I, Erzählende Schriften 30, Casanovas Heimfahrt, Seite 13

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30. Casanovas Heimfahrt
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e#treuung in schweren Zeiten, die ihm erreichen, nachdem wir alle hohen Prüfungen der psychologischen
geliefert haben. Dank eines deutschen
Analyse abgelegt haben. Schnitzler bleibt natürlich, weil er sich
gar welsche Lektüre! Daraus ziehe ich
um unwiederbringliche Naivität nicht mehr bemüht; er treibt
er, der nicht Pazifist ist — dazu ist er
seine Erzählung zum beschleunigten Schritt des Tatsächlichen, wie
sondern nur ein Mann des Friebens
es die alte Ueberlieferung der Novelle verlangt, #n er hält zu¬
diesen vier Jahren tief gelitten haben
gleich das Tompo durch ein vorsichtiger Maß psychelogischer Rechen¬
#hter vor ein Revolutionstribunal ge¬
schaften an, ohne die wir Heutigen — Zergliederer auch der letzten
eich, obgleich ich kein Instrument spiele.
seelischen Elemente — menschlichen Vorgängen nicht mehr folgen
kännen.
verhört zu werden. Wenn die Sorge
ands mir die Fähigkeit zur Arbeit wie
Wer also an der reinen Handlung sein Vergnügen findet, der
drei Männer, die sich immer als stark
wird mit der Spannung, die jede gute Erzählung erregen muß, der
eine Stunde abzulenken und zu sich zu
ungemein gechichten und dramatisch geförderten Erftadung folgen,
nd Casanova. Dem Philosophen gelung
wie der alternde Casanova vor seiner Heimfahrt aui ein junges
eRötigung zum dauernden Mitrechnen
Mädchen stößt, mit dem er nicht fertig wird. Wie er die schöne,
m Dichter, der in Jahrtausenden dachte.
kluge und gelehrte Marcolina in einem schmählich n Hand“! ihrem
Verzweifelnde über das nächste Jahr¬
Geliebten abkauft und wie er den Rivalen tötet, den er doch neidisch
nteurer und Lebemann durch seine un¬
und sehnsüchtig bewundert als die frec, überzeugende Jugend, mit
rbare Tatsächlichkeit. Der dankbare
der er einst zu siegen pflegte. Wer ein Organ für stilistische Ge¬
erfundene Novelle von hoher stilistischer
diegenheit hat, der wird sich an dem ebenmäßigen, nie zu lauten,
es Stück deutsches Prosa, eine höchst ge¬
nie zu leisen, nie über das Nötige hinausgehobenen Vortrag freuen.
mehrung unserer immer noch nicht sehr
Und der erwünschteste Leser, der dem Dichter immer noch aus
Wer kann heute überhaupt noch erzählen?
eigener Erfahrung und Erinnerung zustimmend zu geben weiß,
rm der Novelle war durch die natura¬
wird der ohne zu starken Wellenschlag vorübergeflossenen Erzählung
Beobachtung platt getreten, war durch die
einen Augenblick nachsinnen, um wenn auch gar nicht zur Familie
rpunktion des Augenblicks aufgelöst wor¬
der glänzenden Verführer gehörig, diesem Schnitzlerschen Casanova
s, der gern in exotischen und blut¬
noch einige brüderliche Gedanken zu widmen. Denn bieser alternde
peift, stellte sie nur scheinbar wieder her,
Casanova, der nur noch von seinem Ruhme zehrt, der nur noch die
den Rauscharten schnaufte und raste, statt
Menschen überzeugt, die ihn in seinem Glanze kannten, das ist ja
utschen immer am schwersten fillt.
nicht nur der abgenutzte Abenteurer. Das könnte auch einDichter, ein
Künstler, ein Mime sein, irgend jemand, der schon auf dem Abstieg
zigsten Lebensjahre, als Cosonova längst
ist, auf dem Wege zu dem dunklen Tor, und der sich und die anderen
teuerlust der Jugend, sondern von der
mit gequältem Eifer an das erinnern muß, was er einmal war.
