Badearzt
box 4/6
29. Doktor Graesler
Lenterrdestel, Sastarzt
Nr. 83.
Berliner Tageblatt.
Donnerstag, den 15. Februar 1917.
de nechmal
Ausgesallene Schnellzüge. Außer der bereits mit
Leipziger
Seersung der Aehtincget Reltste
ab
geteilten Schnellzugseinschränkung fallen von jetzt
gesprochen
noch eine Reihe von Schnell= und Eilzügen aus, und
Hamster
Der Kaiser hat dem deutschen Botschafter in Wien, Graf
zwar die Schnellzüge: D 32 Berlin—Stuttgart (Anhalter
sind die Aufn
Wedel, das Eiserne Kreuz am weiß=schwarzen Bande verliehen.
Bahnhof ab 8 Uhr 5 Minuten vormittags), D 33 Stuttgart—Berlin
einer Anklage
Neuregelung des Viehhandels in Berlin. Dem Branden¬
(Anhalter Bahnhof an 11 Uhr 17 Minuten nachmittags), D 164 Berlin—
Fleisch= Un
Leipzig (Anhalter Bahnhof ab 6 Uhr 22 Minuten nachmittags), D 47
burg=Berliner Viehhandelsverband ist, wie bereits mitgeteilt, die
men
Die
2 6 Pfund
Leipzig—Berlin (Anhalter Bahnhof an 8 Uhr 4 Minuten nachmittags).
Durchführung der Aufsicht über den Handel mit Nutz= und Zuchtvieh
Wurst und
übertragen. Nach den neuen, jetzt im „Reichsanzeiger“ veröffent¬
ID 53 Berlin—Posen (Friedrichstraße ab 2 Uhr 7 Minuten nach¬
Eines Tages
lichten Bestimmungen ist jeder Handel mit Schlacht=, Nutz= und Zucht¬
mittags), D 54 Posen—Berlin (Friedrichstraße an 2 Uhr 51 Minuten
in großes In
vieh auf sämtlichen Bahnhöfen und Verladerampen
nachmittags), D 4 Berlin—Köln (Friedrichstraße ab 11 Uhr 11 Mi¬
bei näherer
nuten vormittags), D 21 Köln—Berlin (Friedrichstraße an 4 Uhr
der Stadt Berlin und der Provinz Brandenburg verboten.
seinem Funds
10 Minuten nachmittags); ferner die Eilzüge: 18 Berlin—Han¬
Es ist ferner angeordnet worden, daß jeder Käufer von Rindern,
Schätze zu be
nover (Friedrichstraße ab 7 Uhr 52 Minuten nachmittags), 17 Han¬
Kälbern, Schweinen und Ferkeln eine polizeiliche Bescheini¬
der Wagner,
nover—Berlin (Friedrichstraße an 11 Uhr 57 Minuten vormittags),
gung zum Zwecke des persönlichen Ausweises dem Verkäufer und
daß Speck,
D 3 Altona—Berlin (Lehrter Bahnhof an 1 Uhr 33 Minuten
war gleichwo
dem zuständigen Beamten vorzulegen hat, aus der hervorgeht, daß
wurde gegen
nachmittags), D 11 Lehrter Bahnhof an 12 Uhr 57 Minuten nachts),
das anzukaufende Tier nur zu Zucht=, Nutz= und Mastzwecken ver¬
8
Landstraße
Spazierengehen reicht ja meine Zeit leider nicht sehr oft. Aller¬
men. Er
dings neulich einmal, ach ja, da bin ich wohl recht nah am
Doktor Gräsler, Badearzt
Wagen und
Forsthaus vorbeigekommen.“ Er wagte nun aufzuschauen
Hand.
und sah zu seiner Beruhigung den Blick des Knaben völlig
Erzählung
„Wir mü
harmlos auf sich gerichtet. In geschäftsmäßigem Ton fuhr er
[Nachdruck verboten.]
bon
(4. Fortsetzung.]
Sabine leicht
fort. „Wenn es nicht anders zu machen ist, so will ich denn
Arthur Schnitzler.
