dem Strand oder auf den mimosen=blühenden Hügeln intensiv
jenem Stil an, der mit dieser Natur und alten Bräuchen
harmoniert.
So hell ist die Mondnacht, daß ich, als Paul Geraldy,
der mich in Saint=Rafael mit seinem Auto abgeholt hatte, in
raschem Schwung den Hügel hinauffuhr, die reizvolle und zart
nach innen gebogene Linie seines Hauses deutlich sah; an der
Fassade die schlanken Säulen, darüber die keusch zurücktretende
Loggia. Die konkave Kurve des flachen Daches, all dies Musik
einer Architektur, die ich wie eine Ouvertüre zur grandiosen
Symphonie des Südens empfand. Eben erst hat Paul Geraldr
sein Heim vollendet. Die weißgetünchte Halle, nach Sitte des
Landes zugleich Speise= und Wohnraum, von der eine weiße
Marmorstiege zu den oberen Räumen aufsteigt, ist noch nicht
ganz eingerichtet. „Ich habe“, sagte Geraldy, „wohl schon
lange diese Landschaft geträumt. Und als ich vor drei Jahren
zum erstenmal herkam, da war es mir wie eine Erfüllung. Meine
Weltanschaaung, das Ideal, dem ich als Dichter zustrebe, die
Harmonie, aus deren Klang mir meine Werke werden, hier fand
ich das alles bestätigt. Ich hasse jede Wirrheit, Finsternis, Hä߬
lichkeit, Ungebändigtes, selbst wenn es mächtig ist. Ich will den
Menschen Freude geben. Auch dann, wenn ich ihnen Trauer,
Schmerz, Erschütterung nicht verbergen kann. Immer soll Maß
und Klarheit darüber schweben. Hier schrieb ich den ersten Akt
von „Robert und Marianne“. Und wenn Carrier sagt: „Alles
bezauberte mich. Diese wieder heidnisch gewordene Welt, diese
Freiheit in Kleidung und Bewegung. Dieser Männer, dieser
Frauen Nacktheit, atmend in Luft und Grün; dieses Spiel der
Körper, der sommerliche Luxus, das Meer, der so moderne
Lebenszuschnitt auf dem antiken Hintergrund! Herrlich!“
so
habe ich ihm mein eigenstes Erleben aussprechen lassen.“
Ich lernte diese wieder heidnisch gewordene Welt gleich den
nächsten Morgen kennen. Automobile rasen die Straße am Meere
entlang. Alle Insassen sind im Badekostüm. Es ist Sitte, bei
Freunden, die ein Stück eigenen Strandes haben, zu baden. Ein
ehemaliger französischer Abgeordneter erbaute sich, zehn Minuten
von Beauvallon entfernt, ein marokkanisches Landhaus, dessen
innerer Hof von einem großen, orangefarbenen Velum
überdeckt ist. Im Garten, unter Lorbeerbäumen,
itzt
auf einer halbrunden Marmorbank Henri Bidou,
der
größte Kritiker
und Essayist Frankreichs, vor einer
Staffelei. Er porträtiert eben den Hausherrn. In ihrem knappen
Trikot steigt unbekümmert in strahlender Nacktheit Ivonne de Brat
Felsenstusen zum Meer hinab. Sie, die Henri Bataille so sehr
geliebt, für die er seine letzten Werke geschrieben, ruht nach
einhundertfünfzig Vorstellungen von Bernsteins „Venin“ von ihren
Triumphen aus. Ihr folgen hübsche Frauen, zigeunerhaft gebräunte
Kinder, junge Männer, Freunde des gastlichen Hauses. Ein Segel¬
boot mit eingebautem Motor hält nahe des Strandes. Daran an
langem Seil ein Brett gebunden ist. Zwei Stricke, an dem Bug
des Schiffes festgemacht, ergreift Ivonne de Bray, schwingt sich
auf das Brett und nun gleitet das Motorboot in rasender Fahrt.
