Kadiumtherhie Ger wen
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von der Kurkommission!
„OBSERVER
Erstes österreichisches be¬
hördlich konzessioniertes
Unternehmen
für Zeitungsausschnitte
WIEN, I.,
Wollzeile 11 4 Telephon R 23-0-43
Ausschnitt aus BOHEMLA, PRAG
vom
8.DEZ. 1830
Araufführungen in Wien
„Fräulein Else“ — „In der stillen Seitengasse“
Nun hat „Fräulein Else“ auch das Theater
erobert. Schnitzler setzte seine Novelle in die Zeit
vor dem Krieg und gab ihr den Hintergrund
einer überreifen Gesellschaft, mit der es zu Ende
geht. Ein einmaliges Ereignis, ein fiebernd er¬
zählter Sonderfall — eben eine Novelle. Das
Drama aber will ein wiederholbares, ein all¬
gemein gültiges Geschehen, ein Gleichnis. Hier
etzt Ernst Lothar als Bühnenbearbeiter ein.
In
der Gliederung des Geschehens und der Ver¬
wandlung des Monologs ins Dialogische liegt das
Beste der Bühnenbearbeitung, hier vereint sich
lebendige Dramaturgie mit Treue gegen den
Dichter. Aber mit solchen Handreichungen kann
Ernst Lothar nicht auskommen, denn er weiß sehr
genau das Grundgesetz: eine Novelle gibt die
Ausnahme, ein Drama die Regel. Um zu diesem
Ziel zu kommen, bedarf es der „Brücken“, der
Ergänzungen, der Zufügungen. Und damit ver¬
wandelt sich unversehens Schnitzler in Theater,
in griffiges, seiner Wirkung sicheres und lau
knallendes, auch wenn es nicht mit Revolvern,
sondern mit Moral schießt.
Es beginnt damit, daß die Geschehnisse in
unsere Zeit versetzt werden, obwohl inzwischen
die Preise für unverhüllte Körper durch Revuen
und Badestrand etwas gesunken sein dürften. Die
Eltern Elses — wie sicht man sie bei Schnitzler,
trotzdem sie nie sichtbar werden, in ihrer wurm¬
stichigen Eleganz und in ihrer bedenkenlosen
Oberflächlichkeit — werden hier zu Kleinbürgern
einer ehrsamen Advokatur verwandelt. Der Vater
gar ist nicht mehr ein altgewordenes leichtes
Früchtel, dem immer wieder vergeblich geholfen
worden ist, nein, er ist nur aus Edelmut in die
Geldklemme gekommen. Damit aber ist das
Erdreich der Schnitzlerschen Novelle nicht mehr
szenisch aufgelockert, sondern vollkommen ver¬
tauscht worden. Es geht jetzt darum, wie Elses
Vater verkündet, daß jeder jedem helfen solle, daß
aber niemand gezwungen werden dürfe, sich
selber zu oofern. Es ist ein anderes Problen und
es ist anders zu lösen. Fräulein Else aber stirbt,
wie der Dichter es befahl. Ein starkes, an die
Nerven rührendes und packendes Stück Theater
in der Art der Franzosen wie Bernstein und
Bataille ist so entstanden. Schnitzlers Novelle
verhält sich dazu wie ein blühender Fliederstrauch
zu einer kunstgewerblichen Keramik, die Blumen
darstellt, womit nichts gegen den Gebrauchswert
vont Keramiten und Theaterstücken gesagt sein
soll. Das Publikum will sie und begrüßt sie mit
Freude, wie auch dieser Abend zeigte. In der
von Hans Thimig auf das charakteristische
Detail hininszenierten Aufführung des Theaters
in der Josefstadt ist Rose Stradner ein
Fräulein Else mit starken Wirkungsakzenten,
Bassermann ein rührender Vater und der
neue, angeblich direkt vom Pflug aufs= Theater
geholte Kaspar Brandhofer ein der Bühne
ehr kundiger Schauspieler voll leidenschaftlicher
Intensität.
