Badgastem
Heilkräftigste
Radiumtherme der Welt!
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von der Kurkommission!
„OBSERVER
Erstes österreichisches be¬
hördlich konzessioniertes
Unternehmen
für Zeitungsausschnitte
WIEN,
Wollzeile 11 4 Telephon R 23-0-43
Ausschnift aus Der Morgen, W
vom
Ludwig Ullmann:
Oesterreichische
„Fräulein Else“, Artur Schnitlers virgo
dolorosa im Deshabilke, hat auch auf der
Bühne Charakter und Tonfall eines Selbst¬
gesprächs. In das die Gegenspieler nur ge¬
penstisch hineinspuken, wie Dämonen ver¬
schiedener Grade und Gutmütigkeiten von
der Lust bis zur Lächerlichkeit. Das kommt
wohl von der Pietät, mit der Ernst Lothar,
der Bearbeiter, das takt= und gehelmnisvolle
Gewebe dieser exakten Verkettung unaus¬
gesprochenen oder besser gesagt: nicht recht¬
zeitig hinausgeschrieenen Schicksals schont.
Sehr korrekt auch im künstlerischen Sinn,
denn nichts wäre dieser Mädchentragödie tra¬
gischer Wohlerzogenheit entgegengesetzter, als
ausschließlich packend gesteigertes Theater. Da
a das Erschutternde der Situationen hier
ihre sozusagen innere Wortkargheit ist, bei
solcher Fülle schweigender, aber vernichtender
dichterischer Ironie. Das Hauptverdienst der
Lotharschen Bearbeitung (von der Spiel¬
leitung Hans Thimigs in mancher Nuance
betont bis zur blendenden und doch ironisch
ist die starke,
funkelnden Toilettenpracht)
knappe Unterstreichung dieser polemischen
Bitterkeit im Plauderton.
Die kleine Else, um die noch der Film¬
chatten der Bergner geistert, wird von Rose
Stradner mit schöner und klarer, schmerz¬
licher Härte verkörpert. Überzeugend worauf
es auch ankommt, vor allem als Charakter.
Im Reigen großartiger Episoden tritt neben
Else Bassermann, die von wirklich un¬
heimlich routinierter Tragikomik, und der
ergötzlich souveräne Geßner, vor allem Albert
Bassermann mit der grandiosen Schnell¬
eichnung einer leuchtend schuldlos=schuldvollen
Menschenseele hervor. Die Pikanterie des
Abends, aber eine sehr sachliche, war das
Debut des reif bejahrten imposant=vollbär¬
tigen „Nichtschauspielers“ Kaspar Brandhofer.
Der in der Tat als ein Phänomen an ge¬
starr überlegenem
bieterischem Instinkt,
Lampenfieber und vehementer Wucht der Ge¬
bärde, sowie grimmig=trauervollen Ausdrucks
erscheint. In Klang und Rhythmus an Wer¬
ner Kraus gemahnend, aber zweifellos den¬
noch ein Temperament von ausgesprochen
persönlicher Stoßkraft und trotz etlicher auf¬
fälliger Verbissenheit nicht ohne richtiges
knorriges Gemüt das freilich auf das
Rampenlicht noch ein wenig knirschend
reagiert.
bos 5/4
31. Fraeulein Else
SERVE
I. österr. behördl. konzessionierles Unternehmen 1r
Zeitungs-Ausschnitte
∆
WIEN, I., WOLLZEILE 11
Gn
TELEPHON R 23-0-43
Ausschnitt aus: „NEUES WIENER JOURNAL“
a
6
vom:
Pa
60
8.DEZ.
—
IIEATER und KUNS
W
Kaspar Brandhofer - der Schal
spieler Leo Reuß.
Die Direktion des Theaters in der Josefsta
teilt mit: Der in der Rolle des Antiquitätenhändlers Dorsd
zurzeit unter dem Namen Kaspar Brandhofer in Schnitzl
„Fräulein Else“ auftretende Schauspieler ist, #
Premieren=Woche
nunmehr ergeben hat, und wie er selbst die Direktion wis
ließ, mit dem Schauspieler Leo Reuß identisch.
künstlerischen und aus menschlichen Rücksichten hat die Direkt
davon Abstand genommen, aus dem Vorfall disziplin
Folgerungen zu ziehen.
Der Schauspieler Leo Reuß war seinerzeit unter
Direktion Emil Geyers an der Neuen Wiener Bühne engagiert
ging später nach Deutschland. Vor drei Jahren war er mit sei
Gattin Agnes Straub in Wien eingetroffen, da diese in der Vo
oper ein kurzes Gastspiel absolvieren wollte. Infolge der damali
krisenhaften Verhältnisse an diesem Theater unterblieb aber
Auftreten der Künstlerin. Beide kehrten dann wieder nach Be
zurück. In der Folge verließ aber Leo Reuß Deutschland und
chwand seither aus dem Gesichtskreis der Theaterfachleute.
Sommer dieses Jahres wurde er dann durch Max Reinhardt
seine Gattin Helene Thimig, als ein angeblicher Tiroler Land
Kaspar Brandhofer, Hofrat Dr. Lothar empfohlen, der ihn, n
dem er mit großem Erfolg vorgesprochen hatte, an sein The
engagierte. Nachdem der angebliche Kaspar Brandhofer noch
Prüfung um den Bühnenzulassungsschein abgelegt hatte, wurde
von Hofrat Lothar die Rolle des Dorslay „Fräulein Else“ ü
tragen, die er mit großem Erfolg verkörperte. Schon während
Proben und nach der Aufführung wurden Stimmen laut,
ihre Verwunderung über die große Bühnenroutine dieses
geblichen Naturschauspielers Ausdruck gaben. Nun ist das R
gelöst.
