I, Erzählende Schriften 29, Doktor Gräsler, Badearzt, Seite 56

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Badearzt
Doktor Graesler
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29. Sa
1. Beiblatt.
Druck und Verlag von Rudolf Mosse in Berlin.
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Meaneen eeeeerneeneenheen
weniger als 1916, hervorgerufen aus der Verminderung der Schlach¬
Direktor, Herr Steiner, tritt am 1. April von der Leitung der Speziali¬
Dr. Landsberger,
tungen in Höhe von rund 1081 000 Mark. Diese beliefen sich in den
tätenbühne in der Friedrichstraße zurück und an seine Stelle tritt
lkinder für mehrere
letzten Jahren auf etwa 2,4 Millionen Mark. Sollte es gelingen, die
Direktor Klein. Im April wird noch ein reines Spezialitäten¬
sichtige, erwiderte Ober¬
Pachtungen zu vermehren, dürften auch für die kommenden Jahre be¬
programm gespielt werden, während für den Mai von dem neuen
Magistrat bereits mit der
deutend höhere Einnahmen als bisher zu erwarten sein. Die
Leiter der Bühne ein neues Variétégenre geplant ist.
Sitzung den Stadtver¬
Einnahmen der Schlächterei sind mit rund 1272000 Mark angegeben,
Preußisch=Süddeutsche Klassenlotterie. Bei der gestrigen
die Ausgaben mit 1154 000 Mark. Das Sägewerk in Hobrechtsfelde
Nachmittagsziehung der 3. Klasse der Preußisch=Süddeutschen Klassen¬
h die Versammlung mit
lotterie fiel ein Gewinn von 75000 Mark auf Abteilung I Nr. 4535
schließt mit einer Einnahme von 184 000 Mart und einer Ausgabe von
schen Anleihe. Wie
nach Berlin, der zweite Gewinn von 75000 Mark auf Abtei¬
118 000 Mark ab. Der Brennereibetrieb in Buch soll bei einer Erzeu¬
nleihe von vielen
lung II Nr. 4535 nach Jauer.
gung von 92000 Liter Alkohol in sechs Monaten 72 700 Mark bei
Wieder drei Brotkartendiebe verhaftet. In der Münz¬
69 100 Mark Ausgabe ergeben haben. Die Berechnung über die Bieh¬
netenversammlung
straße wurde gestern von Kriminalbeamten ein Mann be¬
haltung weist folgende Zahlen aus: Es sind vorgesehen an Gesamt¬
einnahmen in Buch: 1227 200 Mark, das sind 400 200 Mark mehr als
obachtet, der zwischen einzelnen Schankwirtschaften hin und her
gleichfalls mit dem Haus¬
1916 und rund 1 104 400 Mark Ausgaben oder 326 400 Mark mehr.
ging und sich auf verschiedenen Hausfluren längere Zeit aufhielt.
Mark abschließt.
Es stellte sich heraus, daß er auf seinen Gängen Kunden für Brot¬
Angekauft sollen werden: in Buch für etwa 700000 Mark Vieh; in
ein Ziffernbild von dem
karten suchte und mit ihnen auf den Fluren die Geschäfte ab¬
Schmetzdorf für 805 000 Mark; in Osdorf für 241 600 Mark; in Gro߬
die Einkommensteuer ein
könnte. Ich habe nämlich das Vergnügen —“—,Ah,“ unter¬
da schickt man so ein Mädchen aufs Land, läßt sich's was
brach ihn Frau Rebner sichtlich erfreut, „Sie siad wohl der
kosten, und nun kommt sie einem erst recht elend zurück. Na,
Badearzt
Herr Doktor, den Katharina auf dem Land bei Ludmilla kennen
es wird wohl nicht viel sein, Herr Doktor. Sicher ist sie abends
gelernt, und von dem sie das schöne Tuch bekommen hat?“
im Freien gesessen bei der vorgerückten Jahreszeit. Nicht
„Ja, der bin ich, Dr. Gräsler ist mein Name.“ — „Freilich,
wahr, Katharina, so ist's gewesen?“
Dr. Gräsler . .. sie hat uns von Ihnen erzählt . .. ja. Und
Katharina antwortete nichts und schob das Tuch wieder
[Nachdruck verboten.)
ich will gleich nachsehen, ob es möglich ist, sie liegt nämlich zu
über ihre Augen. Dr. Gräsler wandte sich an den Vater. Es
er.


Bette. Gestern ist sie erst zurückgekommen, sie wird sich wohl
war ein ziemlich kleiner, beleibter Mann mit glanzlosen
erkältet haben.“
ier in Wind und Regen
Augen, beinahe kahl, und mit einem aufgedrehten grauen
Gräsler erschrak heftig. „Zu Bette? Seit wann?“ — „Sie
undenlang auf und ab
Schnurrbart. „Es ist keine Erkältung,“ sagte Gräsler, „es ist
ist heute noch gar nicht aufgestanden. Es wird wohl auch ein
Scharlach.
n begann er doch einer
wenig Fieber dabei sein.“
— „Haben Sie denn schon einen Arzt
schon längst schüchtern
„Aber, Herr Doktor, davon kann doch wohl keine Rede sein.
hier gehabt, Frau Rebner?
„Ach, das Frühstück hat ihr noch
nde zu Hause wäre?
Das ist doch eine Kinderkrankheit. Ihre Schwester hat's ge¬
MNE
„Vielleicht wür¬
so gut geschmeckt, das geht schon vorüber.
äfte fortgegangen war,
habt, da war sie fünf Jahre alt. Da hätte sie's doch gleich
den Sie mir aber erlauben, da mich der Zufall eben hergeführt

