I, Erzählende Schriften 29, Doktor Gräsler, Badearzt, Seite 50

Badearzt
29. Doktor Graeslen
LETAT
üdto vom Süpssen¬
gepruche unt Russer=Lih und Erse Glrekberg gegere..
Admiralstheater bringt „Hans im Glück mit Hedda Vernon;
300 Mark Geld¬
die Biophon=Theater zeigen den Detektivfilm „Die leere
eine Anzahl von Zent¬
Wasserflasche“.
has mussig gewordenen
e verkauft, und zwar
Im Mordprozeß gegen die Zigenner Ebender wurde, wie
ch zugelassenen
uns ein Privat=Telegramm meldet, gestern die Beweisaufnahme
strafkammer des Land¬
beendet. Es wurden insgesamt 55 Schuldfragen gestellt, die bei
ung mit dem Schöffen¬
allen drei Angeklagten auf Mord an dem Förster Romänus
nur für die Kolonial¬
lauten. Die Verhandlung wurde auf morgen vertagt.
ie ihr Mehl überhaupt
Schachturnier in Warschau. Ein interessantes Schachturnier
stigrat Broh mit der
Fergericht die Begrün¬
hat am 6. März in Warschäu begonnen. Es beteiligen sich an ihm
nzelverkauf ein Preis
außer dem Großmeister Rubinste in noch folgende, in der Schach¬
inzelverkäufer gelten;
welt wohlbekannte Meister: Flamberg, Lowtzkv Kleczynski. Langleben
und Belsitzmann. Jeder spielt mit jedem zwei Partien mit wechselndem
Preis zu gestatten, als
Anzuge.
rs zurückführen. Eine
rhaupt nicht verkanken
Zeitgemäßes „Honorar“ einer Künstlerin. In einer größe¬
e Urteil auf. Es war
ren Stadt Mährens war, wie uns berichtet wird, bei einer Dilettanten¬
eblicher Unklar¬
vorstellung eine beliebte Künstlerin aus Brünn als Gast aufgetreten.
Verhandlung an das
Als „Honorar“ erhielt sie: 1½ Kilo Butter, 1 Kilo Mohn, 60 Stück
Eier, 4 Kilo weißes Mehl, 6 Lungenwürste, 6 andere Würste, 1 Kilo
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ODr AKKTA EREME E
Sabinens Bild in seiner Seele auf. Es fiel ihm ein, daß ihn
nun nichts mehr abhielt, schon heute mit dem Abendzug abzu¬
adearzt
reisen, und daß er schon morgen früh Sabine wiedersehen
könnte. Doch ließ er diesen Gedanken wieder fahren, weil er
sich scheute, der Ersehnten nach einer vielleicht schlaflosen Nacht¬
[Nachdruck verboten.]
reise müd gegenüberzutreten, und so beschloß er die gewonnene
Zeit lieber zur Abfassung eines Briefes zu benützen, der seinen
Besuch ankündigen und in günstiger Weise vorbereiten sollte.
der nur ein Gedeck
Aber als er vor dem Schreibtisch saß, die Feder in der Hand,
wollte ihm auch nicht ein Satz gelingen, der den Zustand seines
und bemerkte mit
Innern auch nur annähernd auszudrücken vermocht hätte,
ns daß auf Anord¬
und er begnügte sich mit den wenigen, aber groß und gleich¬
ließe, sie selbst den
sam leidenschaftlich hingeworfenen Worten: „Morgen abend
schien sie so zu er¬
bin ich bei Ihnen. Ich hoffe gütigen Empfang. In Sehnsucht
z, er aber ging rasch
E. G. Dann faßte er ein Telegramm an Doktor Frank ab
hlossenen Brief Ka¬
des Inhalts, daß er morgen früh ankäme und in seiner Woh¬
: „Mein lieber, mein
nung Bescheid zu finden wünsche, ob mit den Bauarbeiten am
dir. Ich werde viel
fünszehnten November begonnen werden könne. Er beförderte
du morgen fortreist,
Brief und Telegramm persönlich zum Amt, begab sich wieder
nicht mehr. Laß es
nach Hause, räumte, ordnete, verschloß, packte seine Handtasche
hsten Jahre wieder¬
und legte ganz obenauf eine kleine antike, in Gold gefaßte
ja längst vergessen.
Kamee, die das Haupt einer Göttin vorstellte. In der Nacht
Fahrt übers Meer
fuhr er wohl ein halbes Dutzend Mal auf, in einer wirren
viele Male. Deine
Traumangst, als wäre alles für immer verloren, Sabine und
herzlichen Worten,
Katharina und das Sanatorium und sein Vermögen und seine
cher Weise ergriffen.
Jugend und die schöne Sonne des Südens und die Kamee aus
hin. Aber er wollte
Elfenoein, wenn er morgen die Abfahrtsstunde verschliefe.
zurück ins Speise¬
ug in den Zwischen¬
XV.
uch ein, um nur ja
Es war ein später, aber noch mildsonniger Herbstnach¬
n zu müssen, die er
mittag, als Dr. Gräsler in dem Badestädtchen ankam. Vor
Er selbst ging von
dem Bahnhofsgebäude stand wohl ein halbes Dutzend Hotel¬
die vollkommenste
wagen und zwei Droschken; die Lohndiener riefen die Namen
,war fortgeschafft,
ihrer Gasthöfe aus, aber ohne rechte Ueberzeugung, da zu
tümlicher Duft, be¬
dieser vorgerückten Jahreszeit Kurbedürftige nicht anzu¬
rei Wochen bewohnt
kommen pflegten. Dr. Gräsler fuhr nach seiner Wohnung und
hanze Wohnung, ob¬
Er fragte vorerst nach
wies den Kutscher an, zu warten.
