I, Erzählende Schriften 29, Doktor Gräsler, Badearzt, Seite 11

Badearzt
29. Doktor Graesler
box 4/6
Lender ardesten Baasaide
Nr. 85.
Berliner Tageblatt.
Freitag, den 16. Februar 1917.
enenenen ene ereen ee ellichen ven wrnege haben Rnch als d
M
verständigen festgelegt und bieten den Scuhmachern ausreichenden
daß etwas unrentabel gewirtschaftet würde. In allerletzter Zeit sind
werden müssen.
Verdienst. Einer Weigerung der Schuhmacher, zu den Richtpreisen
#allein von einer einzigen Heimstätte für 1650 Mark drei
gungsanlage
zu arbeiten, werde die Behörde mit entsprechenden Mitteln zu be¬
Zentner Schokolade gekauft worden, woran die Heimstätte
französischen Luftf
gegnen wissen.
jahrelang zu knabbern hätte, ferner kaufte die Heimstätte viele
russischer Fe
Tonnen Bratheringe so viel, daß man nicht wußte,
Ziehung der Wohlfahrtsgeldlotterie. Am gestrigen letz¬
fangreichsten Trop
wohin damit; auch Sauerkohl ist in außergewöhnlich
ten Ziehungstage der Wohlfahrtsgeldlotterie wurden noch
Ganz besonder
folgende größere Gewinne gezogen: 5000 Mark auf Nr. 259 028,
großen Posten gekauft worden. Das seien unnötige Aus¬
Knaben im Alter
je 1000 Mark auf Nr. 110 281, 194 706 und 286 649.
gaben, durch die die Unterhaltungskosten erhöht würden. Stadtrat
ein beredtes Zeug
Neue Räume der Zentraleinkaufsgesellschaft. Der Aktien¬
Kalisch trat den Ausführungen entgegen. Die Insassen der
legen. Früher spi
bauverein Unter den Linden in Berlin hat vom 1. Oktober d. J. ab
städtischen Heimstätten müßten gut verpflegt werden. Durch
bahnen. Jetzt in
die freiwerdenden Räume des Hotels Lindenhof an die Zen¬
die allgemeine Teuerung sei auch der Betrieb der Heimstätten sehr
wichtig, daß die
traleinkaufsgesellschaft vermietet.
in Mitleidenschaft gezogen worden. Nach kurzer Erörterung
licher Arbeit dies
nahm die Stadtverordnetenversammlung die Vorlage des Magi¬
Wegen Uebertretung der Bezugsscheinvorschriften sind
System vertraut
strats an.
die in Berlin, Beusselstraße, und in Charlottenburg, Tau¬
Die große Anz
Die geplante Großmarkthalle für Obst=, Gemüse= und
roggener Straße, gelegenen Geschäfte der Firma M. G.,
der Ausstellung z
Räucherwaren an der Beusselstraße muß zum Teil auf Charlotten¬
wie uns der Magistrat der Stadt Charlottenburg mitteilt,
auf
Flieger in Feind
burger Gebiet erbaut werden. Mit der Gemeinde Charlottenburg
Antrag der Reichsbekleidungsstelle geschlossen worden. Die
unserer Komben
soll ein Vertrag abgeschlossen werden, der die Bedingungen festsetzt,
Inhaberin der Firma hatte in einer großen Anzahl von Fällen die
lichkeit unseres ##
20
entrindeten Baumstamm; Dr. Eräsler aber, der seinen lichten
gemacht hätten,
Anzug keinerlei Fährlichkeiten aussetzen wollte, blieb stehen,
der reizvollsten
Doktor Gräsler, Badearzt
erzählte von seinen Reisen weiter, seine Stimme, sonst trotz
Badestädtchens
häufigen Räusperns etwas belegt, erklang ihm selbst mit einer
an dem Herrn d
Erzählung
neuen oder ihm wenigstens fremd gewordenen Weichheit, und
zustellen, vermoch
bon
(5. Fortsetzung.]
[Nachbruck verboten.]
er fand sich mit einer Teilnahme angehört, deren er lange schon
zu entdecken als
Arthur Schnitzler.
