I, Erzählende Schriften 29, Doktor Gräsler, Badearzt, Seite 61

29. Doktor Graesler
Badearzt
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96 A06 1917
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#ed zu übertragen versteht, einen Lebensekel, dessen er und der alter Jugendfreund,
##ier sich schließlich nur mittels eines Lächelns erwehren können, städtchen nimmt Dr.
Feutieten.
in dem Sinne etwa der trivialen Worte: Ja, so ist das an die tote Schwe
wohl niemals die
Leben!
„Doktore Gräsler, Badearzt“, eine Erzählung, so hat Buch füllen, wenn
Das neueste Buch Artur Schnitzlers.
Schnitzler sein schlankes, neuestes Buch genannt. Die Handlung gerufen würde, wa
„Doktor Gräsler, Badearzt“, eine Erzählung. — S. Fischer,
##e damit ein, daß Dr. Gräsler, ein korrekter, wohlkonservierter seinen Gewohnheite
Verlag, Berlin.
#chundvierzigjähriger Herr, von dem Hoteldirektor auf der Bade=wird dort von ein
Von
##ntel Lanzarote wieder einmal nach Beendigung der Badesaison Mädchen empfange
Max Foges.
Abschied nimmt. Wie seit Jahren hat Dr. Gräsler ein halbes die Mutter Sabin#
ganz bedeutungslos
Kein Buch up to dats, kein Buch vom Tage, vom blutigen Jahr auf Lanzarote als Badearzt fungiert und geht jetzt nach
Kriegstag, auch kein Buch von großen Menschheitsfragen, keine Deutschlend, um dort in einem Aeinen Kurörtchen als Kurarzt wird etwas wie
Flucht in die Welt einer schöpferischen und skurrilen Phantasie, die andere Hälfte des Jahres zu verbringen. Das ist Herrn wird in den
sondern ganz im Gegenteil ein ruhiges Buch von kleinem Geschehen, Dr. Gräslers Beruf, seit er es satt bekommen hat, als Lloydarzt Dieser Familienkr
abseits von der Heerstraße der uns umbrandenden Weltgeschichte, in der Welt herumzufahren. Er hat erst kurz vor Abschluß Sabine und einem
ein absichtliches Ausbiegen und Sichabschließen von den Fragen des der Badesaison in Lanzarote ein sehr trauriges Erlebnis nicht Försterleute,
gehabt, seine etwas ältere Schwester Friederike, die war, kann eine sol
Tages. Aber dafür ein echt Schnitzlersches Buch mit allen
ihm
die
Elementen der Schnitzlerschen Eigenart, unverkennbar selbst¬
Wirtschaft der Ruhesitz eines
M
sein Wanderleben, teilte und
verständlich in der feingetriebenen Silberschmiedearbeit des Wiener
führte, hat sich eines Tages aus ihm unerklärlichen Gründen er-loren hat, von sein
Meisters der Erzählung, voll von seiner Anmut, aber doch möchte
hängt. Die Sache geht Dr. Gräsler eigentlich nicht allzu nahe.
Bühnenruhme träu
man jagen, wenn man von der Schnitzlerschen Muse als einer Mehr als ein tiefer Seelenschmerz ist es die Störung seiner mit guten Weinen
reizvollen Frau spricht, daß gewisse bittere Züge, die immer Gewohnheiten und seiner Bequemlichkeit, die ibn etwas erschüttert erwerben im Begri
verborgen hinter ihres Ausdruckes Lieblichkeit lauerten, diesmal hat und über die Motive des Selbstmordes tiöstet er sich mit der der Vater wollte
deutlicher hervortreten, daß der Zug wehmütiger Resignation sich Annahme einer Melancholie, deren Spuren in an dem gealterten ischlagen, trotz ihrer
schärfer gellend macht und hinter dem Leben in dem neuen Buch Mädchen nun schon lange hatte wahrnehmen wollen. Dr. Gräsler Ihren Krankenpfle
Schnitzlers eine gewisse lebensfeindliche, fast grämliche Ironie ist überhaupt keine tiefe Natur. Er stammt aus ziemlich wohl= wir ahnen, daß sich
hervorblickt. Das Buch kann schon vor Jahren geschrieben sein,hobender Familie in irgendeiner deutschen Mittelstadt, die wir zauberhaft auf
es spielt vor dem Kriege, wenn überhaupt die Handlung einer
noch kennen lernen werden, die aber vom Autor weiters Aktivität und
nicht näher charakterisiert wird. Mit kühlem Egoismus ein spätes Lebe
besonderen Erwähnung verdient, und es beschäftigt sich mit
Allzumenschlichem, aber gerade von jener Art, die heute durch hat Dr. Gräsler zeitlebens die Freuden der Liebe gelegent= handelt wegen des
das ungeheure Weltgeschehen gänzlich in den Hintergrund gedrängt lich genossen. Das Interesse für seinen Beruf und seine im Ort und alle.
ist und von manchem Leser vielleicht nur mit einem Achselzucken Patienten ist mit den Jahren ein rein geschäftliches geworden, er Dr. Gräsler leidet
gewürdigt wird. Dieses Allzumenschliche, das hier von einem Künstler hat mancherlei im Leben auf seinen großen Schiffsreisen gesehen,
sicherheit, an einer
meisterhaft behandelt wird, lebt aber, wie alles Wahre und Wirkliche, aber auch nur so im Vorüberfahren, denn Abenteuerlust war nie¬
zum entscheidenden
wundervollen Brief
wenn auch unbeachtet mitten in unserer Zeit weiter, wie es vor
dieser Zeit gelebt hat und wir es nach dieser Zeit leben wird, korrekten, weltmännischen Wesen als Kur= und Badearzt verbirgt.
auch nicht Liebe,
leider leben wird, denn es ist zeitlos Menschliches, und das muß Er begibt sich also von Lanzarote in das Kurstädtchen, wo er des um ihre Hand anh
gleich gesagt werden, wenig erfreulich Menschliches, so daß dem Sommers die Praxis ausübt, und gedenkt gelegentlich auf kurzel einst für einen Bül
Leier nach der Lektüre des Buches ein bitterer Nachgeschmack Zeit seine Heimatstadt zu besuchen, wo er mit seiner Schwester jungen Arzt, der ##
bleiht. Vielleicht hat auch der Dichter ihn empfunden und gerade eine hübsche, wohleingerichtete Wohnung besitzt und wehmr auch Weise gibt sie ein?
seine Meisterschaft ist es, daß er auf den Leser sein Empfinden wegen der Verlassenschaft der Schwester muß, die muttlerweile sein: Schwächen kennt, un