Man nennt diesen Sport „Plancing" Mit festgespreitzten
Beinen und weit nach rückwärts gebogenen Körper lenkt sie mit den
Seilen das Brett nach dem Rhythmus des Schiffes. Bald fliegt
sie hoch empor, bald fällt sie tief in die Wellengrube. Aufrecht
stemmt sich der jungenhafte Griechenkörper.
Nach dem Bad werden trockene Schwimmtrikots angezogen,
die Marmorbank, auf der Bidon saß, öffnet geheimnisvoll ihre
Rückenlehne, die nun zu einer eisgefüllten Bar wird. In weißem
Dreß mischt der Hausherr Cocktails. Erst um ½1 Uhr ist der
Badebesuch zu Ende.
Geraldy hat Henri Bidon zum Dejeuner gebeten. Ich lerne
die Tiese und Vielseitigkeit dieses seltenen Geistes kennen. Bidou
war in seiner Jugend Offizier im Generalstab gewesen. Ein
Sturz vom Pferd brach ihm das Bein. Es mußte amputiert
werden. Als der Krieg ausbrach, ging Bidou als Kriegshericht
erstatter an die Front und seine Kenntnisse der Strategie und der
Kriegswissenschaft machten ihn bei Marschall Foch und den anderen
Führern berühmt. Trotzdem war Bidou lange vor Locarno der
mutigste Internationalist. In diesem Sinn wirkt er auch
als
Kritiker des „Journal des Débats“, als Mitarbeiter
der
größten Revuen. Seine Bestredungen gehen dahin,
Barrieren niederzureißen, die Frankreichs Literatur und Kunst
so oft von der ausländischen Literatur trennen. Bidou
kennt alles, liest alles. Enthusiastisch spricht er von Schnitzlers
Novelle „Fräulein Else „Es ist für mich der stärkste Eindrug
sell Jahren gewesen. Welche Meisterschaft der Seelenanalyse, der
Form, des Stils. Ich kenne nichts gleiches in der Weltliteratur
der Novelle. Und bin eben im Begriff, darüber zu schreiben.
estnehmen können?“ Darauf Bidous Antwort: „C’est qu'il faut
ouver, c’est le Fantöme de la pièce qu'on critique. Ce
ue l'auteur a vu en germe et qu'il n’a jamais pu faire
aussi bien. Ne pas corriger l’oeuvre. Ce n’est pas la
ache du critique. Mais tenter de la reconstruire d’aprés
son idee initiale.“ — (Was der Kritiker entdecken muß, ist das
Schema des Stückes, über das man zu urteilen hat. Das, was
der Autor als Keim empfangen hat. Und was ihm nie gelungen
st ganz erblühen zu lassen. Man soll ein Werk nicht ausbessern
wollen. Das ist nicht die Aufgabe des Kritikers. Sondern man
oll, den Versuch machen, aus diesem Werk, nach dem uranfänglichen
Willen des Schaffenden, dessen erste Vision zu kristallisieren.)
Als Geraldy einen Augenblick abseits eine Flasche Wein
entkorkte, frug mich Bidou, wann endlich „Robert und Marianne“
bei Reinhardt gespielt werden würde. „Je trouve là lidee
nitiale admirable. Que le plus fort est un faible!“ „Wir
prechen eben“, fährt Bidou zu Geraldy fort, „von Ihnen. Ich
glaube aus allem, was ich von Ihnen kenne, zu entnehmen,
daß Sie zu jenen Schaffenden gehören, die unter Hemmungen
produzieren. Die es sich schwer machen?" „Gewiß, lächelt
Geraldy, „und nun will ich auch Ihnen die Tagik des
Schriftstellers in eine Formel bringen „Un egrivain est un
homme pour qui ecrire est plus difficile que pour un
autre.“ Ein Schriftsteller ist ein Mensch, für den Schreiben
chwerer ist, als für irgendwen.
Bei Colette.