entwöhnt war. Am Ende erbot er sich, die Geschwister heim¬
wiederkehrendes
zubegleiten, so daß der Vater, wenn er schon zu Hause wäre,
Als Sabine das
„Der Mutter geht's ausgezeichnet“, sagte Sabine. „Aber
ohne weiteres an eine zufällige Begegnung glauben könnte, wo¬
verabschieden, d
wenn Sie den Abend schon verloren geben, Herr Doktor, wie
durch dann die Bekanntschaft in der harmlosesten Weise ein¬
würdigkeit, ließ
wär's“ — und sie sah mit einem flüchtigen Blick zu ihrem
geleitet sei. Sabine nickte in einer kurzen, ihr ganz eigenen
Eltern und Kin
Bruder — „wenn wir den Herrn Doktor unsern Wald zeigten,
Art, was dem Doktor eine entschiedenere Justimmung er¬
Karl?“
holzgetäfelten D
schien, als Worte bedeutet hätten. Auf dem sich leicht bergab
Er sprach von de
„Ihren Wald?“
senkenden, immer breiter werdenden Waldwege war es nun
saal und wandte
„Wir heißen ihn so,“ sagte Karl. „Er gehört wirklich uns
hauptsächlich Karl, der die Unterhaltung führte und Reise=,
lei Veranstaltung
allein. Von den Kurgästen kommt keiner so weit. Da gibt es
ja, Entdeckungspläne entwickelte, in deren kindlicher Abenteuer¬
„In den letz
wunderschöne Partien. Manche wie im Urwald.“
lichkeit Nachklänge kürzlich gelesener Jugendschriften nicht zu
„Früher, als ich
Sowas muß man sich natürlich ansehen, sagte der Doktor.
verkennen waren. Früher, als der Doktor erwartet hatte,
Lächeln des Dokt
„Ich nehme dankbar an.“
stand man vor dem Gartenzaun, und zwischen den hohen
ihm schien, nicht
Der Wagen wurde für alle Fälle in die Nähe des Forst¬
Tannen in verdämmerndem Weiß schimmerte die Rückseite des
siebenundzwanzig
Forsthauses mit ihren sechs schmalen, gleichförmigen Fenstern.
hauses dirigiert, und Dr. Gräsler, von den Geschwistern ge¬
Der Vater wi
Auf dem zertretenen Rasen zwischen Haus und Zaun, roh ge¬
leitet, schlug einen Feldweg ein, der ganz schmal, so daß eines
lichen Verhältni
sich hinter dem anderen halten mußte, zuerst zwischen manns¬
zimmert, stand ein länglicher Tisch mit Bank und Sesseln. Da
haftigkeit vom
hohen Aehren, dann über Wiesengrund in den Wald hinein¬
Karl vorausgelaufen war, um Nachschau zu halten, blieb der
Weltlebens zu r
führte.
Doktor eine Weile mit Sabine allein unter den Tannen stehen.
war zu entnehm
Sie sahen einander an, der Doktor lächelte etwas verlegen; da
Der Doktor sprach davon, daß er schon sechs Jahr all¬
und diese Laufba
Sabine ernst blieb, bemerkte er, die Blicke langsam nach ver¬
gegeben hatte.
sommerlich hierherkäme und die Gegend eigentlich doch nicht
schiedenen Seiten wendend: „Welch ein Friede hier," und
Künstlern, an de
recht kenne. Dies aber sei nun einmal sein Los. Schon als
räusperte leise. Karl erschien an einem offenen Fenster und
Lloydarzt habe er meistens nur die Ufer kennengelernt, besten¬
hochgeschätzt un
winkte lebhaft. Der Doktor verlieh seinem Antlitz beruflichen
falls die Hafenstädte und deren nächste Umgebung; tiefer ins
handelt hatten,
Ernst und folgte Sabine durch den Garten auf die Veranda,
band zu streifen, habe der Dienst beinahe immer verwehrt. Da
mußte, leerte er
wo der Förster und seine Frau sich eben von dem Sohn die
Karl durch wiederholte Fragen sein Interesse für ferne Gegen¬
plötzlich ermüdet
Geschichte der nachmittägigen Begegnung berichten ließen.
den und Seereisen kundgab, nannte der Doktor aufs Gerate¬
brauchten und al
Gräsler, durch die falsche Bezeichnung Förster noch immer
wohl die Namen mancher Küstenorte, in die oder an denen
an der Zeit, sich
irre gemacht hatte erwartet, sich einem langbärtigen, derben
Die Geschwist
vorüber sein Beruf ihn vor Jahren geführt hatte; und daß er
Mann im Jägeranzug mit der Tabakspfeife im Mund gegen¬
ten sich ängstlich
als eine Art von Weltfahrer gelten durfte, gab seiner Rede
überzusehen und war nun verwundert, als ihn ein schlanker,
gewonnen hätte.
eine Lebhaftigkeit und Laune die ihm sonst nicht immer zu
glattrasierter Herr mit schwarzem, eben erst ergrauendem,
trauen wollte, ei
Gebote standen. Von einer Lichtung aus eröffnete sich ein an¬
sorgfältig gescheiteltem Haar freundlich, aber mit einer irgend¬
die Erwartung a
mutiger Ausblick nach dem Städtchen, von wo das gläserne
noch zu einer ord
wie theatralisch wirkenden Vornehmheit begrüßte. Dr.
Dach der Trinkhalle in der Abendsonne heraufglitzerte Man
Gräsler begann damit, den schönen Wald zu preisen, mit] ohne die er als
beschloß, eine Weile zu rasten. Karl streckte sich der Länge
nach ins Gras hin, Sabine setzte sich auf einen abgehauenen, dessen ganzer Herrlichkeit ihn erst Karl und Sabine bekannt= aussagen könnte.