I, Erzählende Schriften 33, Traumnovelle, Seite 19

33.
raumnovelle
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Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
BBRLIN N 4
Telefon: Norden 3051
Soclalistische sun Scherte.
Berlin.d. den 27.
Gas-S.
Reifes Schaffen Diese Jungen streben eine
Meisterlichkeit des Stils an,
ohne sie natursemäß jetzt
schon erreichen zu können. Sie sind Ex¬
perimentierer und lehnen sich an. Tho¬
mas Mann und Arthr-Schnilzler sind
Experimentierer mil ihrer eigenen Voll¬
endung. Sie bestätigen sich in einem Stil,
den sie selber erschufen. Hierfür er¬
scheinen Schnitzlers Traumnovelle /Ber¬
lin. S. Fischer, und Manns Unordnung
und frühes Leid Berlin, S. Fischer)
als charakteristische Stücke. Man tritt
bereitwillig in die Welt dieser Dichter
ein, die man bereichert verläßt.
Der moralische Mensch, den die Reli¬
gion trägt, war Persönlichkeit des dich¬
terischen Suchens der alten großarligen
russischen Schriftstellergeneration. Die
Jungen, die dann kommen, reißen sich
nicht so absolut von der Uberlielerung
los wie etwa die Manifestanten der 900.
Sie sind trotz aller revolutionären Denk¬
weise als Künstler eigentlich konserva¬
tiv. Sie bewahren eine Seelenkunde und
Seelenforschung, auf die sie um keinen
Preis verzichten möchten. Die geistige
Verwandtschaft zwischen ihnen und dem
nun längst begrabenen Anton Tschechom
ist deutlich erspürbar, Darum lohnte es
sich wohl in einer mustergülligen und
schönen deutschen Ausgabe Novellen
Tschechows unter dem Gesamttitel Der
schwarze Mönch zu vereinigen. Man
wird dem neuen Verlag Paul Zsolnay in
Wien, der in kürzester Zeit eine enorme
und meist instinktsichere Produktivität
entfaltet hat, auch hierfür Dank wissen.
ge or der giise ler bienen und die er. 2. Sad.
tungen auf die Schultern aller verteilen zu können. Der herein
Völkerbund ist in den seit Friedensschluß verstrichenen renden
Jahren in den meisten Fällen zu einem einfachen Voll= gelage
gefang
ihren
Feuilleton.
auch
mögen
verträß
Leben und Traum und Dichtung.
sind se
Artur Schnitzlers neue Novelle, i##
Natur
Schlü
Trägt die derzeit vielverbreitete Oberflächlichkeit
sind vo
oder die nicht minder verbreitete Uebertreibungssucht
nichtar
Schuld daran, daß man dem Wiener Professor Freud zu
Geist
seinem siebzigsten Geburtstag von allen Seiten Kompli¬
in beso
mente machend, auch versicherte, seine prosaische, oft allzu
über i
prosaische Traumdentung hätte der Poesie der Gegenwatt
ihr ein
eine neue Note gegeben? Je häufiger der außerordentliche
nächste
Einfluß der Psychoanalyse in diesem Sinne betont wird,
desto notwendiger erscheint es, darauf hinzudeuten, daß
leitung
der Traum seit jeher in der Literatur eine große Rolle
Artur
spielte. Es genügt, auf das Buch der Bücher zu verweisen,
Berlin
um darzutun, daß anfangs der HERR bloß einen „tiefen
Gelehr
Schlaf auf den Menschen fallen“ließ, und auch Lot noch von
dies
einem unheimlich tiefen Schlaf heimgesucht wurde, dessen
wenige
traurige Folgen allbekannt sind, bis endlich Jakob im
anlehnt
Traum — der erste bedeutungsvolle Traum in der Bibel
Schnitz
— die Himmelsleiter erblickte, und später Josef nicht nur
widersp
von Träumen aller Art heimgesucht ward, sondern sich
bloß in
auch als tr. fflicher Traumdeuter betätigte. Bei diesem
noch we
Anlaß erfährt man aus der Heiligen Schrift, welche Be¬
einfache
deutung den Träumen in Aegypten beigelegt wurde, wo
drucksv
die Traumdeuter unter den Würdenträgern des Hofes
diesem
figurierten und mit ihrer Wissenschaft hoch und gering
haupt t
imponierten. Ein Niederschlag ihrer Weisheit ist nun¬
nieman
mehr bloß noch in den „Aegyptischen Traumbücheln“ zu
das ist
entdecken ...
Frische
Die persische und die griechische Dichtung stehen, wie
Jugend
man aus zahlreichen Beispielen dartun könnte, oft unter
gehoben
der Einwirkung des Traumes auf das Leben. Seither ver¬
verloren
schwand das Traummotiv nimmermehr aus der Welt¬
ins vol
literatur. Selbst auf der Bühne erscheint es u. a. in Cal¬
Heuchler
derons „Das Leben ein Traum", dann in dem diesem
Schnitzl
nachgebildeten, allerdings auch von Voltaire beeinflußten
und vor
Trama „Der Traum ein Leben“ von Grillparzer, ferner
in den Werken von Madäch und Raimund bis zu Haupt= stwegen d
mann. Der Traum in der Literatur nimmt die Menschenlschienene