31. Fraeulein Else
ERVER
rdl. konzessioniertes
r Zeitungs-Ausschnitte
WOLLZEILE 11
ION R-23-0-43
der Morgen, Wien
26. MR7
ite
Nase
erkunst in die Kaffee¬
teragenten stellten einige talentierte Vor¬
hiet, muß draußen eini¬
zimmerhocker bei, kleine Schauspieler, die
Wetter sein. Tatsächlich
die lange Engagementlosigkeit bescheiden
gen Bühnenenthusiasten,
jenug gemacht hatte, um hier im Keller¬
ner grausam=menschen¬
geschoß eines Theaterkaffeehauses der süßen
heit, anständig durch¬
Freude des Theaterspielens zu obliegen.
nd umhergeworfen, bis
Im Anfang war die kaufmännische Bi¬
Kabarettzirkeln, zu un¬
lanz. Sie war denkbar einfach: Der Cafe¬
heatern der Neunund¬
ier erweist sich als freundlicher Mäzen
nterirdischen Verschwör
tellt den kleinen Saal zur Verfügung
ser Brettlspielerei zu¬
ommt für Licht und Beheizung auf, für
ben, die seit Monaten
den Bau der Bühne verausgabt sich der
von der Bridgepartie,
„Kapitalist“ und ein junger, begabter Büh¬
Modejournale weg in
ienmaler, Herr Josefovic, der dem Ende
ein Licht strahlt in der
der Volksoper seine Beschäftigungslosigkeit
„Der liebe Augustin“
verdankt, malt einen Kulissenhorizont in
tur am Naschmarkt“,
den buntesten Farben. Der Horizont dieser
gen“, oder gar „Die
Theatergründung sieht allerdings weniger
warum soll schließlich
freundlich aus. Man macht sich nicht viel
ener Kaffeehaus nicht
Hoffnungen, man denkt nicht lange na#,
eschlange haben?).
man arbeitet an dem Repertoire.
llle diese handgemalten
Erste niederschmetternde Entdeckung:
er Wiener Kaffeehaus¬
urchtbarer Autorenmangel auch bei dieser
vermutet man nicht zu
kleinkunstbühne. Entweder fällt den jun¬
ammenhänge, zwischen
gen Leuten nichts mehr ein oder die Not
nlich, und dieser drolli¬
der Zeit hat sie eben zu einer Sachlichkeit
er Kabarettkunst, die
erzogen, die ihr Talent nicht auf dem tan¬
eine Wiederauferste¬
iemenlosen Kaffehausbrettl verzettelt.
esetzten Preisen feiert.
as gleiche, brave, bür
die Metamorphosen des Herrn
as heute keine Kunst¬
Knöller
er locken kann, das jetzt
So geht man eben in die Nationalbiblio¬
szenen gleichsam als
thek, stöbert „Die ergötzlichen Metamorpho¬
ehausmelange genießt
en des Herrn Knöller“ auf, eine verstaubte
eben Leute fragt, war¬
Hanswurstiade, die gebürstet und neu auf¬
bend untreu geworden
oliert wird (Herr Knöller hat einen Taler,
mutigen Gschnas be¬
und wenn er einem guten Freund diesen
„Mein Gott — wer
Taler schenkt, dann kauft er ihm seine Ge¬
werte Gemüt, um die
talt damit ab wie den Schatten des Schle¬
Seelenkonfliktes durch
mihl und kann in die Haut des Beschenkten
chen!“ oder noch pro¬
kriechen. Zuletzt schenkt er das Geldstück
ns Kaffeehauskabarett
einem Sterbenden und wird mit knapper
riseuse nichts zu ver¬
Mühe vor dem Exitus gerettet).
mein Abendkleid für
Dann werden Strindberg=Parodien an¬
n!“
gefertigt — eine Familie voll köstlichsten
ges. Vor allem: daß
Hasses und dämonischester Boshaftigkeit
ett aus den gleichen
Professor Leid tritt auf, der Seelenforscher
wenn auch diese be¬
us der Talgasse, und ein — mit feinster
bei weitem nicht so
Anspielung auf Herrn Professor Freud aus
ffelt, wie die Gro߬
der Berggasse, der den braven Schwejk von
träume,
der „Rederitis“ heilt. Eine feine Sache ist
auch Schnitzlers „Fräulein Else“ von Paul
Kaffeehausb
box 5/5
arkt
gleichen Ansicht eine elegische junge Dame
n einem effektvollen Stahlrohrsessel, die
von einem Klavier akkompagniert, aktuelle
Thansons vorträgt. Und auch der Manager
der „Stachelbeere“ (CaféDöblingerhof), der
Direktor des „Theaters der Neunundvier
zig“ (das mit 50 Sitzen unter Konzessions¬
wang fiele und daher nur 49 hat), die
stimmbegabten Darsteller des Kleinkaba¬
retts „Regenbogen“, das im Arkadencafé
ganz reizende Kurzopern aufführt — sie
lle sind der Ansicht, daß sich ein beläm¬
mertes Leben viel leichter ertragen läßt,
wenn man es mit buntbemalten Kulissen
umstellt.