Vater zu Ha
freilich, mit einem Gespräch auf der
Ihren Vorschlag
—
wohl nicht
Veranda wird wenig getan sein. Ohne gründliche Unter¬
Dr. Gräsler atmete auf.: „Was fehlt ihm? Hoffentlich
böse.“ Der
suchung läßt sich ja doch nichts sagen.“
nichts Ernstes.“
gezeigt, es ge
„Selbstverständlich, Herr Doktor, wir hoffen daß der Vater
„Ja, wenn man das wüßte, Herr Doktor. Er hat sich so
tut ja nichts
sich allmählich auch dazu entschließen wird. Aber wenn Sie
sehr verändert in der letzten Zeit. Es muß vielleicht gar keine
gelte es eine
ihn zuerst nur einmal sehen würden! Herr Doktor haben ja
wirkliche Krankheit sein. Er ist nämlich schon zweiundfünfzig
treffen; dann
so viel Erfahrung. Vielleicht könnten Sie's ermöglichen, Herr
Jahre alt.“
und ihren
Doktor, dieser Tage einmal nach Ihrer Ordination, am
Der Doktor runzelte unwillkürlich die Stirn. Etwas kühl
Rüge erwart
liebsten freilich wäre es uns schon heute —
fragte er: „Also welche Erscheinungen geben Ihnen denn An¬
ein weißes
Heute — wiederholte Gräsler bei sich — heute schon könnte
laß zu Besorgnis?“
einem losen
sie wiedersehen. Wie wunderbar. Aber er schwieg,
„In der letzten Zeit, Herr Doktor, hat der Vater Schwindel¬
sah viel jüng
blätterte in seinem Notizbuch, schüttelte den Kopf, schien vor
anfälle, und gestern abend, wie er vom Sessel hat aufstehen
„Und an
unüberwindlichen Schwierigkeiten zu stehen, bis er plötzlich
wollen, ist er beinahe hingefallen und hat sich nur mühselig
beinahe vorn
einen Bleistift nahm, entschlossen irgend etwas ausstrich, was
am Tischrand festgehalten. Und dann, wenn er sein Glas
gekommen!
gar nicht dastand, und auf die nächste Seite da ihm dieses
nimmt, um zu trinten, das merken wir schon lange, zittern ihm
„Herr Do
Wort eben zuerst einfiel, „Sabine“ schrieb. Und er entschied
die Hände.“
möchte doch
sich freundlich, aber kühl: „Also schön, sagen wir denn: heute
„Hm.“ Der Doktor sah von seiner Tasse auf. „Ihr Herr
nisses, au
zwischen halb sechs und sechs. Ist Ihnen das recht?“
Vater nimmt sein Glas wohl ziemlich oft in die Hand, und
Besuch selb
„O, Herr Doktor.
wahrscheinlich ist nicht immer Wasser drin?“
Der Dokt
Gräsler erhob sich, wehrte die Dankbezeugungen des Knaben
Der Junge sah zu Boden. „Es kann freilich auch ein
mein Fräule
ab, gab ihm Empfehlungen an Mutter und Schwester mit
wenig damit zusammenhängen, meint Sabine. Und dann
wäre, von e
und reichte ihm zum Abschied die Hand. Er trat dann vom
raucht der Vater auch den ganzen Tag.“
sein. Vielme
Balkon in sein Zimmer und sah vom Fenster aus, wie der
„Nun, mein lieber, junger Herr, Alterserscheinungen müssen
verschworene
junge Schleheim mit seinem Rad aus dem Hausflur kam, die
das ja eben nicht sein. Also, der Herr Papa wünscht meinen
„Wenn
Kappe fester in die Stirn drückte, sich flink und geschickt auf¬
Besuch?“ fügte er höflich hinzu.
Sabine, „so
schwang und bald um die nächste Ecke verschwunden war.
„So einfach ist das leider nicht, Herr Doktor. Der Vater
Dr. Gräs
Wäre ich nur um zehn Jahre jünger, dachte der Doktor, so
dürfte gar nicht wissen, daß Sie seinetwegen kommen, er hat
dies meine A
könnte ich mir einbilden, das Ganze sei nichts als ein Vor¬
nie was von einem Doktor hören wollen. Und Sabine meint,
Und vielleich
wand des Fräuleins Sabine, mich wiederzusehen. Und er
ob man es nicht auf einen Zufall hinausspielen könnte.“
den Wagen
seufzte leise.
„Auf einen Zufall?“
Und wenn
Bald nach fünf Uhr, in einem ziemlich lichten grauen An¬
„Zum Beispiel, wenn Herr Doktor nächstens einmal
dieser Gelege
zug, dessen Trauercharakter im übrigen durch den Flor um
wieder am Forsthaus vorbeikämen, wie neulich am Nach¬
kundigen.“
den linken Arm gewahrt blieb, fuhr er vom Hause weg. Seine
mittag, da würde die Sabine Sie von der Veranda aus
flüchtig vor,
Absicht war es, den Wagen in der Nähe des Forsthauses halten
grüßen oder anrufen, und Herr Doktor kämen heran — und
ren Badeort
zu lassen; aber viel früher schon, bald nachdem er das Bereich
— und dann müßte man eben weitersehen.“
bisher niem
Der Doktor fühlte sich bis in die Stirn rot werden. Und der Villen verlassen hatte, sah er zu seiner angenehmen Ueber¬
mit dem Löffel in der leeren Tasse rührend, sagte er: „Zum raschung auf dem schmalen Wiesenpfad, der sich längs der
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29. Doktor Graesler
Lenterrdestel, Sastarzt
Nr. 83.
