I, Erzählende Schriften 29, Doktor Gräsler, Badearzt, Seite 51

Badearzt
29. Doktor Graesler
box 4/8
Sansen raaslen Baasaizt
Nr. 131.
Dri
Berliner Tageblatt.
Dienstag, den 13. März 1917.
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S
aus mehr als zehn Mann, von denen acht jetzt verhaftet werden
g30 Dem Wbunischr alnbornc= Dah die Kinder nicht mit landwirtschaft¬
Tesihesse
konnten, und zwar der Schankwirt Wiedner aus der Eichen¬
lichen Arbeiten überlastet werden mögen. Der Magistratsantrag
17 Der
dorfstraße 17, die Stallschweizer und Kuhmelker Franz Pietka,
wurde hierauf angenommen.
Otto Straßenburger, Wilhelm Nehls und Rudolf
Gegen 17 Persone##
Der städtische Arbeitsnachweis. Der seit 34 Jahren wirkende
[Lörtscher, der Fuhrherr Johann Wenger aus der Adalbert¬
kammer des Landgeri
Zentralverein für Arbeitsnachweis hielt gestern seine
straße 29, der Händler Johann Horowitz aus der Invaliden¬
den Bäckermeister Jul
Schlußsitzung ab, in der der Zentralarbeitsnachweis vom Stadtrat
straße 16 und der Stallschweizer und Melker Steiger, der auf
Anzahl von Bäckerm
Fischbeck für den Magistrat Berlin endgültig übernommen wurde.
dem städtischen Gute Buch beschäftigt war. An der Spitze der Ge¬
zieht sich auf Mehld
Der städtische Arbeitsnachweis wird am 1. April seine Tätigkeit be¬
sellschaft stand Wiedner; er gab für alle Unternehmungen die er¬
in großem Umfange.
ginnen. Bis dahin wird die Arbeitsvermittlung in der bisherigen
forderlichen Weisungen; zu ihm brachten die Einbrecher auch die
Revisionsabteilung d
Weise in der Gormannstraße fortgesetzt. Stadtverordneter Adolf
Beute. Die Diebe hatten es besonders auf Fleischwaren ab¬
strats war es bei per
Ritter nahm Veranlassung, den Vorsitzenden Landesrat Dr. Freund
gesehen. Auf ihren nächtlichen Beutezügen plünderten sie wieder¬
gefallen, daß sie Meh
für seine langjährige uneigennützige erfolgreiche Leitung der umfang¬
holt ganze Räucherkammern auf den Gütern aus und erbeuteten
wär, verarbeiteten.
reichen Geschäfte des Vereins Dank und Anerkennung auszusprechen.
Fleisch und Fleischwaren in großer Menge. Nehls, Pietka und
meister Mehl von M
Der Verein wurde am 1. April 1883 von Kaufleuten und Fabrikanten,
Steiger führten einen Einbruch in Buch aus. Die Fahrt dorthin] Beförderung anvertr#
einen Brief aus Lanzarote zu erwarten habe hinsichtlich
Zeiten, doch
gewisser Bedingungen, die zu stellen er bemüßigt gewesen
schein vom
Doktor Gräsler, Badearzt
— und würden ihm die nicht gewährt,
er ent¬
Plötzlic
schlossen, den kommenden Winter zu Studienzwecken an ver¬

