I, Erzählende Schriften 29, Doktor Gräsler, Badearzt, Seite 13

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Badearzt
Graesler
29. Doktor
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Nr. 87.
Berliner Tageblatt.
Sonnabeid, den 17. Februar 1917.
en A
Ortet in Die 3e
Krundschreiben der Großen Berliner Straßenbahn diese Einschrän= das durch die Entzündung von Oel entstanden ist. Mehrere mit
kung nur sehr bedingt macht. Dadurch kann der Maßnahme viel
Heizöl gefüllte Fässer gerieten in Brand, doch gelang es der Fabrik¬
von ihrer Schärfe genommen werden. Trotzdem muß man sich
Schiffma
feuerwehr schnell, das Feuer zu ersticken. Der Schaden ist unbe¬
darüber klar sein, daß sie de kacto bereits den ersten Schritt
deutend. Personen sind nicht zu Schaden gekommen.
Der Prozeß Schi
zur Einführung der weiblichen Dienstpflicht dar¬
Gleichwohl wird es
Selbstmord eines 13jährigen Schülers. Der Selbstmord
stellt, und man darf annehmen, daß andere Betriebe sehr bald
zu Ende geführt w
eines Dreizehnjährigen wird aus Neukölln gemeldet. Der
einen ähnlichen Weg beschreiten werden, um sich genügend weib¬
wurde vom Vorsitze
Schüler S. aus der Wichmannstraße hatte in Abwesenheit der Eltern
liche Kräfte zu sichern.
manns, den Staatsa
deren und seiner Geschwister Brot aufgegessen. Aus Furcht,
nehmen, der Oberst
dafür gezüchtigt zu werden, erhängte er sich gestern in der Küche.
Der Verkehr auf der Großen Berliner Straßenbahn wird
Vernehmung versa
Als die Eltern ihn auffanden, war er schon tot.
in letzter Zeit noch dadurch erschwert, daß in vielen Fällen die Motor¬
sichtlich dieser Antra
wagen versagen, auf der Strecke stecken bleiben oder aber, zum großen
Drei Wochen tot in der Wohnung gelegen hat die 24 Jahre
um den Staatsanwa
Verdruß der Fahrgäste, ihre Fahrt abkürzen und in den nächst¬
alte Straßenbahnschaffnerin Berta Korsch, die für sich allein in
gang des Prozesses z
gelegenen Straßenbahnhof fahren müssen Auch die Hochbahnwagen
Neukölln, Goethestraße 9, wohnte. Sie hatte seit dem 22. Januar
erkennen, daß ihm
haben wiederholt ähnliche Störungen erlitten. Das Kriegsamt hat
ihre Wohnung nicht mehr verlassen. Gestern wurde sie von ihrer
und Wege habe, mit
sich nun mit den Ursachen dieser Betriebsstörungen beschäftigt. Eine
Schwester tot im Bett liegend aufgefunden. Sie hatte nach dem
Der Vorsitzende v
genaue Untersuchung hat ergeben, daß das Wagenmaterial durch
polizeilichen Befund am Abend des 22. Januar zum Schutz gegen die
manns, der von neu

D
zu den Seinen oder in innerem Reichtum kaum genügenden
Wahrscheinlichkeitn
Ersatz zu finden vermochte. Daß er sich mit iemandem ein¬
werde, ein Zwang
Doktor Gräsler, Badearzt
mal gründlich aussprechen durfte, tat ihm sichtlich wohl. Und
ja an meinem Ber
so nahm er es gern an, als der Doktor, der erklärte, ihn
Sabine schien d
Erzählung
überhaupt nicht als Patienten betrachten zu können, scherz¬
Kopfes ihr Verstän
(6. Fortsetzung.]
von
(Nachdruck verboten.]
haft gewandt um die Erlaubnis ersuchte, bei g legentlichen
wollen. Im übrige
Arthur Schnitzler.
Spaziergängen im Forsthaus einsprechen und dort mit ihm
Heilanstalt gut unt
plaudern zu dürfen.