Berliner Tageblatt.
Donnerstag, den 15. Februar 1917.
de nechmal
Ausgesallene Schnellzüge. Außer der bereits mit
Leipziger
Seersung der Aehtincget Reltste
ab
geteilten Schnellzugseinschränkung fallen von jetzt
gesprochen
noch eine Reihe von Schnell= und Eilzügen aus, und
Hamster
Der Kaiser hat dem deutschen Botschafter in Wien, Graf
zwar die Schnellzüge: D 32 Berlin—Stuttgart (Anhalter
sind die Aufn
Wedel, das Eiserne Kreuz am weiß=schwarzen Bande verliehen.
Bahnhof ab 8 Uhr 5 Minuten vormittags), D 33 Stuttgart—Berlin
einer Anklage
Neuregelung des Viehhandels in Berlin. Dem Branden¬
(Anhalter Bahnhof an 11 Uhr 17 Minuten nachmittags), D 164 Berlin—
Fleisch= Un
Leipzig (Anhalter Bahnhof ab 6 Uhr 22 Minuten nachmittags), D 47
burg=Berliner Viehhandelsverband ist, wie bereits mitgeteilt, die
men
Die
2 6 Pfund
Leipzig—Berlin (Anhalter Bahnhof an 8 Uhr 4 Minuten nachmittags).
Durchführung der Aufsicht über den Handel mit Nutz= und Zuchtvieh
Wurst und
übertragen. Nach den neuen, jetzt im „Reichsanzeiger“ veröffent¬
ID 53 Berlin—Posen (Friedrichstraße ab 2 Uhr 7 Minuten nach¬
Eines Tages
lichten Bestimmungen ist jeder Handel mit Schlacht=, Nutz= und Zucht¬
mittags), D 54 Posen—Berlin (Friedrichstraße an 2 Uhr 51 Minuten
in großes In
vieh auf sämtlichen Bahnhöfen und Verladerampen
nachmittags), D 4 Berlin—Köln (Friedrichstraße ab 11 Uhr 11 Mi¬
bei näherer
nuten vormittags), D 21 Köln—Berlin (Friedrichstraße an 4 Uhr
der Stadt Berlin und der Provinz Brandenburg verboten.
seinem Funds
10 Minuten nachmittags); ferner die Eilzüge: 18 Berlin—Han¬
Es ist ferner angeordnet worden, daß jeder Käufer von Rindern,
Schätze zu be
nover (Friedrichstraße ab 7 Uhr 52 Minuten nachmittags), 17 Han¬
Kälbern, Schweinen und Ferkeln eine polizeiliche Bescheini¬
der Wagner,
nover—Berlin (Friedrichstraße an 11 Uhr 57 Minuten vormittags),
gung zum Zwecke des persönlichen Ausweises dem Verkäufer und
daß Speck,
D 3 Altona—Berlin (Lehrter Bahnhof an 1 Uhr 33 Minuten
war gleichwo
dem zuständigen Beamten vorzulegen hat, aus der hervorgeht, daß
wurde gegen
nachmittags), D 11 Lehrter Bahnhof an 12 Uhr 57 Minuten nachts),
das anzukaufende Tier nur zu Zucht=, Nutz= und Mastzwecken ver¬
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Landstraße
Spazierengehen reicht ja meine Zeit leider nicht sehr oft. Aller¬
men. Er
dings neulich einmal, ach ja, da bin ich wohl recht nah am
Doktor Gräsler, Badearzt
Wagen und
Forsthaus vorbeigekommen.“ Er wagte nun aufzuschauen
Hand.
und sah zu seiner Beruhigung den Blick des Knaben völlig
Erzählung
„Wir mü
harmlos auf sich gerichtet. In geschäftsmäßigem Ton fuhr er
[Nachdruck verboten.]
bon
(4. Fortsetzung.]
Sabine leicht
fort. „Wenn es nicht anders zu machen ist, so will ich denn
Arthur Schnitzler.
