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31. Fraeulein Else
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(Dämpfung ist ein Lieblingswort Flakes.) Und will man eine Formel für seine
Haltung, so ist diese vielleicht die beste (obgleich jede Formel einengt, indem
sie vereinfacht): „Heiterkeit: Vierklang aus Klarheit, Gelassenheit, Sinnlichkeit
und Energie.
II
Franz Werfels Romane suchen das Pathos der Tugendhaftigkeit, das sein
Aktivismus in heilloser Angst vor dem „Asthetizismus laut und überlaut
werden ließ, zu überwinden und menschliches Schicksal, menschlichen Geist
im sinnenhaften Gleichnis sich auswirken zu lassen. Wicht der Mörder, der Er¬
mordete ist schuldig war noch literarischer Krampf von 1918, in seinem Werdi¬
Roman!) will Werfel „die Sage von einem Menschen, den Mythos also, den
Mythos des Künstlertums geben. Die beiden repräsentativen Komponisten der
zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts werden einander gegenüberge¬
stellt: Verdi und Wagner. Die Fremdheit zwischen der volkhaften, „alten
heiligen italischen Melodie“ Verdis und der metaphysisch-dialektischen Musik
und dem europäisch-intellektualistischen Raffinement Wagners; die tiefe Fremd¬
heit auch zwischen den Menschen: Verdis verlegene Scheu und Wirklichkeits¬
reinheit, Wagners Weltlust und sündhafter Siegerwille. Indes der weltsüchtige
Wagner Europa erobert, fühlt der einsame Verdi seinen Ruhm schwinden.
Voller Selbstqual und Selbstanzweiflung, fürchtet er das sieghafte Werk des
andern, den er zugleich sucht und flieht, kennen zu lernen. Er will sich mit
Wagner niessen und kämpft, voller Selbsthass, einen schweren Kampf um seine
neue Oper, den König Lear. Verzweifelnd muss er davon abstehen und ver¬
nichtet die Partitur — doch fasst er sich wieder und erringt die Freiheit und
Heiterkeit des Verzichtes. Jetzt erst wagt er es, den Tristan zu lesen und
erkennt Wagners ganze Grösse. Und da er zu ihm, dem Bruder, eilen will (am
3. Februar 1883), ist jener eben verschieden. Verdis meisterliche Jahre kommen
wieder: er schafft den Othello. — „Die Sage von einem Menschen“ sollte das
Buch werden — aber was ward daraus? Ein echter Dichter und formstarker
Künstler hätte eine leidenschaftlich-straffe Novelle daraus gemacht; unter der
Hand Werfels wurde es ein höchst unerquickliches, unorganisches Gemisch
von Epik und Kulturanekdote; dass Gestalt, Mythos gar, erst entsteht, wenn der
historische „Stoff durch die Form verzehrt“ ward, was ahnt er davon? Das
Buch, innerlich falsch, häuft Material, Rohstoff, bringt ermüdende und höchst
langweilige Betrachtungen des Autors: kritische und polemische Wertungen
verdischer und wagnerischer Musik, Erörterungen über die Operngeschichte,
schönrednerische soziale Auslassungen oder gar unmittelbares psychologisches
Detail, das in die Mittelbarkeit der Erzählung hätte verwoben werden sollen
(unsägliche Plattheiten, wie etwa: „Niemals bewirkt die Schwangerschaft nach
den ersten Monaten ein solches Glück, als bei Frauen um das dreissigste Jahr“).
Welch elender epischer Vortrag überhaupt, welche Ohnmacht in der szenischen
Gliederung! (Durch das ganze Buch zieht sich eine durchaus überflüssige
Liebesgeschichte voll abgenutzter, aus Trivialität unmöglicher Motive.) Der
1) Paul Zsolnay, Verlag, Wien-Leipzig-Berlin.
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1) Paul Zsolnay,
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Haltung, so ist diese vielleicht die beste (obgleich jede Formel einengt, indem
sie vereinfacht): „Heiterkeit: Vierklang aus Klarheit, Gelassenheit, Sinnlichkeit
und Energie.
II
Franz Werfels Romane suchen das Pathos der Tugendhaftigkeit, das sein
Aktivismus in heilloser Angst vor dem „Asthetizismus laut und überlaut
werden ließ, zu überwinden und menschliches Schicksal, menschlichen Geist
im sinnenhaften Gleichnis sich auswirken zu lassen. Wicht der Mörder, der Er¬
mordete ist schuldig war noch literarischer Krampf von 1918, in seinem Werdi¬
Roman!) will Werfel „die Sage von einem Menschen, den Mythos also, den
Mythos des Künstlertums geben. Die beiden repräsentativen Komponisten der
zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts werden einander gegenüberge¬
stellt: Verdi und Wagner. Die Fremdheit zwischen der volkhaften, „alten
heiligen italischen Melodie“ Verdis und der metaphysisch-dialektischen Musik
und dem europäisch-intellektualistischen Raffinement Wagners; die tiefe Fremd¬
heit auch zwischen den Menschen: Verdis verlegene Scheu und Wirklichkeits¬
reinheit, Wagners Weltlust und sündhafter Siegerwille. Indes der weltsüchtige
Wagner Europa erobert, fühlt der einsame Verdi seinen Ruhm schwinden.
Voller Selbstqual und Selbstanzweiflung, fürchtet er das sieghafte Werk des
andern, den er zugleich sucht und flieht, kennen zu lernen. Er will sich mit
Wagner niessen und kämpft, voller Selbsthass, einen schweren Kampf um seine
neue Oper, den König Lear. Verzweifelnd muss er davon abstehen und ver¬
nichtet die Partitur — doch fasst er sich wieder und erringt die Freiheit und
Heiterkeit des Verzichtes. Jetzt erst wagt er es, den Tristan zu lesen und
erkennt Wagners ganze Grösse. Und da er zu ihm, dem Bruder, eilen will (am
3. Februar 1883), ist jener eben verschieden. Verdis meisterliche Jahre kommen
wieder: er schafft den Othello. — „Die Sage von einem Menschen“ sollte das
Buch werden — aber was ward daraus? Ein echter Dichter und formstarker
Künstler hätte eine leidenschaftlich-straffe Novelle daraus gemacht; unter der
Hand Werfels wurde es ein höchst unerquickliches, unorganisches Gemisch
von Epik und Kulturanekdote; dass Gestalt, Mythos gar, erst entsteht, wenn der
historische „Stoff durch die Form verzehrt“ ward, was ahnt er davon? Das
Buch, innerlich falsch, häuft Material, Rohstoff, bringt ermüdende und höchst
langweilige Betrachtungen des Autors: kritische und polemische Wertungen
verdischer und wagnerischer Musik, Erörterungen über die Operngeschichte,
schönrednerische soziale Auslassungen oder gar unmittelbares psychologisches
Detail, das in die Mittelbarkeit der Erzählung hätte verwoben werden sollen
(unsägliche Plattheiten, wie etwa: „Niemals bewirkt die Schwangerschaft nach
den ersten Monaten ein solches Glück, als bei Frauen um das dreissigste Jahr“).
Welch elender epischer Vortrag überhaupt, welche Ohnmacht in der szenischen
Gliederung! (Durch das ganze Buch zieht sich eine durchaus überflüssige
Liebesgeschichte voll abgenutzter, aus Trivialität unmöglicher Motive.) Der
1) Paul Zsolnay, Verlag, Wien-Leipzig-Berlin.
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ganz und
über der
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