I, Erzählende Schriften 29, Doktor Gräsler, Badearzt, Seite 53

29. Doktor Graesler
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Sehtenardesien, Ladearz.
Nr. 133.
Berliner Tageblatt.
Mittwoch, den 14. März 1917.
Der sich seldese rastert, st seht un Rinten. Restesels gut ag De heiermnestern
sehel ien Senhe angetenten
als ein Hetzblat
nicht mehr Es gibt Rasiercreme, vor einem halben Jahr gab es
Natürlich lassen seit dem Ausbau der Dezentralisation die
feindlicher Ten
noch Rasierpulver — aber nur zu Preisen, die im Vergleich ebenso
Sendungen nach Berlin nach. Kleinere Städte, in denen nicht viel
dieses Ausdrucks die
hoch sind wie die heutigen Schinkenpreise. Wie der Kriegsausschuß
Armut existiert, könnten aber ganz gut weiter nach Berlin liefern,
des Hauptverfahren
für Oele und Fette einem unserer Mitarbeiter mitteilte, werden im
wo der Bedarf ständig ein so hoher ist. Auch die Stoffknappheit
Beschwerde hatte d
Monat von den Seifenfabriken nur 15000 bis 20000 Kilo¬
macht sich jetzt unliebsam bemerkbar. Um immer neue Propaganda
jetzigen Klage lag f
gramm Rasierseife hergestellt. Diese Seife wird vom Kriegsaus¬
zu machen, hält Frau Hamburger in den Groß=Berlin Lyzeen Vor¬
Nach den Sitzung
schuß für Oele und Fette an den Verband deutscher Fri¬
träge zum Thema, verbunden mit Ausstellungen von Musterstücken
die Kommissions
seure, Barbiere und Perückenmacher in Berlin weiter¬
und Verteilung von Merkblättern und Schnitten für einfache und
kellers noch zwanglo
gegeben, der sie dann über das ganze Reich an die einzelnen Innungen
hygienisch richtige Anfertigung der kleinen Bekleidungsstücke. So
Bei diesen Unterha
verteilt. Privatleute bekommen nichts. Wer sich also scheut, zum
getrieben; man unt
hofft sie für Groß=Berlin immer neue jugendliche Helferinnen in
Barbier zu gehen, wem die Ersatzmittel, mit venen er sich noch selbst
halten des nicht an
der Säuglingspflege zu werben, aus denen sich allmählich der „kleine
dulde, daß seine Zei
rasieren kann, zu teuer sind, der muß sich notgedrungen einen
Mutterbund“ zusammenschließen soll.
A. P.
zutreffenden Behau
patriarchalischen Vollbart wachsen lassen.
da er selbst Mitglic
Die sechste Kriegsanleihe. Die Sparkasse der Stadt Köln
Aufklärung von Seidendiebstählen. Bei der Aufklärung
klage behauptete, da
beteiligte sich mit einem Betrage von 20 Millionen Mark.
der großen Seidendiebstähle, die in der letzten Zeit verübt
dung gebraucht hab


Seeien
XVI.
bändig und gab
gewisten Wollust
Doktor Gräsler, Badearzt
Am nächsten Abend, eine Stunde nach seiner Ankunft.
Främein, war.dt
stand er an der Straßenecke, von der aus er Katharina sofort
die er nu
Erzählung
erblicken mußte,t#enn sie den Handschuhladen verließ. Die
verst
beiden neben ihr in dem Geschäft angestellten Verkäuferinnen
(27. Fortsetzung.]
von
[Nachdruck verboten.)
keine
traten eine nach der andern aus der Tür und verschwanden,
ist
Arthur Schnitzler.
die Rolladen wurden geschlossen, der Geschäftsdiener entfernte
alte
sich, das Bogenlicht erlosch —
und Katharina war nicht er¬
Er faßte ihre Hand, er versuchte sie zu halten. — Sie entzog
ziel
schienen. Sonderbar. Höchst sonderbar. Ihr Urlaub war
sie ihm sanft. „Reisen Sie glücklich,“ sagte sie, und in ihrer
E
doch abgelaufen! Was also konnte sie vom Geschäfte fernge¬
Stimme klang noch einmal alle Güte mit, die ihm nun für
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halten haben? Eine plötzliche Eifersucht flammte in Gräsler
alle Zeit verloren war; sie wandte sich, und ohne ihren Schritt
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auf; kein Zweifel — sie war mit jemand anderm zusammen.
zu beschleunigen, aber unwiederrusbar ging sie nach dem Hause
Pe
Mit einem alten Bekannten vermutlich, für den man wieder
zurück, hinter dessen Türe sie verschwand.
nich
Zeit hatte, ietzt, da der alte Doktor aus Portugal mit den
Nur eine kurze Weile stand Gräsler starr, dann eilte er
geg
indischen Schleiern und Bernsteinketten abgereist war. Viel¬
zum Wagen, stieg ein, hüllte sich in Mantel und Decke und fuhr
her
leicht war's auch eine ganz neue Bekanntschaft. Warum nicht?
durch die Nacht heimwärts. Trotz erwachte in seinem Herzen.