Vater zu Ha
freilich, mit einem Gespräch auf der
Ihren Vorschlag
—
wohl nicht
Veranda wird wenig getan sein. Ohne gründliche Unter¬
Dr. Gräsler atmete auf.: „Was fehlt ihm? Hoffentlich
böse.“ Der
suchung läßt sich ja doch nichts sagen.“
nichts Ernstes.“
gezeigt, es ge
„Selbstverständlich, Herr Doktor, wir hoffen daß der Vater
„Ja, wenn man das wüßte, Herr Doktor. Er hat sich so
tut ja nichts
sich allmählich auch dazu entschließen wird. Aber wenn Sie
sehr verändert in der letzten Zeit. Es muß vielleicht gar keine
gelte es eine
ihn zuerst nur einmal sehen würden! Herr Doktor haben ja
wirkliche Krankheit sein. Er ist nämlich schon zweiundfünfzig
treffen; dann
so viel Erfahrung. Vielleicht könnten Sie's ermöglichen, Herr
Jahre alt.“
und ihren
Doktor, dieser Tage einmal nach Ihrer Ordination, am
Der Doktor runzelte unwillkürlich die Stirn. Etwas kühl
Rüge erwart
liebsten freilich wäre es uns schon heute —
fragte er: „Also welche Erscheinungen geben Ihnen denn An¬
ein weißes
Heute — wiederholte Gräsler bei sich — heute schon könnte
laß zu Besorgnis?“
einem losen
sie wiedersehen. Wie wunderbar. Aber er schwieg,
„In der letzten Zeit, Herr Doktor, hat der Vater Schwindel¬
sah viel jüng
blätterte in seinem Notizbuch, schüttelte den Kopf, schien vor
anfälle, und gestern abend, wie er vom Sessel hat aufstehen
„Und an
unüberwindlichen Schwierigkeiten zu stehen, bis er plötzlich
wollen, ist er beinahe hingefallen und hat sich nur mühselig
beinahe vorn
einen Bleistift nahm, entschlossen irgend etwas ausstrich, was
am Tischrand festgehalten. Und dann, wenn er sein Glas
gekommen!
gar nicht dastand, und auf die nächste Seite da ihm dieses
nimmt, um zu trinten, das merken wir schon lange, zittern ihm
„Herr Do
Wort eben zuerst einfiel, „Sabine“ schrieb. Und er entschied
die Hände.“
möchte doch
sich freundlich, aber kühl: „Also schön, sagen wir denn: heute
„Hm.“ Der Doktor sah von seiner Tasse auf. „Ihr Herr
nisses, au
zwischen halb sechs und sechs. Ist Ihnen das recht?“
Vater nimmt sein Glas wohl ziemlich oft in die Hand, und
Besuch selb
„O, Herr Doktor.
wahrscheinlich ist nicht immer Wasser drin?“
Der Dokt
Gräsler erhob sich, wehrte die Dankbezeugungen des Knaben
Der Junge sah zu Boden. „Es kann freilich auch ein
mein Fräule
ab, gab ihm Empfehlungen an Mutter und Schwester mit
wenig damit zusammenhängen, meint Sabine. Und dann
wäre, von e
und reichte ihm zum Abschied die Hand. Er trat dann vom
raucht der Vater auch den ganzen Tag.“
sein. Vielme
Balkon in sein Zimmer und sah vom Fenster aus, wie der
„Nun, mein lieber, junger Herr, Alterserscheinungen müssen
verschworene
junge Schleheim mit seinem Rad aus dem Hausflur kam, die
das ja eben nicht sein. Also, der Herr Papa wünscht meinen
„Wenn
Kappe fester in die Stirn drückte, sich flink und geschickt auf¬
Besuch?“ fügte er höflich hinzu.
Sabine, „so
schwang und bald um die nächste Ecke verschwunden war.
„So einfach ist das leider nicht, Herr Doktor. Der Vater
Dr. Gräs
Wäre ich nur um zehn Jahre jünger, dachte der Doktor, so
dürfte gar nicht wissen, daß Sie seinetwegen kommen, er hat
dies meine A
könnte ich mir einbilden, das Ganze sei nichts als ein Vor¬
nie was von einem Doktor hören wollen. Und Sabine meint,
Und vielleich
wand des Fräuleins Sabine, mich wiederzusehen. Und er
ob man es nicht auf einen Zufall hinausspielen könnte.“
den Wagen
seufzte leise.
„Auf einen Zufall?“
Und wenn
Bald nach fünf Uhr, in einem ziemlich lichten grauen An¬
„Zum Beispiel, wenn Herr Doktor nächstens einmal
dieser Gelege
zug, dessen Trauercharakter im übrigen durch den Flor um
wieder am Forsthaus vorbeikämen, wie neulich am Nach¬
kundigen.“
den linken Arm gewahrt blieb, fuhr er vom Hause weg. Seine
mittag, da würde die Sabine Sie von der Veranda aus
flüchtig vor,
Absicht war es, den Wagen in der Nähe des Forsthauses halten
grüßen oder anrufen, und Herr Doktor kämen heran — und
ren Badeort
zu lassen; aber viel früher schon, bald nachdem er das Bereich
— und dann müßte man eben weitersehen.“
bisher niem
Der Doktor fühlte sich bis in die Stirn rot werden. Und der Villen verlassen hatte, sah er zu seiner angenehmen Ueber¬
mit dem Löffel in der leeren Tasse rührend, sagte er: „Zum raschung auf dem schmalen Wiesenpfad, der sich längs der