31.
box 5/3
Fraeulein Else
an K. Ka. — — 1 a 1. a — — 49 1
Erlebnis ihn hier nach seinem Tode im Film
Der neue Bergner¬
zu sehen — drückt alles auf seinem verwit¬
tertem Gesicht aus; eine Leistung, die bei der
heiklen Rolle besonders durch ihren Takt
Film.
besticht.
„Fräulein Else“ im Capitol.
So kann die Bergner sich ruhig dem Fluß
der Bewegungen, der Melodie ihres Körper¬
Nach dem Geiger von Florenz“ nach
„Liebe“ eine Besinnung. Eine Besinnung
piels überlassen. Und wenn sie sich nicht
wenigstens auf die Art und Natur der Berg¬
manchmal wieder selbst über die Schulter
ner. Der letzte Film, eine Kostümgeschichte,
ähe, wenn sie nicht manchmal die Wirkung
wieder ihrem seitwärts geneigten Kopf über¬
war gegen den Körper, gegen die Glieder¬
sprache der Bergner angelegt. Der neue Film,
ließe, wäre Fräulein Else ihren beste Rolle
seit Jahren.
modern, geht den Bewegungen der Bergner
nach.
Aber damit ist noch nicht alles erreicht.
Die Bergner ist günstig hevausgestellt,
Elisabeth Bergner kann ihre Begabung nur
kommt besser zur Geltung, weil sie, zweitens,
wieder „aufbauen“, wenn sie andere Sujets
stärkere Gegenspieler hat. Eine Erfahrung
nimmt. „Fräulein Else“ bleibt im Thema
und eine Lehre. Elisabeth Bergner kann nur
unlebendig. Die Novelle von Schnitzler ist der
Star sein, wenn sie kein Star ist. Sie sollte
letzte Spätling einer psychologisierenden Er¬
es auch auf der Bühne versuchen. „Kaufmann
zählungskunst, die sich selbst widerlegt. Neun¬
von Venedig“ — das ist nicht das richtige, weil
zig Seiten Seelenmonolog über das Dilemma,
Shylock und Porzia, zwei isolierte Rollen, nur
ob Freulein Else sich dem reichen Kunsthändler
einmal zusammentreffen. Elisabeth Bergner
von Dorsday nackt zeigen soll oder nicht, da¬
sollte zuerst wieder einfache Ensemblerollen
mit der Vater seine dreißigtausend Gulden
geben, wie in ihren Berliner Anfängen:
Mündelgelder, die er unterschlagen hat, be¬
„Vatermord“, „Kreis“, Herr „Tschu“, Figuren,
kommt oder nicht — das ist etwas viel und
die möglichst auf Konversation und Humor ge¬
etwas überflüssig. Man ist unempfänglich ge¬
stellt sind und so von unten auf ihr Talent
worden für konstruierte Privatprobleme,
die
wieder „aufbauen“.
man schviftstellerisch zwar, wie Schnitzler, mit
Im Film hat sie die Aufbauarbeit begon¬
allen Verästelungen nachzeichnen kann, die aber
nen. Neben Bassermann und Steinrück
durch ästhetische Reize nicht wesentlicher
konnte sie weniger Verlegenheitskunst machen,
werden. Der Film hilft sich durch Schau¬
weniger private Umgehungsversuche.
plätze. Er verlegt das Geschehen vom Sommer
Elisa¬
beth Bergner legt ihre zartesten Wir¬
in den Winter, von San Martino di Castrozza
kungen immer noch in die Passagen.
nach dem populäreren St. Moritz und bringt
Aber die Wirkungen sind hier legitim, weil
durch Wintersportaufnahmen eine „gesunde",
die Gänge wirklich etwas sagen, weil sie dra¬
körperlich festere Gegenhandlung hinein. Man
maturgisch eingebaut sind und gestützt werden
merkt den Einfluß des Operationsleiters Carl
durch das kräftige, männliche Gegenspiel von
Freund. Unter diesem Einfluß wird Paul
Steinrück und Bassermann. Bassermann als
Czinner ein klarerer Regisseur, dessen
Wir¬
Fräulein Elses Vater ist von einer — im
kungen zu kontrollieren sind.
Film — ungewohnten Leichtigkeit. Er gibt in
Aber: der Film ist eine junge Kunst. Müde
seinen mimischen Andeutungen, mit spar¬
Themen aus einer späten, abgeklungenen Welt
samen, gelockerten Mitteln, deu leichtsinnigen
sind seine Sache nicht; und sollen es nicht sein.
und gutgläubigen Kasardeur. Nur wenn er
Herbert Ihering.
die Hand ans Gesicht führt, wenn er sich an
Städtische Oper. Sonnabend. 19 Uhr: Neueinstudie¬
die Stirn faßt, verwechselt er Film mit
rung „Der Wildschüt
nit den Damen Pfahl,
Marck, de Garmo und den Herren Guttmann. Jöken,
Theater, Steinrück — ein erschreckendes
Kandl,
Steier. Musikalische Leitung: Dr. Stiedry a. G.