und öde. Er fühlte
Briefen, war geärgert, daß keine Antwort von Dr. Frank,
n der Gedanke durch
bitter enttäuscht, daß nicht eine begrüßende Zeile von Sabine
offnungen und Mög¬
da war, und erkundigte sich bei der gefälligen Hauswirtin,
tharina einfach aus
was es aus Stadt und Umgebung zu berichten gäbe, ohne
te; doch sah er zu¬
Neues. auch aus dem Forsthause nicht, wie er dunkel ge¬
nes solchen Einfalls
fürchtet hatte, zu erfahren Endlich, schon im tiefen Abend¬
nft in Frage gestellt
dämmer, fuhr er die wohlbekannte Straße zwischen den züm
frückt schien, für alle
ßtete mit einem Male größeren Teil verlassenen Villen und den finsteren Hügeln,
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Kühl, Wurst, G. Wintter, Torte, Geor. Frande, Leidieri und¬
Bismark. Des weiteren wurden nicht weniger als 97 Reit¬
erlaubnisse für Lehrlinge ausgestellt. Es sind also im ganzen
für die Flach= und Hindernisrennen 1917 174 Reiter zur Ver¬
fügung, von denen allerdings ein großer Teil unter den Waffen
steht, jedoch für die Rennen beurlaubt werden dürfte.
Mersonal-Veründerungen bei den Justizbehörden.
Dienstentlassungen. Kammergerichtsrat, Geheimer Justizrat Dr.
Hertsc, Landgerichtsrat Deegen bei dem Landgericht I in Berlin
und Amtsgerichtsrat Geheimer Justizrat Spangenberg in Allendorf
auf ihr Ansuchen und mit Pension, Gerichtsassessor Dr. Beelitz infolge
seiner Uebernahme in die allgemeine Staatsverwaltung geschieden.
Gestorben. Geheimer Justigrat und vortragender Rat im Justiz¬
ministerium Dr. Güthe, Rechtsanwälte und Notare, Geheimer Instizrat
Leonhard Friedmann in Berlin und Justizrat Kayser in Dins¬
laten sowie Rechtsanwalt Dr. Figge in Berlin.
Wetterbericht bis Montag mittag. Zeitweise heiter, jedoch vor¬
wiegend wollig mit geringen Niederschlägen, westlich der Oder etwas
milder.
S
S
unter einem sternenlosen Himmel, talaufwärts der Stätte zu,
wo ihm — nun wußte er mit einem Male unerbittlich klar,
was er sich tagelang und noch bis in die letzte Stunde töricht
zu verhehlen gesucht hatte —, ein verzweifelter, wahrscheinlich
hoffnungsloser Versuch bevorstand, die halb leichtfertig, halb
feig verscherzte Gunst des herrlichsten Wesens neu zu erobern.
Während er in seiner Seele so unablässig wie vergeblich
nach unwiderleglichen Worten der Rechtfertigung, unwider¬
stehlichen der Zärtlichkeit suchte, hielt plötzlich der Wagen
wie Dr. Gräsler vorkam, mitten auf der Landstraße —,
und mit einem Male, als wäre eben erst das Haus erleuchtet
worden, siel ein rötlicher Schein über den Fußpfad zu ihm her.
Er stieg aus; langsam, um sein heftig klopfendes Herz zu be¬
ruhigen, schritt er bis zum Eingang, auf sein Klingeln wurde
geöffnet, zugleich tat sich die Tür des Wohnzimmers auf, aus
der eben Frau Schleheim trat, während am Tische, den Blick
von einem Buch erhebend, Sabine ruhig sitzengeblieben war.
„Das ist ja hübsch, sagte die Mutter, ihm herzlich die Hand
entgegenstreckend, „daß Sie sich um uns arme, verlassene
Frauen kümmern.
„Ich war so frei, Fräulein Sabine durch
ein Wort zu verständigen.“ Nun hatte auch Sabine sich er¬
hoben und, dem Doktor, der bis an den Tisch herangetreten
war, freundlich die Hand reichend, sagte sie: „Seien Sie will¬
kommen.“ Er versuchte in ihrem Blick zu lesen, der klar, allzu
klar auf ihm ruhen blieb. Er fragte nach dem Herrn des
Hauses. „Er ist auf Reisen,“ erwiderte Frau Schleheim. „Und
darf man wissen, wo er sich zurzeit befindet?“ fragte Dr.
Gräsler weiter, während er auf Sabinens Einladung Platz
nahm. Frau Schleheim zuckte die Achseln. „Wir wissen es
selber nicht. Das passiert zuweilen. Er kommt schon wieder
nach ein paar Wochen. Wir kennen das,“ schloß sie mit einem
verständnisinnigen Blick zu ihrer Tochter hin.
„Sie bleiben
längere Zeit hier, Herr Doktor?“ fragte diese. Er sah sie an,
aber ihr Blick blieb ihm die Antwort schuldig. „Es kommt dar¬
bis ich eben
auf an,“ sagte er. „Nicht allzulange wohl,
meine Angelegenheiten erledigt habe.“ Sabine nickte wie ab¬
wesend.
Das Mädchen trat ein, um den Tisch zu decken. „Sie
bleiben doch zum Abendessen bei uns?“ fragte die Mutter.
Er ögerte mit der Antwort; wieder fragte sein Blick bei
Sabine an „Natürlich ißt der Herr Doktor mit uns. Wir
haben mit Sicherheit darauf gerechnet.“ Gräsler fühlte: Nicht
Güte erweist sie mir — Gnade vielleicht. Und er neigte stumm
sein Haupt.
(Fortsetzung folgt.)
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