I, Erzählende Schriften 29, Doktor Gräsler, Badearzt, Seite 22

29. Doktor Graesler
Badearzt
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gentererdester, badcarzr
1. Beiblatt.
Druck und Verlag von Rudolf Mosse in Berlin.
Berliner Tageblatt.
1017.

Beörniiche Geschafte eines Ledersdorikanten
an Beamtenversonal, mit denen die Postämter jetzt zu kämpfen haben,
Phonographen auf,
ist es für unsere auswärtigen Bezieher dringend ratsam,
Freisprechung von der Anklage des Betrugeo
Auch dies wurde protokol¬
die Abonnementsbestellung auf das „Berliner Tageblatt“ für den
Angeklagten: „Ich komme nicht
gegen die Kriegsledergesellschaft.
Monat März schleunigst zu vollziehen, da sonst eine längere
Verschleppung dienen sollen.
[Unterbrechung in der Zuttellung zu befürchten ist.
kren Protokollierung protestierte
Eine Angelegenheit, die bereits im Reichstage zu Erörte¬
: der Vorsihende bedeutete ihn
rungen Veranlassung gegeben hat, kam gestern vor der 7. Straf¬
Feuer bei der Paketfah##. Gestern abend kurz vor 6½ Uhr
figung beantragen könne. — Bei
kammer des Landgerichis 1 zur Verhandlung. Die Anklage richtete
wurde die Feuerwehr nach der Brandenburgstraße 22 ge¬
Sachverständigen, erklärte
sich gegen den Lederfabrikanten Karl Potthoff. Nach dem in
rufen, wo in eitem Lagerraum der Paketfahrt ein größeres
riedigt.
Angekl.: Für
öffentlicher Sitzung vorgetragenen Eröffnungsbeschluß wurde der
Feuer ausgebrochen war. Bei Ankunft der Löschzüge 1, 8 und 11
Aber für das Gericht
Angeklagte, der von Instizrat Mankewitz und Rechtsanwalt Dr.
standeti Kisten, Sveditionsgüter, Türen, Fenster. Teile der Schaldecke
Eklagter: Für Sie ist ja
Alsberg verteidigt wurde beichuldigt, in den Jahren 1914 und
und Torwege in hellen Flammen. Brandinspektor Senbold ließ
ie wär ja allesschon im
1915 die Kriegsleder=Aktiengesellschaft durch Vor¬
angesichts der bedrohlichen Sitnation sofort aus drei Schlattchleitun¬
Alexander: Es werden
spiegelung falscher Tatsachen um etwa 700 000 Mark ge
gen Wasser geben, wodurch es gelang, den Brand innerhalb einer
klagten festgelegt. Ich wieder¬
haben. Als Zeugen waren geladen Staats¬
schädi
halben Stunde zu ersticken. Die vollständige Ablöschung der Brand¬
g des Gerichtsarztes, denn der
minister Moeller Direktor Max Haarhaus, Prokurist
stelle mit den Aufräumungsarbeiten zog sich ober bis in die späten
in einem krankhaften Körper¬
Fritz Krüger, Fabxikbesitzer Hammerstein und als Sach¬
Abendstunden hin. Die Ursache des Feuers konnte nicht ermittelt
istande gerecht zu werden. — werden. — Außerdem hatte die Feuerwehr gestern in der Görlitzer
verständiger Direkfor Dr. Altenrat von der Kriegsleder=Aktien¬
esüseregmngenemchhte
scn mmen
Seuarrakiinagerraratneresteinasträstenteiseeurnermtemtensttinsnmdem Vrn
Ihnen nur gestebe das gefällt mir schon lang. Nochi iger
mitbringen im nächsten Jahr, irgendeine schöne Fremde aus
als der künftige Direktor. Die Lage und die Parkanlage ###d
Lanzarote, eine Amerikanerin oder eine. Anstralierin, aber eine
er, Badearzt
echte — es bleibi jedensalls dabei, daß ich die Bauarbeiten in
ja wundervoll Es ist ein Jammer, wie der Dr. Frank es hat
verkommen loßen. Uebrigens war es auch ein Lehler, daß in
der Anstalt überwache falls es mit dieser Sache ernft wird.
Denn das sind ja zwei Dinge, die im Grunde gar nichts mit¬
der letzten Zeit alle möglichen Kranken dort Susgenommen
[Nachbruck verboten.]
einander zu tun haben. Aber niun wird es doch wohl endlich
worden sind, die gar nicht hineingehören. Ich glaube, man
nitzter.
müßte es wieder ausschließlich für Nervenleidenbe einrichten,
genug sein. Recht neugierig bin ich jo ob ich Ihnen das Bries¬
reund sy in der Nacht alles
selbstverständlich mit Ausschluß der wirklichene Geistesstörun¬
chen morgen früh schicken werde? Was glauben S.4 Nun
denkt, daß man den Brief
leben Sie wohl.
Ich bin Ihnen
Auf Wiedersehen!
gen. Aber wohin gerate ich noch? Damit hat's wohl noch
muß. Aber nicht wahr,
Zeit, mindestens bis morgen für alle Fälle, auch wenn wir
aut und bleibe, wie immer es werden mag, Ihre Freundin
keinen Sinin, wenn ich
Sabiné.“
verstehen sollten. Und
uns im übrigen nicht ganz
n durch den Kopf geht.
