31. Fraculein Else
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Die schöne Literatur Nr. 12“ Dezember 102.—
Romane und Erzählungen
Schnitzler, Arthur: Früulein Else. Novelle. Wien: P. Isolnay 1924. (136 S.
kl. 8° Pappe 3.90 M; Leinen 4.90 M.
chnitzlers Dramen sind Novellen, und so ist es kein Wunder, daß seine No¬
Ovelle ein Drama ist, aber natürlich ein Drama seines Bastardstils. Sie ist
in Form eines Monologs geschrieben, in den Dialoge so eingeschaltet sind, daß
die Verwendung von zweierlei Drucktypen uns helfen muß, die Sprecher aus¬
einanderzuhalten. Der Inhalt gehört der bekannten Spezialität des Autors
an, der Branc:: „Mondänes Gesellschaftsleben“, Abteilung: „Hotel= und
Kurbetrieb“ Artikel: „Erotik und Geldgeschäfte mit töblichem Ausgang“. Aber
es versteht sich von selber, daß Schnitzler die höchste psychologische Finesse und
Hans Brandenburg.
Delikatesse entwickelt.
Hermann, Georg: Der kleine Gast. Roman. Stuttgart: Deutsche Verlags=Anstalt
1925. (601 S. 8°) Leinen 8 M.
Em ganzen genommen langweilt dieses dickleibige Werk während seiner
Versten Hälfte den Leser gründlichst. Unterhaltsam und nach vielen Gedulds¬
proben immer wieder fesselnd sind die Einzelheiten, die mit der Brillanz eines
eleganten Causeues aneinandergereiht sind. Man erfährt dabei Botanisches,
Zoologisches, man hört reichlich viel über den französischen Neo= und Impres¬
sionismus, über Baustile, Ehe= und Erziehungsfragen. Ab und zu wird auf
pfeudo=Mauthnersche Weise witzige Sprachphilosophie in Parenthesen hinge¬
tüpfelt. Überhaupt alles ist Parenthese, sei es mit () oder ohne. Übersieht man
das aus Menschen Gewachsene, so genügte dies zur Not für eine größere Er¬
zählung. Alles übrige ist Fußnote, Bemerkung, Apereu. Der Verfasser demon¬
striert des öfteren (S. 277 ff. 338 ff.) den Geist und Sinn der Kunstform des
Romans. Aber seiner richtigen Erkenntnis künstlerisch Schritt zu halten, gelang
Fritz Rostosky.
ihm nicht.
Zech, Paul: Die Reise um den Kummerberg. Rudolstadt: Greifenverlag 1924.
(179 S. 8°) Kart. 4.50 M; Halbleinen 5.50 M.
ie Haustüren knarren dunkle Balladen.“ „Aus dem Pfarrgarten stolpert
Fliederduft, der Ungöttliches sah.“ „Aus Defekten aber Normen herzu¬
stellen ist bitterernst ... Aus den Ursachen der Erscheinungen und ihrer Magie,
die sichtbar gestaltet sind als Zentrum eines Kreises, drin alle Strömen des
Lebens münden, entkernt sich zuweilen eine Synthese ... Urklänge aber sind
Wissende. Sie wissen von Energien, in denen Tore sind.“ Zech könnte ein
Dichter sein. Wenigstens hat er sich auf dem Kummerberg der Welt umgetan,
ist vieler Eindrücke fühig, und sein Naturgefühl würde für lebendige Schilde¬
rungen ausreichen, wie die Sammlung dieser Skizzen und Studien an manchen
J43
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Die schöne Literatur Nr. 12“ Dezember 102.—
Romane und Erzählungen
Schnitzler, Arthur: Früulein Else. Novelle. Wien: P. Isolnay 1924. (136 S.
kl. 8° Pappe 3.90 M; Leinen 4.90 M.
chnitzlers Dramen sind Novellen, und so ist es kein Wunder, daß seine No¬
Ovelle ein Drama ist, aber natürlich ein Drama seines Bastardstils. Sie ist
in Form eines Monologs geschrieben, in den Dialoge so eingeschaltet sind, daß
die Verwendung von zweierlei Drucktypen uns helfen muß, die Sprecher aus¬
einanderzuhalten. Der Inhalt gehört der bekannten Spezialität des Autors
an, der Branc:: „Mondänes Gesellschaftsleben“, Abteilung: „Hotel= und
Kurbetrieb“ Artikel: „Erotik und Geldgeschäfte mit töblichem Ausgang“. Aber
es versteht sich von selber, daß Schnitzler die höchste psychologische Finesse und
Hans Brandenburg.
Delikatesse entwickelt.
Hermann, Georg: Der kleine Gast. Roman. Stuttgart: Deutsche Verlags=Anstalt
1925. (601 S. 8°) Leinen 8 M.
Em ganzen genommen langweilt dieses dickleibige Werk während seiner
Versten Hälfte den Leser gründlichst. Unterhaltsam und nach vielen Gedulds¬
proben immer wieder fesselnd sind die Einzelheiten, die mit der Brillanz eines
eleganten Causeues aneinandergereiht sind. Man erfährt dabei Botanisches,
Zoologisches, man hört reichlich viel über den französischen Neo= und Impres¬
sionismus, über Baustile, Ehe= und Erziehungsfragen. Ab und zu wird auf
pfeudo=Mauthnersche Weise witzige Sprachphilosophie in Parenthesen hinge¬
tüpfelt. Überhaupt alles ist Parenthese, sei es mit () oder ohne. Übersieht man
das aus Menschen Gewachsene, so genügte dies zur Not für eine größere Er¬
zählung. Alles übrige ist Fußnote, Bemerkung, Apereu. Der Verfasser demon¬
striert des öfteren (S. 277 ff. 338 ff.) den Geist und Sinn der Kunstform des
Romans. Aber seiner richtigen Erkenntnis künstlerisch Schritt zu halten, gelang
Fritz Rostosky.
ihm nicht.
Zech, Paul: Die Reise um den Kummerberg. Rudolstadt: Greifenverlag 1924.
(179 S. 8°) Kart. 4.50 M; Halbleinen 5.50 M.
ie Haustüren knarren dunkle Balladen.“ „Aus dem Pfarrgarten stolpert
Fliederduft, der Ungöttliches sah.“ „Aus Defekten aber Normen herzu¬
stellen ist bitterernst ... Aus den Ursachen der Erscheinungen und ihrer Magie,
die sichtbar gestaltet sind als Zentrum eines Kreises, drin alle Strömen des
Lebens münden, entkernt sich zuweilen eine Synthese ... Urklänge aber sind
Wissende. Sie wissen von Energien, in denen Tore sind.“ Zech könnte ein
Dichter sein. Wenigstens hat er sich auf dem Kummerberg der Welt umgetan,
ist vieler Eindrücke fühig, und sein Naturgefühl würde für lebendige Schilde¬
rungen ausreichen, wie die Sammlung dieser Skizzen und Studien an manchen
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