Im Deutschen Volkstheater betritt mit
Andreas Thom ein neuer Mann die Bühne. Als
Erzähler zart gesehener trauervoller Schicksale
von kleinen Menschen liebt man ihn schon seit
langem. Nun kommt er auch als Dramatiker zu
Wort, mit der Komödie „In der stillen Seiten¬
gasse“, und zeigt eine sehr solten gewordene
Eigenschaft, namlich Humor. Alle diese Männer
und Frauen, die ein nobel geschniegelter Renn¬
geck zum Narren hält und um ihr sauer ver¬
dientes Geld bringt, sind nicht allein in ihrer
ganzen unverwechselvaren Lebendigkeit, sondern
auch mit liebevollem Humor gesehen. Thom steht
zu seinen Geschöpfen wie ein guter Vater, er
veiß, er kann seine Kinder nicht ändern, so sucht
er sie zu verstehen, indem er ihnen ihren selbst¬
gewählten Lauf läßt und ihnen halb mit Lächeln,
halb mit Wehmut nachblickt. Thom pardoviert
die um ihr Glück und um ihre „Chance“
be¬
trogenen Männer und Frauen der Vorstadt, er
äßt ihnen das Geld zurucklaufen, da aber, unbe¬
lehrt durch das Geschehen und ungebessert durch
den Schrecken, den sie ausgestanden haben, setzen
sie alles wieder aufs Spiel, beginnen sie die
Rutschbahn von vorn. Die große und die kleine
Welt, sie will betrogen sein, alle Kälber suchen
ich ihren Metzger selber. Thom sagt und zeigt
das mit so viel Behagen an der Vielfalt der
Menschlichkeit, mit so viel Liebe zu ihren wunder¬
lichen Exemplaren und ihren unvermeidbaren
Irrtümern, daß man Auge und Herz eines
Dichters fühlt. Und wie echt er im Volk wurzelt,
beweist schlagend die lustige Szene, da der Be¬
rüger ertappt und an ihm Volksjustiz geübt
vird. Da ist sie wieder, die uralte Freude des
Volkes an dem geprellten Teufel, der zum Schluß
trotz aller List doch das Nachsehen hat. Endlich
vieder einmal ein Volksstück, das nicht „gemacht“
onkern gewachsen ist. Es wurde im Volkstheater
unter Heinrich Schnitzlers lebensnaher Regie
mit Kark Eymann als bravem und doch
chwachem Handwerker, Hans Olden als drasti¬
chem Fußballer, Homma als verschlagen
pfiffigem Großvater und Lessen als falschem
Kavalier sehr drollig gespielt und ließ die Leute
aufjubeln.
Oskar Maurus Fontana.
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vom
8.DEZ. 1830
Araufführungen in Wien
„Fräulein Else“ — „In der stillen Seitengasse“
Nun hat „Fräulein Else“ auch das Theater
erobert. Schnitzler setzte seine Novelle in die Zeit
vor dem Krieg und gab ihr den Hintergrund
einer überreifen Gesellschaft, mit der es zu Ende
geht. Ein einmaliges Ereignis, ein fiebernd er¬
zählter Sonderfall — eben eine Novelle. Das
Drama aber will ein wiederholbares, ein all¬
gemein gültiges Geschehen, ein Gleichnis. Hier
etzt Ernst Lothar als Bühnenbearbeiter ein.
In
der Gliederung des Geschehens und der Ver¬
wandlung des Monologs ins Dialogische liegt das
Beste der Bühnenbearbeitung, hier vereint sich
lebendige Dramaturgie mit Treue gegen den
Dichter. Aber mit solchen Handreichungen kann
Ernst Lothar nicht auskommen, denn er weiß sehr
genau das Grundgesetz: eine Novelle gibt die
Ausnahme, ein Drama die Regel. Um zu diesem
Ziel zu kommen, bedarf es der „Brücken“, der
Ergänzungen, der Zufügungen. Und damit ver¬
wandelt sich unversehens Schnitzler in Theater,
in griffiges, seiner Wirkung sicheres und lau
knallendes, auch wenn es nicht mit Revolvern,
sondern mit Moral schießt.
Es beginnt damit, daß die Geschehnisse in
unsere Zeit versetzt werden, obwohl inzwischen
die Preise für unverhüllte Körper durch Revuen
und Badestrand etwas gesunken sein dürften. Die
Eltern Elses — wie sicht man sie bei Schnitzler,
trotzdem sie nie sichtbar werden, in ihrer wurm¬
stichigen Eleganz und in ihrer bedenkenlosen
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einer ehrsamen Advokatur verwandelt. Der Vater
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worden ist, nein, er ist nur aus Edelmut in die
Geldklemme gekommen. Damit aber ist das
Erdreich der Schnitzlerschen Novelle nicht mehr
szenisch aufgelockert, sondern vollkommen ver¬
tauscht worden. Es geht jetzt darum, wie Elses
Vater verkündet, daß jeder jedem helfen solle, daß
aber niemand gezwungen werden dürfe, sich
selber zu oofern. Es ist ein anderes Problen und
es ist anders zu lösen. Fräulein Else aber stirbt,
wie der Dichter es befahl. Ein starkes, an die
Nerven rührendes und packendes Stück Theater
in der Art der Franzosen wie Bernstein und
Bataille ist so entstanden. Schnitzlers Novelle
verhält sich dazu wie ein blühender Fliederstrauch
zu einer kunstgewerblichen Keramik, die Blumen
darstellt, womit nichts gegen den Gebrauchswert
vont Keramiten und Theaterstücken gesagt sein
soll. Das Publikum will sie und begrüßt sie mit
Freude, wie auch dieser Abend zeigte. In der
von Hans Thimig auf das charakteristische
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in der Josefstadt ist Rose Stradner ein
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