Sie
Ihre Reisezeit könnten
dazu be¬
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Dr. Gräsler saß lange über diesem Bries. Er las ihn ein
mir. Vielleicht eben
nützen, um in Berlin und in anderen großen Städten
zweites und ein drites Mal und wuße noch immer nicht recht,
war. Er gehörte zu den
für die Anstalt Propaganda zu machen. Uebrigens
ob ihn das, was drin stand froh oder traurig machte. Dies
n der Art die all das Elend,
bin ich auch noch von meiner Krankeuplegezeit her mit einigen
also war klar: Sabine war bereit, seine Frau zu werden. Sie
dürchleiden. So war ihm
Berliner Professoren bekannt, vielleicht erinnern die sich warf sich ihm sogar an den Hals, wie sie selbst schrieb. Aber
hätte er den Mut nehmen
meiner. Nun ich sehe, wie Sie lächeln. Ich muß es wohl zugreich erklärte sie, daß es nicht Liebe war, was sie für ihn
hätte es ihn schon gelehrt
hinnehmen. So ein Brief ist ja keine ganz gewöhnliche Sache. verspürte. Dazu sah sis ihn wohl auch mit allzu hellsichtigen.
wohl zu. Aber es hat eben
Das weiß ich wohl. Böshafte Menschen könnten sich irgend
man konnte wohl sagen kritischen Augen an. Sie hatte es
Ihnen auch sein Bild zeigen.
etwas denken, von an den Hals wersen oder dergleichen. Aber
richtig herausgebracht, daß er ein Pedant war, eitel, kühl, un¬
Das von dem andern, von
Sie sind kein boshafter Mensch und fassen den Brief so auf,
entschlossen lauter Eigenschaften, deren Vorhandenseitt er ja
kehr. Ich hatte es übrigens
wie er geschrieben ist. Ich habe Sie lieb, mein Freund, nicht
nicht bestreiten wollte, die Fräulein Sabine aber weniger an
iner Künsthandlung gekäuft,
so, wie es in Romanen steht, aber doch so recht von Herzen!
ihm bemerkt und kaum betont hätte, wenn er um zehn bis
Was ich Ihnen wohl noch
Und ein wenig kommt wohl auch dazu, daß es mir so leid tut,
fünfzehn Jahre jünger gewesen wäre. Und er fragte sich so¬
iternacht voreber. Da sitz
wie allein Sie in der Welt herumziehen. Es ist wahrhaftig
gleich: Wenn ihr alle seine Fehler schon aus der Ferne nicht
nd habe gar keine Lust, fertig
ganz gut möglich, daß ich diesen Brief niemals geschrieben entgangen waren, und wenn sie schon in ihrem Briefe nicht
den Vater immer unten auf
hätte, wenn Ihre gute Schwester noch lebte. Sie war gut, ich vergaß sie ihm anzustreichen, wie sollte das erst später werden,
er so unruhige Nächte. Wir
weiß es. Und vielleicht hab ich Sie auch lieb, weil ich Sie als in täglicher naher Gemeinschaft, die gewiß auch noch manche
hn gekümmert in der letzten
Arzt schätze. Ja das tue ich. Man könnte Sie wohl manchmal
andere seiner Mängel für sie zutage bringen würde? Da mußte
Mün, das soll wieder anders
ein wenig kühl finden. Aber das ist wohl nur Ihre Art sich
man sich tüchtig zusammennehmen um sich zu behaupten.
ich noch etwas hierhersetzen,
zu geben, in Wirklichkeit sind Sie gewiß teilnehmend und gut.
Immer auf der Hut sein, gewissermaßen Komödie spielett, was
müssen es nehmen, wie es
Und das Wesentliche ist, man hat sofort Vertauen zu Ihnen,
in seinem Alter gewiß nichts sonderlich Leichtes war jn bei¬
ämlich, wegen des Sana¬
wie es sich ja bei Mutter und Vater gezeigt hat, und damit,
nahe so schwer, als es sein mochte, aus einem etwas gräm¬
he Summe nicht so
ohne
mein lieber Herr Dr. Gräsler, hat es doch wohl überhaupt an¬
lichen, pedantischen, bequem gewordenen alten Junngésellen
er stehe Ihnen gerne
gefangen. Und wenn Sie morgen kommen, — ich will's Ihnen
ein liebenswürdiger, galanter jünger Ehemann zu werden. Im
ich, überhaupt bereit,
nicht schwer machen — da müssen Sie nur so lächeln oder mir
Anfang freilich, da würde es u. gehen. Denn sie hatte ia ge¬
eiligen Und da wir gerade
wieder die Hand küsfen, so wie heute abend beim Abschied, dann
wiß viel Sympatkie für ihn. sogar irgend eine man kbunte
nSie so ungefähr verstehen,
werde ich schon wissen. Und wenn es anders sein sollte, als ich
es nun einmal nicht anders ausdrücken, eine Art von mütter¬
mache es Ihnen wohl nicht
es mir einbilde, so sagen Sie mir's eben gerade heraus. Das licher Zärtlichkeit. Aber wie lange würde das vorhalten?
Finoncen und auch die Reisen
Nicht lange. Keineswegs länger, als bis eben wieder ein dä¬
können Sie ruhig tun. Dann werde ich Ihnen die Hand!
rwalterin empfehle ich mich
monischer Sänger oder ein düsterer junger Arzt oder sontst eine
reichen, und mir denken es waren schöne Stünden heuer im
nd wäre es nicht wirklich Sommer; man muß nicht nleich unbescheiden sein und Frau
verführerische männliche Erscheinung auftauchen würde dem
wir zwei als Kameraden, Doktot oder gar Frau Direktor werden wollen worauf es mir
das Glück bei der schönen jungen Frau um so leichter güntig
1, in der Anstalt zusammen übrigens wirklich nicht sonderlich ankommt. Und nun merken wäre, als sie ja durch die Ehe indes roifer und erfahrener ge¬
prium nämlich, daß ich es Sie wohl auf, Sie mögen sich dann auch eine andere Fraul worden war.
(Fortsetzung folgt.)