I, Erzählende Schriften 29, Doktor Gräsler, Badearzt, Seite 63

29. Doktor Graesler
Badearzt
box 4/9
Donter erdestei, Bauearzt
Wenm Millags-Zeitn
Z3AULE
Berta Garlan, den anderen, die man aus Schnitzlers
Karl May will
Feuillekon.
Stücken und Novellen bereits kennt. Und Anatol, der be= verwickelte Theorie vor
rühmte Frauenbezwinger, blamiert sich zuletzt wieder schwung des Gewalt¬
Ein neuer Schnißler. — Karl Mays „Ich“.
gründlich. Zeigt, daß er in der Tat nichts von Frauen= die er anläßlich seines
Im Fischer=Verlag ist der neue Schuitzler erschienen: herzen, Frauenlisten, Frauensehnen versteht, so eifrig er sich vor seinem Tode, im
Dr. Gräsler, Badearzt. Betitelt sich „Erzählung“. Ist auch mit jenem Studium auch befaßte. Abermals zertrümmert ert in allen seinen Werken
kaum mehr. Etwa eine Novelle nach Art der vielen, mit selbst sein Glück und rennt mit offenen Augen in das sichere Selbstbiographie sucht
Recht geschätzten, die man Artur Schnitzler verdankt. Und Verderben. Nur daß diesmal ein versöhnlicher Ausklang Erzählungen, jede der
vor allem kein Kriegsbuch, was entschieden rühmend hervor= nicht fehlt: die Freude an dem Kind, das, werdend und heuer populär geworde
gehoben werden muß. Es ist eigentlich nichts von dem erblühend, Trost bietet für den Kummer, den es, geworden wähnten Theorie geste
Großen, Zündenden, Hohen in diesem Buche vorhanden, und erblüht, dem nächsten Anatol in diesem ewigen Reigen
sei. May erklärt mit
wie man es von Schnitzler zu verlangen unb zu erwarten zufügen wird ..
Zw eck verfolgt, a
pflegt. So paradox es klingt: die Erzählung ist beinahe
läntern, zur Vollendu
aufdringlich in ihrer Schlichtheit, protzig in ihrer gesuchten
Der Leiter des Karl May=Verlages und Ver####müdenden, langweilige
Einfachheit. Die Menschen, die Situationen, die Ereignisse,
dern vielmehr d
von Karl Mays literarischem Nachlaß, Dr. E.
die Fragen, die der Dichter behandelt, sind vollkommen
#tigen Eindruck üb
unkompliziert, aus dem täglichen Leben gegriffen, aber aus gibt eben in dem genannten Verlagsunternehmen zwei
vermag der
dem banalsten täglichen Leben, nicht aus jenem, zu dessen Bände der May=Serie heraus: einen Band „Halbblur
Erfassung und Schilderung man im allgemeinen nicht die sechs Erzählungen, deren eine —
ande — wenn ich
Kamg
Fähigkeit besitzt, ist man nicht einer der Auserwählten nicht irre, schon einmal unter anderem T##e Der schwarze
Anatol kehrt in einem anderen Gewande wieder. Nicht Mustang“ *) erschienen ist und von vonen die äbrigen aussund de
als
des Schriftstellers frühester Schaffenszelt stammen. Sie sind
auf der Bühne, sondern in einer Novelle. Der alternde
and, bis=fiel
Anatol, derselbe Anatol, der im einsamen Weg“ sein ver=die typtschen May=Geschichten, romantisch
unte
pfuschtes Dasein erkennt und zu spät merkt, daß nicht immer weilen von einem erquickenden, ursprünglichen Humor
nich Teugnet, nich
derfenige der Kluge und Glückliche ist, der sich zu lange Zeit durchleuchtet, dabei in jenem lehrhaften Ton gehalten, den fühne
r versch
May liebt und regelmäßig anschlägt.
läßt, zu kritisch wählt, zu sehr dem Egoismus Herrschaft
eßge
über sich und andere einräumt. Dieser Anatol, der einmal
Weit charakteristischer ist der Band „Ich“ der
Julian, einmal Dr. Gräsler, einmal irgendwie anders heißt, Aufschluß über die Rätselgestalt des Dichters und über sein
dabei aber doch stets Anatol bleibt, füllt Schnitzlers Räiselleben gewähren soll. Man erinnert sich, daß May im

neuestes Werk mit seinen Torheiten. Sollte uns im Grunde Mittelpunkt zahlloser Prozesse stand, in deren Verlauf ihm schnöden Mamm
so unsympathisch wie nur möglich sein, und ist es doch nicht auch nachgewiesen wurde, daß er in seiner Jugend mehrere Standpunkt verf
weil wir uns des Mitleides, vielleicht auch ein klein wenig langjährige Gefängnisstrafen verbüßte, woran sich die Be= und das andere
des Verstehens nicht erwehren können. Und dieses Ver= hauptung reihte, er habe die von ihm geschilderten Reisen Mays Phantaste, sein
stehen, gegen das wir uns aufbäumen möchten, bringt uns niemals unternommen sei ein gewöhnlicher Schwindler ein seine fesselnbe Art, zu
den sprunghaften, selbstsüchtigen, kapriziösen Anatol=Plagiator und dergleichen. In dieser Richtung nun bietet jene Mos
mente, die den
Typus näher, auch den Anatol in der Gräsler=Maske. Ein Karl Mays Beichte, Die Dr. Schmid so erschöpsend als mög= machen,
sind unbe
Stück des Mannes als solches steckt in der Rolle, die Artur lich ergänzt, bemerkenwerte Aufklärungen. Mehr als das: Quc
sein wirklich
ten,
Schnitzler dem Träger seiner Erzählung zuteilt, des
erstaunliche Aufklärungen. Vorwen genommen: Karl Mayl dam
g zu schaffe
Mannes, den gekränkte Eitelkeit, getäuschte Hoffnung nicht ist tatsächlich vorbestraft gewesen. Drei= oder viermal sogar. verführend gewirkt, da
zur Ueberlegung, zur Prüfung seiner selbst, sondern zu Wegen ganz gemeiner Eigentumsdelik. Er hat niemals sleumdung. Jedermann
Widersinnigkeiten veranlassen, teils aus Trotz, teils in
erlebt, was er in einigen Dutzenden Büchern berichtete, in sohne sich auf die Unter
einer Art von Galgenhumor.
jenen Büchern, die von der Jugend verschlungen und auch oder Symöolisches
Der Mann Anatol ringt allein mit einer Vielheit von vom gereiften Alter nicht ungerne gelesen werden. Es gibt zählungen ohne diese R
Frauen, ein Umstand, der gewiß auch symbolisch gedeutetl keinen Shatterhand, keinen Kara Ben Nemsi, keinen
In der unzweif
werden soll. In allen Trachten und Gestalten treten ihm Winnetou, keinen Hadschi Halef Omar, Surehand, Fire= Band „Ich“ zwar nich
diese Frauen entgegen: Sabine, Katharina, Friederike, hand usw. Eine herbe Enttäuschung für die begeisierte spannenden, lebendigen
Frau Sommer. Man begegnet dem süßen Mädel, der Frau jugendliche Gemeinde des Dichters.
wertvollsten einer. —