damals bekommen.“
hrem Urlaub nicht viel
hat, — ich denke, Fräulein Katharina wird nichts dagegen
ihr Urlaub d# noch
Katharina schien durch das überlaute Wesen ihres Vaters
haben. — „Nun ja, da Sie doch Arzt sind, es trifft sich vielleicht
eden letzten freien Tag
zu klarem Bewußtsein gebracht und sagte: „Der Herr Doktor
ganz gut.“
alles selbst nicht recht,
wird es wohl besser wissen als du, Vater. Aber er wird mich
Und sie führte ihn durch ein ziemlich geräumiges, nicht er¬
um so mehr, als es ja
auch sicher gesund machen, nicht wahr?“
leuchtetes Zimmer in ein kleineres, wo Katharina im Bette
ewißheit zu verschaffen.
„Ja, das werde ich, Katharina, das werde ich,“ erwiderte
lag. Auf dem Nachtkästchen stand eine Kerze, von der ein
sppen hinauf und fragte
Gräsler, und er liebte sie in diesem Augenblick so sehr wie
Lichtschein über das feuchte, weiße Tuch flackerte, das vielfach
pb das Fräulein Tochter
er noch niemals ein menschliches Wesen geliebt hatte. Während
zusammengefaltet auf Katharinens Stirn lag, so daß ihre
m sonderlich auffallen.
er nun seine Anordnungen traf, erschien die Schwester mit
Augen vorerst ganz unsichtbar waren.
einer Familie, wo das
ihrem Gatten, der den Doktor zuerst mit einem vergnügten
„Katharina“ rief Gräsler. Sie rückte das Tuch an¬
Ppäck vom Lande zurück¬
Zwinkern begrüßte, aber vor dem Ernst der Lage alsbald mit
scheinend mühsam von den Augen fort, die trüb erglänzten.
sie nicht zu Hause war,
seiner Frau ins Nebenzimmer entwich. Den Eltern jedoch
„Guten Abend“, sagte sie mit einem schwachen Lächeln, doch
selegenheit, unter welch
erklärte Gräsler leise, daß er diese Nacht über jedenfalls hier¬
wie abwesend.
Haus verbrachte. Und
bleiben werde, gerade die erste Nacht sei in solchen Fällen sehr
„Katharina!“ Er stand an ihrem Bett, entfernte hastig die
r, da war ja alles schön
bedeutungsvoll, und wenn er ununterbrochen bei ihr wachte,
Decke von ihrem Hals, schob das Hemd von ihren Schultern
vieder und machte alles
so vermöchte er vielleicht mancher Gefahr vorzubeugen, deren
weg und eine dunkle Röte zeigte sich. Das Fieber schien sehr hoch
de nächsten Tage mit ihr
erste Anzeichen ungeschulten Augen entgehen könnten.
gestiegen, die Abgeschlagenheit war beträchtlich, und so bedurfte
ig, was ihm durch den
„Nun, Katharina,“ sagte der Vater, wieder an ihr Bett
es für Gräsler keiner eingehenderen Untersuchung mehr, um
ts zu tun, als ihr inner¬
tretend, „du kannst von Glück sagen. So einen Doktor hat
Katharinens Erkrankung als Scharlach zu erkennen. Und ihre
in seiner erbärmlichen
nicht jede. „Aber, Herr Doktor,“ er zog ihn mit sich zur Tür,
eine Hand in der seinen haltend, tief bedrückt, sich wie ein
Schuld trug als sie. So
„das will ich Ihnen doch gleich sagen, wir sind keine reichen
Schuldiger fühlend, sank er auf den Sessel neben dem Bett hin.
gen für sie vor der
Leute. Wenn sie auch auf dem Land gewohnt hat, sie war ja
In diesem Augenblick kam der Vater heim, und schon in
nur zu Gast bei Ludmilla, wie Sie wohl bemerkt haben. Nur
der Türe rief er: „Aber, Kinder, was macht ihr denn für Ge¬
Frau im Hauskleid,
das Billet hin und zurück, das haben natürlich wir bezahlt.“
schichten? So habt ihr also wirklich einen Doktor —“ Seine
nete und sah ihn ver¬
Seine Frau verwies ihm das Reden, zog ihn mit sich ins
Frau trat ihm entgegen. „Nicht so laut,“ sagte sie, „der Kopf
Wohnzimmer, da sie fühlen mochte, daß es an der Zeit war,
tut ihr weh. Es ist ja der Doktor, den sie draußen bei Lud¬
in hier recht bei Herrn
Katharina mit ihrem Arzt allein zu lassen.
milla kennen gelernt hat.“
h bin seine Frau.“
(Fortsetzung folgt.)
„Ach so, sagte der Vater nähertretend, „das freut mich
h wollte nämlich fragen,
ein Katharina sprechen sehr, Ihre werte Bekanntschaft zu machen. Ja, sehen Sie,