Erzählung
schiedenen deutschen Universitäten zu verbringen. O, er wäre

126 Fortsetzung.]
von
[Nachdruck verboten.)
auch in seiner Vaterstadt keineswegs müßig gewesen, nicht
g
nur, daß er das Krankenhaus fleißig besucht, er habe sogar
m
Arthur Schnitzler.
Privatpraxis ausgeübt. Ganz zufällig natürlich. Ein Kind
Da nun alle schwiegen und ihm das besonders
war es gewesen, ein reizendes kleines Mädchen von sieben st
peinlich war, begann er lebhaft: „Vor allem muß ich morgen
Jahren, das Töchterchen einer Witwe, die in seinem Hause v
den Doktor Frank aufsuchen. Denn denken Sie, meine Damen,
wohnte. Er konnte sich dem nicht entziehen. Es war ein
ge
er hat mir auf meine letzten Briefe nicht einmal geant¬
nicht unbedenklicher Fall gewesen... Scharlach. Aber das
wortet. Aber ich hofse noch immer, daß wir uns einigen
Kind war nun außer aller Gefahr. Sonst hätte er kaum
he
werden.“
„Zu spät“ warf Sabine kühl ein und Gräsler
abreisen können. Während er so redete, versuchte er das Bild
fühlte gleich, daß sich dies nicht allein auf das versäumte Ge¬
der Frau Sommer in seiner Erinnerung hervorzurufen; aber
er
schäft bezog. „Doktor Frank.“ erklärte Sabine dann, „hat sich
immer erschien statt ihrer die Dame mit dem Puppengesicht! Na#
entschlossen, die Anstalt selbst weiter zu führen. Seit ein paar
Er
aus dem illustrierten Familienblatt, die sein Träume auf der
Tagen wird schon fleißig renoviert. Ihr Freund, der Bau¬
Schiffsreise erfüllt hatte. Offenbar bestanl eine gewisse Aehn¬
alter
meister Adelmann, hat die Arbeiten übernommen.“ — „Mein
lichkeit; — ja natürlich, war sie ihm nicht gleich aufgefallen? nicht
berd
Freund ist er nicht,“ sagte Gräsler, „sonst hätte er mich wohl
wohl. Gerc
Sabine hatte seinen letzten Mitteilungen anscheinend mit
ernt.
irgendwie verständigt.“ Und er schüttelte den Kopf, schwer
es einsehen
wachsendem Anteil doch wie er vielleicht nur aus seinem
und langsam, als hätte er an dem Baumeister eine bittere
himmlische Brief
bangen Gewissen heraus fürchtete, mit geringem Glauben
gewesen. .. So übe
Enttäuschung erlebt. „Unter diesen Umständen,“ bemerkte
zugehört, und beinahe unvermittelt begann sie von ihren
Sabine höflich, „werden Sie wohl wieder nach dem Süden
beiden Freundinnen zu erzählen, deren Gräsler sich wohl und er wußte, daß er
weil zwischen seinen
gehen?“ — „Natürlich, erwiderte Gräsler rasch. „Nach meiner
erinnern dürfte, und von denen die jüngere sich mit einem
guten Insel Lanzarote. Ja. Ueberhaupt dieses Klima hier!
verspäteten Kurgast aus Berlin verlobt hätte. Zur Hochzeit schüttet war. Und
Wer weiß ob ich solch einem mitteleuropäischenWinter noch
wollte man hinreisen, und bei dieser Gelegenheit, wie die erstickten Ausruf end
mir“ — hörte er sie
gewachsen wäre.“ Es fiel ihm ein, daß er bei der mangel¬
Mutter bemerkte, sich nach langer Zeit wieder einmal in den
haften Schiffsverbindung vor Mitte November auf der Insel
Großstadttrubel stürzen. Von neuem und ungeduldiger, be¬ Ihnen nichts zu ver
wenn Sie nicht gesp
nicht eintreffen und daß er bis dahin, da er sich weder ange¬
schwörend beinahe, richtete Gräslers Blick an Sabine die
hätte ich Sie gebeten
kündigt noch entschuldigt hatte, seinen Platz schon ausgefüllt
Frage: Wie ist's nun eigentlich mit uns Beiden? Aber ihre
nun so hart, daß Gre
finden könnte. Nun, grücklicherweise war er ja nicht darauf
Augen blieben undurchdringlich, und wenn sie auch im Laufe
War es nicht beleidi
angewiesen. Wenn es ihm beliebte, könnte er sich ein halbes
des Ahends freundlicher, ja milder geworden schien, er fühlte,
Beleidigte Liebel
Jayr und länger Ferien gönnen; ia, wenn er sich nur ein
daß er das Spiel endgültig verloren hatte. Doch wehrte sich
handen war, deren
wenig einschränkte, dürfte er seine Praxis gänzlich aufgeben.
sein Stolz dagegen, eine solche, gleichsam stumme Verab¬
neuem Mut: „Sabin
Aber der Gedanke machte ihn bang. Er war gar nicht im¬
schiedung, wie sie ihm zugedacht schien, hinzunehmen, und er
als dies eine — daß
stande ohne Beruf zu leben. Er mußte arbeiten, Menschen
war entschlossen, Sabine vor seinem Fortgehen um eine
Sie im nächsten Fr#
gesund machen, das Dasein eines edeln, tätigen Mannes
Unterredung zu bitten. Als er sich erhob und mit erkünstelter
unterbrach ihn: „Es
führen
und am Ende war ihm das doch noch an dieses
Leichtigkeit auf die Möglichkeit eines weihnächtlichen Wieder¬
Doktor Gräsler.“
wundersamen, reinen Wesens Seite bestimmt das ihn für sein
sehens i
Berlin anspielte, stand auch Sabine
spöttisches Lächeln au
Zögern vielleicht nur ein wenig strafen, ihn vielleicht noch
vom Tisch auf, und ihre Absicht war unverkennbar,
„Ich wünsche Ihnen
einmal prüfen wollte. Und so betonte er plötzlich, daß er bis= dem Gast das Geleite
Und
geben.
gingen
1
her keinerlei bindende Abmachungen getroffen, daß er noch sie denn Seite an Seite, wie in jenen schöneren!