I, Erzählende Schriften 31, Fräulein Else, Seite 195

r rüher der der Bildung des Spielslans
Josefstadt für die kommende Saison diese Feststellung zu dem
Grundsatz gemacht, von dem ich mich leiten lasse. Ich eröffne die
Spielzeit bekanntlich zwischen dem 10. und 15. September mit
Anzengrubers „Das Vierte Gebot“ in meiner dramaturgischen
Fassung. Die Aufführung erfolgt im Rahmen des Festspielzyklus
der Josefstadt und in einer, wie ich wohl glaube, seltenen Besetzung
mit — in der Reihenfolge des Personenverzeichnisses — den
Damen Geßner, Stengel, Werbezirk, Maier, Richard und den
Herren Neugebauer, Olden, Edthofer, Attila Hörbiger, Frey,
Stößel, Paryla, Delius, Teubler, Daghofer. Die Bühnenbilder
entwirft Willi Bahner. Im Rahmen des Festspielzyklus gelangen
dann noch im Laufe der Spielzeit zur Aufführung: Ibsens „John
Gabriel Borkmann“ und Hebbels „Maria Magdalena“.
An modernen Stücken habe ich angenommen: Von öster¬
reichischen Autoren: „Blaue Wolken“ von Hans Jaray, „In¬
strumente Gottes“ von Richard Reich, „Ein Fräulein Groh¬
mann“ von Herbert Ertl, dem Sohn Emil Ertls „Herzkirschen“
von Professor Paul Halbeck, dem Regisseur der Josefstadt, „Der
Revisor“ von Ralph Benatzky nach Gogols Komödie, „Saison in
Salzburg“ von Fred Heller und Adolf Schütz. Ueberdies plane ich
eine Inszenierung von Schnitzlers „Fräulein Else“ in einer
Dramatisierung, die ich nach der berühmten Novelle des Dichters
verfaßt habe.
Von deutschen Autoren: Karl Zuckmayers „Der Handkuß“.
Der Dichter hat mir versprochen, dieses Stück bis August fertig¬
gestellt zu haben und es mir um diese Zeit in Salzburg vorzu¬
legen. Von französischen Autoren: „Der Trojanische Krieg findet
nicht statt“ von Giraudoux, das neue Werk von Henri Bernstein
„Das Herz“ und Gantillons „Die Frau unserer Träume“ (Notre¬
Dame des songes). Von amerikanischen Autoren: „Monsignores
große Stunde“ von Emmet Lavery, dem Verfasser der „Ersten
Legion“. Dieses Stück, ein Einakter, wird mit Giraudoux' „Der
Trojanische Krieg findet nicht statt“ an einem Abend gespielt
werden. Von englischen Autoren: Robert Morlays „Short=Story“
in einer deutschen Bearbeitung von Bruno Frank, und Walter
Hacketts „Spionage“
Von ungarischen Autoven: Vor allem wird Franz Molnars
neues Werk, das noch keinen Titel hat, zur Uraufführung
kommen. Außerdem spiele ich „Ehe“ von Johannes v. Vaszary,
ein Stück, das das Eheproblem im Querschnitt durch eine
Wohnung behandelt und bereits als zweite Premiere der Saison
herauskommen soll, mit Anton Edthofer, Rose Stradner, Hans
Olden, Adrienne Geßner, Alfred Neugebauer, Ludwig Stössel
und Fritz Delius in den Hauptrollen. Als Weihnachtsnovität
plane ich Ladislaus Fodors „Matura“ und schließlich ist auch
ein neuer Bus=Fekete „Kap der guten Hoffnung“ vorgesehen.
Ich habe aber auch das Stück eines schwedischen Dramatikers
angenommen: „Damenstift“ von Axel Breidahl. Es enthält —
ein Gegenstück zur „Ersten Legion“ — ausschließlich Frauen¬
rollen.
Wenn es die Zeit und die Notwendigkeiten der normalen
Repertoiregestaltung erlauben, will ich ihm Rahmen literarischer
Abende oder Matineen Frank Wikinds „Frühlingserwachen“
und Franz Grillparzers „Die Judin von Toledo“ in Neu¬
inszenierungen herausbringen. Die literavischen Morgenkeiern,
die, wie ich aus verschiedenen Anzeichen entnehme, Anklang
gefunden haben, werden auch in der nächsten Saison fortgesetzt
werden, die eine wird den Titel führen: „Junge Oesterreicher“,
als zweite ist eine Goethe=Feier gedacht. Von der ursprünglichen
Absicht, die hundertste Wiederkehr von Raimunds Todestag mit
einer Aufführung von „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“
zu feiern, mußte ich Abstand nehmen, da sowohl das Burg¬
theater, wie auch das Deutsche Volkstheater dieses Stück in ihrem
Repertoire ankündigen.
Das Ensemble des Theaters in der Josefstadt wird in der
kommenden Saison aus folgenden, in alphabetischer Reihenfolge
aufgezählten Mitgliedern bestehen: den Damen Else Bassermann,
Lily Darvas, Adrienne Geßner, Annie Maier, Christl Mardayn,
Frieda Richard, Kitty Stengel, Rose Stradner, Johanna Terwin,
Jane Tilden, Paula Wessely (die trotz ihrer Burgtheater¬
verpflichtung zwei Monate lang bei mir spielen wird), Gisela
Werbezirk und den Herren lbert Bassermann, Fritz Delius,
Anton Edthofer, Erik Frey, Albert Heine, Attila Hörbiger,
Alfred Neugebauer, Hans Olden, Karl Paryla, Ludwig Stössel,
Als Regisseure werden wirken: Hofrat Albert Heine,
Professor Paul Kalbeck, Hans Thimig und ich. Ferner wird der
bisherige Dramaturg des Theaters Dr. Johannes Reich als
selbständiger Regisseur hervortreten, als Hilfsregisseur wird Max
Schulz herangezogen werden.