Dorzen - Ganek, K. Nate fera
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Fraeulein Else
an K. Ka. — — 1 a 1. a — — 49 1
Erlebnis ihn hier nach seinem Tode im Film
Der neue Bergner¬
zu sehen — drückt alles auf seinem verwit¬
tertem Gesicht aus; eine Leistung, die bei der
heiklen Rolle besonders durch ihren Takt
Film.
besticht.
„Fräulein Else“ im Capitol.
So kann die Bergner sich ruhig dem Fluß
der Bewegungen, der Melodie ihres Körper¬
Nach dem Geiger von Florenz“ nach
„Liebe“ eine Besinnung. Eine Besinnung
piels überlassen. Und wenn sie sich nicht
wenigstens auf die Art und Natur der Berg¬
manchmal wieder selbst über die Schulter
ner. Der letzte Film, eine Kostümgeschichte,
ähe, wenn sie nicht manchmal die Wirkung
wieder ihrem seitwärts geneigten Kopf über¬
war gegen den Körper, gegen die Glieder¬
sprache der Bergner angelegt. Der neue Film,
ließe, wäre Fräulein Else ihren beste Rolle
seit Jahren.
modern, geht den Bewegungen der Bergner
nach.
Aber damit ist noch nicht alles erreicht.
Die Bergner ist günstig hevausgestellt,
Elisabeth Bergner kann ihre Begabung nur
kommt besser zur Geltung, weil sie, zweitens,
wieder „aufbauen“, wenn sie andere Sujets
stärkere Gegenspieler hat. Eine Erfahrung
nimmt. „Fräulein Else“ bleibt im Thema
und eine Lehre. Elisabeth Bergner kann nur
unlebendig. Die Novelle von Schnitzler ist der
Star sein, wenn sie kein Star ist. Sie sollte
letzte Spätling einer psychologisierenden Er¬
es auch auf der Bühne versuchen. „Kaufmann
zählungskunst, die sich selbst widerlegt. Neun¬
von Venedig“ — das ist nicht das richtige, weil
zig Seiten Seelenmonolog über das Dilemma,
Shylock und Porzia, zwei isolierte Rollen, nur
ob Freulein Else sich dem reichen Kunsthändler
einmal zusammentreffen. Elisabeth Bergner
von Dorsday nackt zeigen soll oder nicht, da¬
sollte zuerst wieder einfache Ensemblerollen
mit der Vater seine dreißigtausend Gulden
geben, wie in ihren Berliner Anfängen:
Mündelgelder, die er unterschlagen hat, be¬
„Vatermord“, „Kreis“, Herr „Tschu“, Figuren,
kommt oder nicht — das ist etwas viel und
die möglichst auf Konversation und Humor ge¬
etwas überflüssig. Man ist unempfänglich ge¬
stellt sind und so von unten auf ihr Talent
worden für konstruierte Privatprobleme,
die
wieder „aufbauen“.
man schviftstellerisch zwar, wie Schnitzler, mit
Im Film hat sie die Aufbauarbeit begon¬
allen Verästelungen nachzeichnen kann, die aber
nen. Neben Bassermann und Steinrück
durch ästhetische Reize nicht wesentlicher
konnte sie weniger Verlegenheitskunst machen,
werden. Der Film hilft sich durch Schau¬
weniger private Umgehungsversuche.
plätze. Er verlegt das Geschehen vom Sommer
Elisa¬
beth Bergner legt ihre zartesten Wir¬
in den Winter, von San Martino di Castrozza
kungen immer noch in die Passagen.
nach dem populäreren St. Moritz und bringt
Aber die Wirkungen sind hier legitim, weil
durch Wintersportaufnahmen eine „gesunde",
die Gänge wirklich etwas sagen, weil sie dra¬
körperlich festere Gegenhandlung hinein. Man
maturgisch eingebaut sind und gestützt werden
merkt den Einfluß des Operationsleiters Carl
durch das kräftige, männliche Gegenspiel von
Freund. Unter diesem Einfluß wird Paul
Steinrück und Bassermann. Bassermann als
Czinner ein klarerer Regisseur, dessen
Wir¬
Fräulein Elses Vater ist von einer — im
kungen zu kontrollieren sind.
Film — ungewohnten Leichtigkeit. Er gibt in
Aber: der Film ist eine junge Kunst. Müde
seinen mimischen Andeutungen, mit spar¬
Themen aus einer späten, abgeklungenen Welt
samen, gelockerten Mitteln, deu leichtsinnigen
sind seine Sache nicht; und sollen es nicht sein.
und gutgläubigen Kasardeur. Nur wenn er
Herbert Ihering.
die Hand ans Gesicht führt, wenn er sich an
Städtische Oper. Sonnabend. 19 Uhr: Neueinstudie¬
die Stirn faßt, verwechselt er Film mit
rung „Der Wildschüt
nit den Damen Pfahl,
Marck, de Garmo und den Herren Guttmann. Jöken,
Theater, Steinrück — ein erschreckendes
Kandl,
Steier. Musikalische Leitung: Dr. Stiedry a. G.
Dorzen - Ganek, K. Nate fera