Badgastem
Heilkräftigste
Radiumtherme der Well!
Verlangen Sie Prospekte
von der Kurkommission!
„OBSERVER
Erstes österreichisches be¬
hördlich konzessioniertos
Unternehmen
ür Zeitungsausschnitte
WIEN, I.
Wollzeile 11 4 Telephon R 23-0-43
Ausschnift aus
W Sa
vom
BLOND BEARDS PREFERRED
JEWISH ACTOR’S SUCCESSFUL
MASOUERADE
LFROM OUR VIENNA CORRESPONDENT
The theory that in these times of anti¬
Semitism theatrical managers prefer
blonds has just been put to the test in
Ausiria with strange resuits.
During ihe Salzburg Festival Herr Max
Reinhardt was approsched by a Tirolese
peasant with a plentirul fair beard. He
was a man of ihe type with which the
greater world has become familiar from
visita to or pictures of the Oberammergau
Passion Play. He came forward as a
simple, ue spoiled son of the hills, who
was wont to rcad Shakespeare at his fire¬
side. and, fecling the dramaticurge within
him, wished to leave his plough for the
stage.
Given a trial, he proved to have much
talent, through the blond beard all
loors were epened to him, and after Salz¬
burg was over he came to Vienna and
scored a great success in Schnitzlei's
Fräulein Eise. Shy and retiring, he
wandered awkwardly among the un¬
accustomed surroundings of the stage at
rehearsals, and only in the heat ofthe play
did all restraint fall from him. Vienna
audiences, always ready to applaud some¬
thing new, gazed wonderingly on this
unschooled but natural actor from the
Tirolese mountains, whose beard had
raught and retained the gleam of the
Alpine sun.
The beard was genuine, butthe Tirolese
name and the rest of the story were not,
and after some time fellow-players in¬
formed ihe manager that they believed
the man from the hills to be a Jewish actor
formerly well known in Berlin. Chal¬
lenged, he admitted this. He had had to
leave Berlin after the advent of Hitlerism
in Germany. and for ihree years, he said
had been unabie to obtain work until the
idea of the masquerade had occurred io
him. His success, he claimed, bad justi¬
lied ile means and restored the seif¬
confidence which he had been rap’dly¬
osing.
box 5/4
31. Fraeulein Else
#meiusa
AGFRA14
„OBSERVER
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Ostrauer Norgenzeitung,
vom: 32.18.1936.
Theater und Kunst.
Theater in Wien.
Von Dr. Erwin Felber.
Die Novelle „Fräulein Else“ von Arthur
Schnitzler wäre so recht ein beauchbater Grundstoff
eine Oper. In wieviel herrlichen Arien ließe
sich dieser lange, gequälte Monolog eines in den
Tod gehetzten Menschen ausbauen! Ernst Lothar
hat ihn zu einem Drama geweitet, das im „Thea¬
ter in der Joefstadt“ unter stürmischem Bei¬
fall zur Uraufführung gelangte. Natürlich hat diese
Umwandlung des „Fraulein Elie“ den Bearbeiter zu
weitgehenden inneren und äußeren Veränderungen
zenötigt: Der Monolog mußte durch den Diawg
ersetzt werden — das Telephon spielt bei dieser
Lösung eine Hauptrolle — die Geschehnisse werden
von dem Ausgang des Jahrhunderts in die un¬
mittelbare Gegenwart verlegt, der bei Schnitzler
moralisch minderwertige Vater wird als Opfer sei¬
ner Nächstenliebe hingestellt, wie ja überhaupt die
anze, wurmstichige, „gute“ Gesellschaft der Vor¬
kriegszeit gleichsam in ein moralischeres Erdreich
verpflanzt und damit die ganze Tendenz ausge¬
wechselt wird. Ernit Lothar gibt aus seiner reichen
Bühnenerfahrung dem Theater, was des Theaters
i; er gibt dem Theater beinahe zuviel an Nerven
und Rührung, indem er Fräulein. Else mit Vero¬
nal im jungen, blühenden Leibe auf offener Bühne
sterben läßt. Selbst Henry Bernstein hätte den Tod
nicht ergreifender gestallten können. Freilich, der
arteste Hauch der Novelle geht verloren, ihr psy¬
hologisch so ungemein reizvolles clair obseur ver¬
trägt eben kaum das aufdunglich rücksichtslose Ra##¬
venlicht. Die Aufführung übertraf alle Erwartungen.