Wie dem aber auch sei, der Erfolg, den dieser Schauspiele
Fräulein Else“ gesunden hat, beweist jedenfalls, daß Kaspar Br.
hofer, wenn er auch in Wirklichkeit Leo Reuß heißt, für Wien
Theaterstadt einen Gewinn bedeutet.
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Oesterreichische
„Fräulein Else“, Artur Schnitlers virgo
dolorosa im Deshabilke, hat auch auf der
Bühne Charakter und Tonfall eines Selbst¬
gesprächs. In das die Gegenspieler nur ge¬
penstisch hineinspuken, wie Dämonen ver¬
schiedener Grade und Gutmütigkeiten von
der Lust bis zur Lächerlichkeit. Das kommt
wohl von der Pietät, mit der Ernst Lothar,
der Bearbeiter, das takt= und gehelmnisvolle
Gewebe dieser exakten Verkettung unaus¬
gesprochenen oder besser gesagt: nicht recht¬
zeitig hinausgeschrieenen Schicksals schont.
Sehr korrekt auch im künstlerischen Sinn,
denn nichts wäre dieser Mädchentragödie tra¬
gischer Wohlerzogenheit entgegengesetzter, als
ausschließlich packend gesteigertes Theater. Da
a das Erschutternde der Situationen hier
ihre sozusagen innere Wortkargheit ist, bei
solcher Fülle schweigender, aber vernichtender
dichterischer Ironie. Das Hauptverdienst der
Lotharschen Bearbeitung (von der Spiel¬
leitung Hans Thimigs in mancher Nuance
betont bis zur blendenden und doch ironisch
ist die starke,
funkelnden Toilettenpracht)
knappe Unterstreichung dieser polemischen
Bitterkeit im Plauderton.
Die kleine Else, um die noch der Film¬
chatten der Bergner geistert, wird von Rose
Stradner mit schöner und klarer, schmerz¬
licher Härte verkörpert. Überzeugend worauf
es auch ankommt, vor allem als Charakter.
Im Reigen großartiger Episoden tritt neben
Else Bassermann, die von wirklich un¬
heimlich routinierter Tragikomik, und der
ergötzlich souveräne Geßner, vor allem Albert
Bassermann mit der grandiosen Schnell¬
eichnung einer leuchtend schuldlos=schuldvollen
Menschenseele hervor. Die Pikanterie des
Abends, aber eine sehr sachliche, war das
Debut des reif bejahrten imposant=vollbär¬
tigen „Nichtschauspielers“ Kaspar Brandhofer.
Der in der Tat als ein Phänomen an ge¬
starr überlegenem
bieterischem Instinkt,
Lampenfieber und vehementer Wucht der Ge¬
bärde, sowie grimmig=trauervollen Ausdrucks
erscheint. In Klang und Rhythmus an Wer¬
ner Kraus gemahnend, aber zweifellos den¬
noch ein Temperament von ausgesprochen
persönlicher Stoßkraft und trotz etlicher auf¬
fälliger Verbissenheit nicht ohne richtiges
knorriges Gemüt das freilich auf das
Rampenlicht noch ein wenig knirschend
reagiert.
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WIEN, I., WOLLZEILE 11
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a
6
vom:
Pa
60
8.DEZ.
—
IIEATER und KUNS
W
Kaspar Brandhofer - der Schal
spieler Leo Reuß.
Die Direktion des Theaters in der Josefsta
teilt mit: Der in der Rolle des Antiquitätenhändlers Dorsd
zurzeit unter dem Namen Kaspar Brandhofer in Schnitzl
„Fräulein Else“ auftretende Schauspieler ist, #
Premieren=Woche
nunmehr ergeben hat, und wie er selbst die Direktion wis
ließ, mit dem Schauspieler Leo Reuß identisch.
künstlerischen und aus menschlichen Rücksichten hat die Direkt
davon Abstand genommen, aus dem Vorfall disziplin
Folgerungen zu ziehen.
Der Schauspieler Leo Reuß war seinerzeit unter
Direktion Emil Geyers an der Neuen Wiener Bühne engagiert
ging später nach Deutschland. Vor drei Jahren war er mit sei
Gattin Agnes Straub in Wien eingetroffen, da diese in der Vo
oper ein kurzes Gastspiel absolvieren wollte. Infolge der damali
krisenhaften Verhältnisse an diesem Theater unterblieb aber
Auftreten der Künstlerin. Beide kehrten dann wieder nach Be
zurück. In der Folge verließ aber Leo Reuß Deutschland und
chwand seither aus dem Gesichtskreis der Theaterfachleute.
Sommer dieses Jahres wurde er dann durch Max Reinhardt
seine Gattin Helene Thimig, als ein angeblicher Tiroler Land
Kaspar Brandhofer, Hofrat Dr. Lothar empfohlen, der ihn, n
dem er mit großem Erfolg vorgesprochen hatte, an sein The
engagierte. Nachdem der angebliche Kaspar Brandhofer noch
Prüfung um den Bühnenzulassungsschein abgelegt hatte, wurde
von Hofrat Lothar die Rolle des Dorslay „Fräulein Else“ ü
tragen, die er mit großem Erfolg verkörperte. Schon während
Proben und nach der Aufführung wurden Stimmen laut,
ihre Verwunderung über die große Bühnenroutine dieses
geblichen Naturschauspielers Ausdruck gaben. Nun ist das R
gelöst.
Wie dem aber auch sei, der Erfolg, den dieser Schauspiele
Fräulein Else“ gesunden hat, beweist jedenfalls, daß Kaspar Br.
hofer, wenn er auch in Wirklichkeit Leo Reuß heißt, für Wien
Theaterstadt einen Gewinn bedeutet.