Das ist nämlich die große Entdeckung
dieser Kleinkunstbühnen, daß nämlich das
verrauchte Caféhausdüster unserer Gegen¬
wart gleich angenehmer und erträglicher
vird durch ein bißchen Scheinwerferlicht,
Hokuspokus und Pappendeckelzauber. Und
o erhält eine Stimme von der Proben¬
bühne der „Literatur am Naschmarkt“ tie¬
fere Bedeutung: „Herr Direktor, bitte um
inen Schilling fünfzig — wenn wir nicht
den billigen blaugetupften Musseline von
Gerngroß aben, dann können wir gleich
zusperren ...!“
P. Rar.
ERVER
rdl. konzessioniertes
r Zeitungs-Ausschnitte
WOLLZEILE 11
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der Morgen, Wien
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teragenten stellten einige talentierte Vor¬
hiet, muß draußen eini¬
zimmerhocker bei, kleine Schauspieler, die
Wetter sein. Tatsächlich
die lange Engagementlosigkeit bescheiden
gen Bühnenenthusiasten,
jenug gemacht hatte, um hier im Keller¬
ner grausam=menschen¬
geschoß eines Theaterkaffeehauses der süßen
heit, anständig durch¬
Freude des Theaterspielens zu obliegen.
nd umhergeworfen, bis
Im Anfang war die kaufmännische Bi¬
Kabarettzirkeln, zu un¬
lanz. Sie war denkbar einfach: Der Cafe¬
heatern der Neunund¬
ier erweist sich als freundlicher Mäzen
nterirdischen Verschwör
tellt den kleinen Saal zur Verfügung
ser Brettlspielerei zu¬
ommt für Licht und Beheizung auf, für
ben, die seit Monaten
den Bau der Bühne verausgabt sich der
von der Bridgepartie,
„Kapitalist“ und ein junger, begabter Büh¬
Modejournale weg in
ienmaler, Herr Josefovic, der dem Ende
ein Licht strahlt in der
der Volksoper seine Beschäftigungslosigkeit
„Der liebe Augustin“
verdankt, malt einen Kulissenhorizont in
tur am Naschmarkt“,
den buntesten Farben. Der Horizont dieser
gen“, oder gar „Die
Theatergründung sieht allerdings weniger
warum soll schließlich
freundlich aus. Man macht sich nicht viel
ener Kaffeehaus nicht
Hoffnungen, man denkt nicht lange na#,
eschlange haben?).
man arbeitet an dem Repertoire.
llle diese handgemalten
Erste niederschmetternde Entdeckung:
er Wiener Kaffeehaus¬
urchtbarer Autorenmangel auch bei dieser
vermutet man nicht zu
kleinkunstbühne. Entweder fällt den jun¬
ammenhänge, zwischen
gen Leuten nichts mehr ein oder die Not
nlich, und dieser drolli¬
der Zeit hat sie eben zu einer Sachlichkeit
er Kabarettkunst, die
erzogen, die ihr Talent nicht auf dem tan¬
eine Wiederauferste¬
iemenlosen Kaffehausbrettl verzettelt.
esetzten Preisen feiert.
as gleiche, brave, bür
die Metamorphosen des Herrn
as heute keine Kunst¬
Knöller
er locken kann, das jetzt
So geht man eben in die Nationalbiblio¬
szenen gleichsam als
thek, stöbert „Die ergötzlichen Metamorpho¬
ehausmelange genießt
en des Herrn Knöller“ auf, eine verstaubte
eben Leute fragt, war¬
Hanswurstiade, die gebürstet und neu auf¬
bend untreu geworden
oliert wird (Herr Knöller hat einen Taler,
mutigen Gschnas be¬
und wenn er einem guten Freund diesen
„Mein Gott — wer
Taler schenkt, dann kauft er ihm seine Ge¬
werte Gemüt, um die
talt damit ab wie den Schatten des Schle¬
Seelenkonfliktes durch
mihl und kann in die Haut des Beschenkten
chen!“ oder noch pro¬
kriechen. Zuletzt schenkt er das Geldstück
ns Kaffeehauskabarett
einem Sterbenden und wird mit knapper
riseuse nichts zu ver¬
Mühe vor dem Exitus gerettet).
mein Abendkleid für
Dann werden Strindberg=Parodien an¬
n!“
gefertigt — eine Familie voll köstlichsten
ges. Vor allem: daß
Hasses und dämonischester Boshaftigkeit
ett aus den gleichen
Professor Leid tritt auf, der Seelenforscher
wenn auch diese be¬
us der Talgasse, und ein — mit feinster
bei weitem nicht so
Anspielung auf Herrn Professor Freud aus
ffelt, wie die Gro߬
der Berggasse, der den braven Schwejk von
träume,
der „Rederitis“ heilt. Eine feine Sache ist
auch Schnitzlers „Fräulein Else“ von Paul
Kaffeehausb
box 5/5
arkt
gleichen Ansicht eine elegische junge Dame
n einem effektvollen Stahlrohrsessel, die
von einem Klavier akkompagniert, aktuelle
Thansons vorträgt. Und auch der Manager
der „Stachelbeere“ (CaféDöblingerhof), der
Direktor des „Theaters der Neunundvier
zig“ (das mit 50 Sitzen unter Konzessions¬
wang fiele und daher nur 49 hat), die
stimmbegabten Darsteller des Kleinkaba¬
retts „Regenbogen“, das im Arkadencafé
ganz reizende Kurzopern aufführt — sie
lle sind der Ansicht, daß sich ein beläm¬
mertes Leben viel leichter ertragen läßt,
wenn man es mit buntbemalten Kulissen
umstellt.
Das ist nämlich die große Entdeckung
dieser Kleinkunstbühnen, daß nämlich das
verrauchte Caféhausdüster unserer Gegen¬
wart gleich angenehmer und erträglicher
vird durch ein bißchen Scheinwerferlicht,
Hokuspokus und Pappendeckelzauber. Und
o erhält eine Stimme von der Proben¬
bühne der „Literatur am Naschmarkt“ tie¬
fere Bedeutung: „Herr Direktor, bitte um
inen Schilling fünfzig — wenn wir nicht
den billigen blaugetupften Musseline von
Gerngroß aben, dann können wir gleich
zusperren ...!“
P. Rar.