Rose Stradner als Else entzückte in ihrem
herben Jungmädchentum durch die reichen Zwi¬
schentöne ihrer Gefühlsskala, Bassermann er¬
chütterte zu tiefst in der kleinen Rolle von Elises
Vater. Kaspar Brandthofer angeblich ein
Tiroler Gebirgsbauer, der vom Pfluge weg für eine
große Rolle engagiert worden war, spielte den zy¬
nischen Geldmenschen Dorsday. Mit seiner unver¬
leichlichen schauspielerischen =Routine stellte der ehe¬
malige Bauer das Publikum vor ein Rätsel, das
r selbst inzwischen gelöst hat. Er ist mit dem seit
Jahrzehnten bekannten Schauspieler Reuß identisch
und hatte die bäuerliche Maske nur umgenommen,
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During ihe Salzburg Festival Herr Max
Reinhardt was approsched by a Tirolese
peasant with a plentirul fair beard. He
was a man of ihe type with which the
greater world has become familiar from
visita to or pictures of the Oberammergau
Passion Play. He came forward as a
simple, ue spoiled son of the hills, who
was wont to rcad Shakespeare at his fire¬
side. and, fecling the dramaticurge within
him, wished to leave his plough for the
stage.
Given a trial, he proved to have much
talent, through the blond beard all
loors were epened to him, and after Salz¬
burg was over he came to Vienna and
scored a great success in Schnitzlei's
Fräulein Eise. Shy and retiring, he
wandered awkwardly among the un¬
accustomed surroundings of the stage at
rehearsals, and only in the heat ofthe play
did all restraint fall from him. Vienna
audiences, always ready to applaud some¬
thing new, gazed wonderingly on this
unschooled but natural actor from the
Tirolese mountains, whose beard had
raught and retained the gleam of the
Alpine sun.
The beard was genuine, butthe Tirolese
name and the rest of the story were not,
and after some time fellow-players in¬
formed ihe manager that they believed
the man from the hills to be a Jewish actor
formerly well known in Berlin. Chal¬
lenged, he admitted this. He had had to
leave Berlin after the advent of Hitlerism
in Germany. and for ihree years, he said
had been unabie to obtain work until the
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him. His success, he claimed, bad justi¬
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WIEN, I., WOLLZEILE 11
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Ostrauer Norgenzeitung,
vom: 32.18.1936.
Theater und Kunst.
Theater in Wien.
Von Dr. Erwin Felber.
Die Novelle „Fräulein Else“ von Arthur
Schnitzler wäre so recht ein beauchbater Grundstoff
eine Oper. In wieviel herrlichen Arien ließe
sich dieser lange, gequälte Monolog eines in den
Tod gehetzten Menschen ausbauen! Ernst Lothar
hat ihn zu einem Drama geweitet, das im „Thea¬
ter in der Joefstadt“ unter stürmischem Bei¬
fall zur Uraufführung gelangte. Natürlich hat diese
Umwandlung des „Fraulein Elie“ den Bearbeiter zu
weitgehenden inneren und äußeren Veränderungen
zenötigt: Der Monolog mußte durch den Diawg
ersetzt werden — das Telephon spielt bei dieser
Lösung eine Hauptrolle — die Geschehnisse werden
von dem Ausgang des Jahrhunderts in die un¬
mittelbare Gegenwart verlegt, der bei Schnitzler
moralisch minderwertige Vater wird als Opfer sei¬
ner Nächstenliebe hingestellt, wie ja überhaupt die
anze, wurmstichige, „gute“ Gesellschaft der Vor¬
kriegszeit gleichsam in ein moralischeres Erdreich
verpflanzt und damit die ganze Tendenz ausge¬
wechselt wird. Ernit Lothar gibt aus seiner reichen
Bühnenerfahrung dem Theater, was des Theaters
i; er gibt dem Theater beinahe zuviel an Nerven
und Rührung, indem er Fräulein. Else mit Vero¬
nal im jungen, blühenden Leibe auf offener Bühne
sterben läßt. Selbst Henry Bernstein hätte den Tod
nicht ergreifender gestallten können. Freilich, der
arteste Hauch der Novelle geht verloren, ihr psy¬
hologisch so ungemein reizvolles clair obseur ver¬
trägt eben kaum das aufdunglich rücksichtslose Ra##¬
venlicht. Die Aufführung übertraf alle Erwartungen.
Rose Stradner als Else entzückte in ihrem
herben Jungmädchentum durch die reichen Zwi¬
schentöne ihrer Gefühlsskala, Bassermann er¬
chütterte zu tiefst in der kleinen Rolle von Elises
Vater. Kaspar Brandthofer angeblich ein
Tiroler Gebirgsbauer, der vom Pfluge weg für eine
große Rolle engagiert worden war, spielte den zy¬
nischen Geldmenschen Dorsday. Mit seiner unver¬
leichlichen schauspielerischen =Routine stellte der ehe¬
malige Bauer das Publikum vor ein Rätsel, das
r selbst inzwischen gelöst hat. Er ist mit dem seit
Jahrzehnten bekannten Schauspieler Reuß identisch
und hatte die bäuerliche Maske nur umgenommen,