Sowas macht sich ja sehr geschwind bei unsereinem, Fräulein lan
Gut denn, sagte er bei sich, du willst es so, du treibst mich selbst
Katharina, nicht wahr? Wo mögen sie denn nur stecken? zu
in die Arme einer andern, du sollst deinen Willen haben.
Im Theater wahrscheinlich! Das ist ja wohl die feststehende ab
Mehr noch. Du sollst es erfahren. Eh ich in den Süden
Reihenfolge? Am ersten Abend Theater und gemeinsames wa
reisé, komme ich mit ihr hierher. Ich werde ein paar Tage mit
Abendessen, am zweiten — alles übrige! Das hatte sie wohl Do
ihr hier wohnen. Ich werde mit ihr spazieren fahren, am Forst¬
schon etliche Male mitgemacht. Aber daß die Geschichte gleich I
hause vorbei. Du sollst sie sehen! Du sollst sie kennen
wi
lernen. Du sollst mit ihr sprechen. Hier erlaube ich mir,
am nächsten Tage von neuem anfing, das ging denn doch
reif
Ihnen meine Braut vorzustellen, Fräulein Sabine! Keine so
über den Spaß! Die Elende, um derentwillen er ein Wesen
ma
reine Seele als Sie, mein Fräulein, aber dafür auch keine so
wie Sabine verloren hatte. Davonspaziert mit Schals und
fehl
kalte! Nicht so stolz, aber gütig. Nicht so keusch, aber süß!
Hüten und Kleidern und Schmuck und macht sich am Ende
noch
Katharina heißt sie — Katharina
noch lustig mit irgendeinem jungen Kerl über den alten
Er sprach den Namen laut vor sich hin. Und je weiter der
Narren aus Portugal ... So jagten seine Gedanken, und in
amü
Wagen sich vom Forsthaus entfernte, um so heißer stieg die
absichtlicher Selbstquälerei lehnte er die Möglichkeit harm
trät
Sehnsucht nach Katharina in ihm empor, und wurde bald zu
loserer Gründe für Katharinens Nichterscheinen innerlich ab.
halbn
dem wundersam sicheren Frohgefühl, daß er die Geliebte bald,
Was also beginnen? Sich ruhig nach Hause trollen und die
Art
—morgen — morgen abend schon wieder in seinen Armen
Sache auf sich beruhen lassen, das wäre gewiß das Vernünf¬
sot
halten konnte. Was sie für Augen machen würde, wenn sie
tigste gewesen; aber so viel Selbstüberwindung brachte er
an
ihn plötzlich abends um sieben Uhr in der Wilhelmstraße er¬
nicht auf. So entschloß er sich denn, den Weg nach der Vor¬
blickte? Das sollte eine Ueberraschung sein. Und eine an¬
stadt einzuschlagen, um vor allem einmal in der Nähe ihres
ange
dere, größere stand ihr bevor. Denn ein Philister war er nicht.
Hauses Aufstellung zu nehmen und zu warten. Es würde
fegte
Er hatte nichts anderes als den Wunsch, glücklich zu sein, und
sich ja bald zeigen, mit wem sie angerückt käme, es sei denn,
wurde
so wollte er das Glück nehmen, wo es so herzlich, so unbedenk¬
sie hätte sich etwa bei dem neuen Liebhaber gleich häuslich
war noch la
lich, so wahrhaft frauenhaft dargeboten wurde, wie von
eingerichtet ... Aber das war nicht zu befürchten. Es fand
standen ihm nun b
sich nicht bald wieder ein Narr, solch ein Geschöpf als Haus¬
Katharina . .. Katharina... Wie gut war es doch, daß er
zwölf, auch morgen
Sabine noch einmal gesehen hatte. Nun erst wußte er, daß genossin bei sich aufzunehmen, solch ein abgefeimtes, schwatz¬
Katharina die Rechte für ihn war und keine andere.
haftes, ungebildetes, verlogenes Ding. Er verachtete sie un¬