viel ertragsfähiger,
„Findest du nicht,“ wandte sich nun Karl an seine
Als er nächsten Sonntag vormittag von dieser Erlaubnis
und nachlässig gewo
Schwester, „daß der Vater schon lange nicht so gesprächig war
Gebrauch machte, traf er den Sänger vorerst allein an, der
Auch sprach sie die
als heute abend?“
ihm sofort mitteilte, daß er es doch für klüger gehalten habe,
samkeit an einer H#
„Das ist wohl wahr,“ bestätigte Sabine und zu Dr. Gräsler
die „Familie“ wie er sich immer zusammenfassend ausdrückte,
sein müßte, weil n
gewendet mit einem dankbaren Blick, „Sie sind ihm gleich
von der stattgehabten Untersuchung und von deren günstigem
dauernden Beziehun
sympathisch gewesen — man hat es deutlich merken können.“
Ausgang zu unterrichten, schon um die besorgten Mienen, die
auch die Gelegenhei
Mit einer bescheidenen Hanobewegung wehrte der Doktor
ihm widerwärtig seien nicht mehr sehen und das langweilige
stets kontrollierbare
ab, versprach auf der Geschwister Bitte, in den nächsten Tagen
Gerede, das ihn zur Verzweiflung bringe, nicht mehr hören
„Das hat freilich
seinen Besuch zu wiederholen und stieg ein. Die Geschwister
zu müssen. Als der Arzt daraufhin die freilich übertriebene,
jener Zurückhaltung
blieben beide noch eine Weile am Straßenrande stehen und
aber dabei doch rührende Besorgnis der Kinder zu rühmen sich
Kreise für angemess
schauten dem Wagen nach. Unter einem kühlen Sternen¬
anschickte, stimmte der Vater leicht zu und erklärte, an ihnen
sie bemerkte rasch un
himmel fuhr der Doktor nach Hause. Sabinens Vertrauen
überhaupt nichts anderes aussetzen zu wollen. als daß
Zeitlang in Berlin
erfüllte ihn mit Befriedigung, und mit einer um so süßeren,
eben gar so gute und brave Menschen seien. „Darum“ setzte
„Wahrhaftig,“
als er vermuten durfte, es nicht allein seinen ärztlichen
er hinzu, „werden sie beibe nicht viel vom Leben haben, wahr¬
wie er sich dieser E
Fähigkeiten zu verdanken. Es war ihm wohl bewußt, daß
scheinlich werden sie es nicht einmal kennen lernen.“ Und in
er bemerkte allgeme
er, insbesondere in den letzten Jahren, müder und gleich¬
seinem Auge schimmerte eine blasse Erinnerung von fernen
düster und schwer!
gültiger geworden, seinen Kranken gegenüber es oft genug an
und verruchten Abenteuern.
wieder nach Hause
wahrer menschlicher Teilnahme hatle fehlen lassen, und nach
Sie hatten nur eine kurze Weile auf der Bank vor der
Sabine schwieg,
langer Zeit ging ihm heute wieder einmal die ganze ernste
Eingangstür gesessen, als die übrigen Mitglieder der Familie
ler aber ahnte, daß
Schönheit eines Berufes auf, den er in verflossenen Jugend¬
Schleheim herankamen, alle etwas sonntagsmäßig angetan
war, wo das besch
jahren zwar mit Ueberzeugung erwählt, dessen er sich aber
und gerade dadurch kleinbürgerlicher anzusehen als sonst.
borgen liegen mochte
gewiß nicht stets auf gleiche Weise innerlich wert erwiesen
Sabine, die sich dessen bewußt zu sein schien, nahm gleich den
Nach dem Essen
hatte.
bewimpelten Hut herunter und strich sich dann wie beruhigt
Garten wie auf sein
IV.
über ihre schlichte Frisur.
aufgefordert, mitzut
Der Doktor wurde über Mittag hiergehalten; das Gespräch
Als Dr. Gräsler am nächsten Tag die Tür zu seinem
einem bequemen S#
bei Tische hielt sich durchaus an der Oberfläche der Dinge,
Wartezimmer öffnete, sah er zu seiner Verwunderung unter
der mitgenommenen
I und als die Rede darauf kam, daß der Leiter einer dem Bade¬
anderen Patienten Herrn Schleheim sitzen, der als Erst¬
war das Spiel har
städtchen ganz nahe gelegenen Heilanstalt sich mit Rücktritts¬
erschienener dem Arzt sofort in den Sprechraum folgte. Der
erinnerte sich gewissch
absichten trage. fragte die Mutter den Gast beiläufig, ob ihn
Sänger stellte vorerst die Forderung, daß die Familie niemals
aus den verganges
denn eine solche Stellung nicht lockte, wo ihm vielleicht Ge¬
von seinem Besuch erfahren dürfte und war nach erhaltenem
Schwester Seite, er
legenheit geboten würde seine berühmten Hungerkuren syste¬
Versprechen ohne weiteres bereit seine Beschwerden vorzu¬
seines Lebens wunde
matisch anzuwenden. Nachdem Gräsler den Scherz tchelnd
tragen und sich einer Untersuchung zu unterziehen. Dr.
Zerstreutheit gewah
Gräsler vermochte kein ernstliches körperliches Leiden zu ent¬
abgewehrt hatte, bemerkte er, daß er sich zu einer Stellung
oder gar durch eine
solcher Art bisher niemals habe entschließen können. „Ich
decken, doch war eine tiefere seelische Verstimmung unverkenn¬
kann auf das Bewußtsein meiner Freiheit nicht verzichten.“ die Steine weiter an
bar wir #e bei einem Mann nicht überraschend erschien, der
lichkeit sich zu einer
gezwungen war, einen äußerlich sagte er, „und wenn ich
in seinen esten Jahren
# ein halbes Dutzend Mal
glänzenden Beruf aufzugeben, für den er in Häuslichkeit, Liebe hintereinander da unten im Ort praktiziert habe, und aller!
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