Colette ist die größte Prosaschriststellerin des modernen
Frankreich. Wie Lafontaines Fabeln, so werden ihre Schil¬
derungen aus dem Tierleben, werden diese köstlichen Gemmen
einen bleibenden Platz in der Weltliteratur einnehmen. Gerade
Beauvallon gegenüber liegt Saint=Tropez. Colette besitzt unfern des
Städtchens ein altes, provenzalisches Haus; einen wilden Garten
und Weinberge, die bis an das Meeresufer reichen. Dort lebt sie
das Leben ihrer Kindheit. Wenn man Colettes autobiographische
Romane liest: „Claudine", das Buch ihrer Jugend, und „La
Vagabonde, die tragische Schilderung ihres Frauenlebens, dann
offenbart sich ein Schicksal, das Himmel und Hölle durchwandert
hat. Als junges, keusches, unerfahrenes Mädchen aus der Provinz
vird sie die Frau eines bekannten Pariser Journalisten. Dieser
ntdeckt, als er das Tagebuch seiner
jungen Frau
liest, ihr großes Schriftstellertalent. Und nun zwingt er sie, unter
einem Namen Artikel zu schreiben, die bald Aufsehen erregen,
die hoch bezahlt werden. Gleichzeitig führt er die Widerstrebende
in Lasterhöhlen. Nach Jahren der Qual fällt von Colette die
Liebe, die sie zur Gefangenen gemacht hatte, ab. Sie ist frei.
Sie flieht. Und um ihr Leben zu fristen, tritt sie zuerst als
Chansonette, dann als Tänzerin in Variêtés auf. Diese Kapitel
in „La Vagabonde“ sagen die rührende Anhänglichkeit Colettes
an das Artistenleben, in dem sie reinliche brave Kameraden
gefunden hat. Langsam heilen ihre Wunden und eines Tages
beginnt sie wieder zu schreiben. Sie macht aus ihren Schmerzen,
aus ihren Lastern, aus ihren Tugenden, aus den Stimmen der
Natur, deren Sprache ihr Offenbarung sind, große und kleine
Kunstwerke.
Dann heiratet sie Henri de Jouvenel, den Politiker und
Herausgeber des „Matin“ (von dem sie seit zwei Jahren geschieden
st), und wird Mutter eines heute vierzehnjährigen Mädchens.
„Ich habe (sagt Colette) eine Klage ausgestoßen, die mir
die Macht meiner Stimme offenbart hat. Ich erzähle nun oft von
Dingen, die die Menschen sonst verschweigen; die man sich selbst
kaum zu flüstern wagt. Ich möchte sagen, was ich weiß, was ich
denke, was ich errate, was mich bezaubert, mich verletzt, mich
erstaunt. So spricht Colette manchesmal, wenn sie ihre Rolle
vergißt. Ihre Rolle der lustigen, übermütigen Colette, die die un
nöglichsten Geschichten in unverhüllte Worte kleidet. Weil sie zu
stolz ist, um die Wunden zu zeigen, die ihr das Leben schlug.
Jetzt eben empfängt sie uns, heiter scherzend, von Gästen umgeben.
Eine untersetzte, kräftige Gestalt. Regelmäßige Züge. Ales
ber ist ausgelöscht von Augen, die wie mandelförmig geschnittene,
dustigblauende Inseln geheimnisvoll in Einsamkeit verschwimmen.
Diese einzigartigen Augen vergrößert Colette noch durch einen
breiten, dunkelblauen Strich ihres Augenstiftes. Sie hat nur ein
„Spielhöschen“ an, wie die kleinen Kinder sie tragen. Darüber
eine gelbe Flauschjacke. Sandalen. „Ich zeige Ihnen vor allem
meine Katzen. Obwohl ich nicht weiß, ob Sie zu den Menschen
gehören, die unter dem Zeichen der Katze stehen. Das ist ein
eigenes Freimaurertum.
Und mit lockendem Singsang
ruft Colette: „La Promenade de la Chatte“ Zwei
herrliche siamesische Katzen mit dunkelgrauem Fell
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