I, Erzählende Schriften 31, Fräulein Else, Seite 252

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31. Fraculein Else
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Ausschnitt aus: „NEUES WIENER JOURNAL“
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Die Arbeitslosigkeit in Oesterreich.
Amtlich wird mitgeteilt: Ende November 1936 wurden in
Oesterreich insgesamt 257.063 unterstützte Arbeitslose gezählt. Diese
Zahl verteilt sich auf die Sprengel der einzelnen Landesarbeits¬
ämter folgendermaßen: Wien (Stadt) 103.062, Wien (Um¬
gebung) 14.158, Wiener=Neustadt 20.361, St. Pölten 14.995,
Gmünd 4052, Eisenstadt 4880, Linz 28.150, Salzburg 8452, Graz
29.805, Klagenfurt 13.328, Innsbruck 11.251, Bregenz 4569.
Im Vergleich zur letzten Zählung vom 15. November 1936
ergibt sich eine Zunahme von rund 13.700 Personen.
Tod eines bekannten Astronomen.
Privattelegramm des „Neuen Wiener Journals“.
Rom, 9. Dezember.
Gestern verschied in Rom im Alter von 87 Jahren der
bekannte Astronom Professor Giacomelli, der durch eine
Reihe bedeutsamer Arbeiten, insbesondere durch seine Be¬
obachtungen über die Doppellaterne und die gemeinsam mit
Professor Di Legge geschaffene Sternkarte sich internationalen
Ruf in der Gelehrtenwelt errungen hat.
Der Fall Brandhofer.
Schauspielergericht entscheidet: Leo
Reuß darf weiterspielen.
Der Fall des Schauspielers Leo Reuß, der sich, wie wir berichteten,
unter der Maske eines Tiroler Bauern namens Kaspar Brandhofer von
den Wiener Theaterfachleuten und vom Wiener Publikum neu entdecken
ließ, hat im Laufe der letzten zwei Tage immer weitere Kreise gezogen.
Die Affäre hat nun schließlich zu einer Versammlung der Schauspieler
es Theaters in der Josefstadt Anlaß gegeben, die gestern um 18 Uhr
stattfand, aber streng geheimgehalten und nicht einmal der Direktion
zugänglich war.
geweiht, daß er sich auf diese
Versammlung hinter
Weise die Bestätigung seines
verschlossenen Türen.
künstlerischen Wertes ver¬
Die Versammlung nahm
schaffen wolle. Er, der seit
vorübergehend einen dramati¬
drei Jahren nicht imstande
Leo Reuß mit Vollbart
schen Verlauf, da sich zwischen
(Kaspar Brandhofer)
war, ein festes Engagement zu
Der Schauspieler Leo Reuß
jenen Schauspielern, die es nicht
erhalten, sah keinen anderen
für richtig fanden, daß ein Bühnendarsteller die Maske, die er vor
Weg mehr als den, den er sich schließlich erdachte. Reuß
dem Publikum während der Vorstellung aufsetzt, auch im Privat¬
war von der Idee besessen, alle davon zu überzeugen, welche
leben weitertrage, und jenen, die für Leo Reuß eintraten, wieder¬
Fähigkeiten zum Schauspieler in ihm steckten. Ihm selbst sei die
holt Kontroversen ergaben. Ein großer Teil der Schauspieler stellte
Komödie im Innersten zuwider gewesen.
sich auf den Standpunkt, daß es sich im Falle Reuß um den Ver¬
zweiflungsalt eines Kollegen handle, der vergeblich versucht hatte,
einen Wirkungskreis zu finden. Zwar billigten auch sie nicht die
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Methode, zu der er gegriffen hat, doch scheint es ihnen nicht, daß

durch dieses Vorgehen die Standesehre des Schauspielers verletzt
worden sei. Keineswegs wollten sie durch einen Beschluß die Ver¬


antwortung für die Existenz eines Kollegen übernehmen, der sein
Können in der Tat bewiesen hat. Die Direktion des Theaters sei
es, die Kaspar Brandhofer auf Grund seiner künstlerischen
Sieg einer Maske.
Qualitäten engagiert habe, und es sei nun auch weiterhin eine
Von
Angelegenheit der Direktion, darüber zu entscheiden, wie sie das