ters durch die Welt gejagt wurde, fühlte
So erweitert sich diese Geschichte einer Heimfahrt mit künstlerischer
Heimweh nach seiner Vaterstadt Venedig
Unabsichtlichkeit über das, was sie neu darstellen wollte, und so
er sie, gleich einem Vogel, der aus
dämmert ganz von selbst an ihrem klaren Horizonte eine feine
rben allmählich noch abwärts steigt, in
melancholische Nachdenklichkeit.
erdenden Kreisen zu umziehen begann.“
uter Ton, des ist Haltung, das ist aus¬
temverteilung. Und vor allem, das ist
ch Cervantes; denn wenn es auch gewisse
Zu Ehren Vietor Blüthgens hat der Magistrat von Zoer
täuschend ähnlichen Nachahmungen ver¬
big (Anhalt) beschlossen, am 4. Januar 1919 anläßlich
rtige ganz auf Handlung und Tatsache
75. Geburtstages des dort geborenen Dichters im Rathaus
alten Meister können wir doch nicht mehr 1 Victor=Blüthgen=Zimmer einzurichten.
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Crämkiscner Bauriat. Kurnanrt
Neue Bücher.
Epische Dichtungen.
Korfiz Holm erzählt in „Herzist Trumpf“
(München, Albert Langen) eine Malergeschichte, deren
Handlung in herkömmlichen Bahnen schreitet, aber
vom Odem einer schönen Verinnerlichung, schalkhaften
Liebenswürdigkeit und einer warmen Liebe für das
Menschliche durchweht ist. Korfiz Holm gehört nach¬
sgerade zu unseren feinsten Erzählern. Stark und
nachhaltig fesselt Hugo Balls impressionistische
###rihweise, Sein „Flametti“ (Berlin, Erich
Reiß) ist ein köstlicher Ausschnitt aus dem Leben des
Artistenvölkchens, grell, aber nicht unschön beleuchtet,
Zwei
prickelnd von Leben und Anschaulichkeit.
Novellen, voll warmerSchlichtheit und feinster Psycho= K
logie, enthält das Bändchen „Wandlungen und
Irrungen“ von Kurt Isemann. Es ist in der
Fischerschen Romanbibliothek erschienen. Sein echter
Hans
Gehalt wird ihm viel Freunde werben.
Raithel, der Schilderer oberfränkischen Bauern¬
tums, ist leider in seiner Heimat noch immer viel zu
wenig bekannt. Seine neueste Geschichte „Männer¬
treu“ (München, Albe.: Langen) zeigt seine Vor¬
züge wieder in hellstem Licht. Die fast svartanische
Einfachheit seines Stils paßt prächtig für die ge¬
schilderten Bauernverhältnisse wenn man auch hin;
und wieder ein leuchtendes Dichterwort für Natur und
Landschaft vermißt. — Raitbels wahres Gegenteil ist
Max Jungnicel, dessen „Jakob Heide¬
der junge Franz Schneider Verlag (Berlin¬
bucke
Schöneberg) in schönster Form herausbrachte.
liegt viel „Taugenichts"=Romantik in dem Werkchen,
dessen lyrische Süßigkeit nach Art Sohnreys und
Bonsels mitunter etwas widerstehen könnte, wenn
ihr nicht prächtig naturalistische Züge untermengt
Dem
wären. Jungnickel ist ein echter Dichter.
feinen, differenzierten Artur Schnitzler mußte
er¬
von vornherein ein Case
zählt in „Casanovas Heimfahrt“ (Berlin, S.
Fischer) das letzte Abenteuer des altgewordenen und
heruntergekommenen Liebeskünstlers, bevor er in der
Vaterstadt Venedig als Svion für seine letzten
er trifft den Tot
Lebensjahre unterkriecht. Schn
verhaltener Sinnlichkeit vollkommen. Er kleidet das
glänzend erzählte Abenteuer in das Milieu einer
18. Jahrhunderts, an dem auch
ländlichen Idylle d
Freude
der kulturhistorisch genießende Leser
lers kunsthistorischer
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haben kann.
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offenbarer Sachkenntnis erzählt, sodaß selbst w
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weshalb es der Kornbäuerin trotz ihr
und all ihres ehrlich guten Willens
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