I, Erzählende Schriften 31, Fräulein Else, Seite 301

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31. Fraeulein Else

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Ausschnitt aus:
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Die Stande, Wieg
vom:
3.NOV. 1935
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Paul Czinner und Elisabeth Bergner
auf. Dann kam Klabunds „Kreidekreis
Zwei Wiener — und nun ein weltberühm¬
und nun war sie ggemacht“. Sie konnte hier
tes Paar. Uber beide, besonders aber über
alle ihre Begabung, ihr ganzes Wesen voll
Sie“ kann man kaum viel Neues sagen
ind ganz mitspielen lassen — und gewann,
enthüllen“ „verraten“ zu aufmerksam und
auf eine Weise, wie in Berlin lange nicht
herzlich hät man ihren Weg verfolgt. Elisa¬
ine Schauspielerin gewann. Es kam ihr un¬
beth Bergner fiel in Wien zum erstenmal
vergessenes „Fräulein Julie“, schließlich
in einem Ritualmordstück von Arnold Zweig
ihre auch die Gegner bezwingende Rosalinde
auf; sie spielte einen Knaben. Bis es dazu
n „Wie es eucn gefällt“, ihre „Heilige
kam, bis Elisabeth Bergner zum erstenma
Johanna“ unter Reinhardts Regie, es kamen
auffiel — mußte sie an sich glauben, und
traurige und heitere Rollen ohne Zahl,
dieser Glaube an sich selbst wurde durch
eichtes und Schwereres — und schließlich
den Glauben, den andere ihr schenkten, ge¬
schuf sie auch im Film (damals noch in der
nährt und gestärkt. Eine Gruppe junger
Stummfilmzeit) Gestalten voller Poesie, wie
Leute hielt zu ihr, förderte sie gedanklich
sie, besonders im deutschen Film, ganz un¬
und ideelich, vor allem der Lyriker Albert
gewohnt waren: „Geiger von Florenz“
Ehrenstein setzte sich für sie ein — und das
Donna Junna“ und „Fräulein Else“ (nach
zarte, schmächtige Mädchen setzte sich
Schnitzler) waren Kunstwerke, besonders
durch. Ja, gerade ihre wunderbare Zartheit
der Film „Fräulein Else“ war eine der
verlieh ihr den Reiz des AuBergewöhnlichen,
Schnitzlerschen Novelle kongeniale Schöp¬
das aufmerken ließ.
ügenegien führte hier Paul Czinner.
on Wien ging Elisabeth Bergner nach
Er war in Wien Schauspieler und Regis¬
Zürich, kehrte noch einmal nach Wien an
seur, kam dann nach Berlin. „Fräulein Else“.
die „Neue Wiener Bühne“ zurück, kam dann
var seine erste Gemeinschaftsarbeit mit
nach München und schließlich nach Berlin.
Elisabeth Bergner — sie fand einen derart
In Berlin spfelte sie zum erstenmal in „Des
tiefgehenden Erfolg, daß beide künstlerisch
Esels Schattan“ von Ludwig Fulda am
und auch menschlich zusammenblieben. Es
Deutschen Theater — sie fiel noch nicht
folgten die Filme „Ariane“ und „Der träu¬
nende Mund“ die beide Paul Czinner in¬
szenierte. Dann, nach dem Umsturz in
Deutschland gingen Elisabeth Bergner und
Paul Czinner nach London — und auch hier
iegte diese energische, verträumte Zart¬
heit: Elisabeth Bergner wurde — mit dem
Stück „Escape me never“ — die berühm¬
este Schauspielerin englischer Sprache, sie
vurde ganz einfach eine englische Schau¬
spielerin. Auch ihre beiden bisher erschie¬
nenen englischen Filme: „Katharina die
Große“ und „Escape me never“. („Verlaß
ich nie“) inszenierte Paul Czinner — und
m vergangenen Jahr heirateten beide.
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