Nachf.,
rung aus dem Bereich der Proletarter, sie sind nur dürftig, als wäre
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das Dichterische mit Aosicht herausdestilliert. Das befremdet etwas,
Rovellen sind heute geschätzt: von den Verlegern wie vom Publikum —
weil Bröger in mitreißenden Kriegsgefängen und in Hynmen und
nicht nur die große Novelle allein, kunstvoll in ihrem Aufbau, dramatisch,
Balladen eine weit größere Begabung offenbarte, so daß man in dieser
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dreitern Stils, die kurze „journalistische“ Novelle, die Seinze erzählenden
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durch Kraftwagen und Filr
durch die Ausnutzung der Minute und überraschend eng und die künstlerische ist es der Tendenz wegen noch mehr.
durch den Wechsel der Eindr
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u lesen. Die Novelle, von jeher in
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literarischen Kreisen als eine Kunstgattung von echt-dichterischern Gepräge be¬
trachtet, kommet nun — aus äußerlichen und nebenher aus innerlichen
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sie sich in kleinen Bänden im Laufe einer Abendstunde oder einer kurzen
Bahnfahrt bequem bewältigen läßt, aus innürlichen, weil sie alle Elemente?
enthält, einen modernen Menschen auf eine begrenzte Zeit in starkem
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btasten untergründiger Seelenzustände in kultivierter Form mit der
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